CATAPULTS

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Rollsport und Classic Rock

Sie kommen aus der Provinz Niedersachsens – und klingen mit ihrem Emo-Pop-Punk doch durch und durch amerikanisch: CATAPULTS aus Oldenburg. Jetzt hat die junge, 2017 gegründete Band, bestehend aus Joost Rademacher (voc, gt), Maurice Gärtner (gt), Lars Bannasch (bs) und Malte Grätsch (dr), ihr Debütalbum „I’ll Be Honest“ eingespielt. Wie sich das anfühlt, welche Rolle Skateboards für CATAPULTS spielen, und ob das geht, Gefühle eben nicht in der Muttersprache zu auszudrücken, erzählt Joost im Gespräch.

Joost, das Jahr beginnt für euch als Band denkbar gut: mit der Veröffentlichung eures Debütalbums. Inwieweit markiert so ein erstes Album einen neuen Abschnitt, eine Zäsur in der Vita einer jungen Band wie CATAPULTS?

Ein Debütalbum ist ein ganz komischer Moment. Vor dreieinhalb Jahren waren wir quasi nur eine Gruppe von Freunden, die keine Band, aber einfach Bock darauf hatten, Musik zu machen und von denen einer zufällig die Möglichkeit hatte, an einen Proberaum zu kommen. Wir waren auf das alles nicht vorbereitet. Aber wir haben die Gunst der Stunde genutzt und uns einen echten Traum erfüllt. Ich meine, wir haben ja schon zwei EPs aufgenommen. In unserem Proberaum. Aber ein Debütalbum, ein Studio, Konzerte mit anderen Bands, die wir selbst immer gerne gehört haben – das ist doch etwas anderes.

Wie ist es, zum ersten Mal im Studio zu stehen? Findet sich eine Band da noch mal ganz neu?
Man ist plötzlich ganz anders auf den kreativen Prozess, auf die Arbeit an der Musik eingeschossen. Wenn man so etwas zu Hause macht, laufen noch andere Sachen nebenher. Dann hat man mehr andere Dinge um die Ohren. Während der Aufnahmen der EPs beispielsweise habe ich gerade ein Praktikum absolviert und heizte dann jedes Mal von Oldenburg nach Hamburg. Diesmal saßen wir 15 Stunden am Tag zusammen und konnten uns viel mehr austauschen, uns viel mehr um die Musik kümmern.

Subsummiert ist das unter dem Albumtitel „I’ll Be Honest“. Auf Deutsch: Ich werde ehrlich sein. Das ist immer löblich, aber was steckt dahinter?
Als wir die Songs gerade etwas ausgefeilt hatten und darüber nachdachten, wohin wir damit wollten, hatten wir zunächst einmal den Gedanken: Da ziehen wir jetzt ein Riesenkonzept drumherum auf. Eine riesige Geschichte. So eine erste Platte muss schließlich ein Statement sein! Aber irgendwann einigten wir uns doch darauf, keine bedeutungsschwangeren Metaphern zu verwenden, sondern einfach nahbar zu sein. Wir wollten einen unverstellten Einblick in unsere Gefühlswelt gewähren. Back to the basics.

Konzeptalben sind ja auch eher verpönt unter Punkrockern – es sei denn, es handelt sich um GREEN DAY und „American Idiot“ ...
Ja, ich denke, es ist auch ganz gut, dass wir darauf verzichtet haben. Das hätte auch vielleicht unsere Möglichkeiten überstiegen, haha.

Ehrlichkeit, Nahbarkeit, das sind schöne Stichworte. Das passt, denn wenn ich die Songs auf „I’ll Be Honest“ höre, erkenne ich viel Teenage Angst, Coming-of-Age, viele Gedanken des Sich-verändern-Müssens und -Wollens. Eine junge Band eben.
Wir haben uns in den vergangenen Jahren allesamt in Phasen des Umschwungs befunden. Der Veränderung. Und das waren eben genau diese typischen Momente der Unsicherheit, die man mit Anfang zwanzig hat: Wo studiere ich? Was studiere ich? Wo gehe ich hin? Was bringt mich nach vorne? Hinzu kamen erste Verluste im Privaten. Und all das muss man letztlich als Teil seines Lebens akzeptieren. Man muss eben ehrlich sein – und sich selber immer wieder pushen, um nach vorne zu gehen.

Ihr kommt aus Oldenburg. Da heißt es normalerweise irgendwann: Wir ziehen mit der Band nach Hamburg oder Berlin, weil es da geiler ist. Hauptsache, raus aus der Provinz! Wann wird es bei THE CATAPULTS soweit sein?
Das Witzige ist, wir alle kommen bereits aus der Provinz: Lüneburg, Ostfriesland, etc. Wir haben uns in Oldenburg zusammengefunden. Und somit ist Oldenburg für uns alle eigentlich schon die große Stadt und wird wohl auf ewig unsere Homebase bleiben, haha. Auch wenn ich beispielsweise seit einiger Zeit in einer Redaktion in Hamburg arbeite und beruflich pendeln muss, zumindest wenn ich nicht wie aktuell im Homeoffice sitze. Wir wollen unseren Beitrag leisten, die schon recht gute Musikszene in Oldenburg aufrechtzuerhalten, zu bereichern.

Wie kann man als Band aus dem Norden Deutschlands eigentlich derart amerikanisch klingen wie ihr?
Das war nicht unsere Absicht. Es ist einfach durch unsere musikalischen Einflüsse geschehen. Pop-Punk oder Emo-Punk ist seit jeher unser Ding. THE MENZINGERS, SPANISH LOVE SONGS, all so was.

Du sprichst Emo-Punk an. „Emo“ kommt von Emotion. Ihr bringt eure Gefühle durchweg auf Englisch zum Ausdruck. Andere Musiker aus Deutschland schwören aber, dass sie diese zwingend nur und am besten in der eigenen Sprache vermitteln können. Ist das denkbar: THE CATAPULTS auf Deutsch?
Ich möchte nicht ausschließen, dass in Zukunft auch mal Songs auf Deutsch dazwischen rutschen. Aber eigentlich ist das kein Thema. Englisch ist die Sprache, in der wir uns wohl fühlen. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass ich ein sehr anglophiler Mensch bin. Ich habe schon in früheren Jahren immer viele englischsprachige Sendungen mit deutschen Untertiteln geschaut, vor allem bei MTV. Und ich habe letztlich auch gar keine große Verbindung zu deutschsprachiger Musik – vielleicht auch aufgrund der Vorliebe für Classic Rock. Das sind so ein bisschen meine musikalischen Wurzeln. LYNYRD SKYNYRD, LED ZEPPELIN und Co., damit bin ich aufgewachsen. Das Faible für Classic Rock liegt auch in der Tatsache begründet, dass mein Vater selber als Musiker in der Sparte aktiv ist.

Im Video zu eurem Song „If you don’t matter, nothing does“ fertigt ihr aus alten Skateboard-Decks eine Gitarre und outet euch als Skateboarder.
Ja. Wir sind alle begeistert vom Rollsport. Das kommt vor allem durch Lars. Der steht schon ewig auf dem Brett und hat mir das vor ein paar Jahren beigebracht. Ich hatte zuvor immer nur auf einem Longboard gestanden und er meinte mal zu mir: „Solange du keinen Ollie auf dem Skateboard hinkriegst, hast du es gar nicht verdient, auf einem Longboard zu fahren.“ Das hat mich angefixt. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Seitdem fahre ich Skateboard. Auch wenn ich mich manchmal etwas unwohl fühle, wenn neben mir ein paar kleine Kiddies noch mehr reißen, haha.