COHEED AND CAMBRIA

Foto© by Quinten Quist

Science Fiction

Die New Yorker liefern dieser Tage mit „Vaxis II: A Window Of The Waking Mind“ Album Nummer zehn ab. Auch dies ist wieder im Science-Fiction-Kosmos der „Armory Wars“ angesiedelt, der epischen, von COHEED AND CAMBRIA-Mastermind und Frontmann Claudio Sanchez erdachten Space-Oper. Dabei sind wir erst bei Teil zwei von fünf der „Vaxis“-Saga angekommen. Wir haben uns mit Claudio zusammengesetzt, um Licht ins Weltraum-Dunkel zu bringen und herauszufinden wohin die Reise künftig gehen wird und wie man es schafft, die Spannung dauerhaft so hoch zu halten. Nebenbei erfahren wir sogar, dass selbst ein Film im COHEED AND CAMBRIA-Universum in greifbare Nähe rücken könnte. Schnallt euch an. Wir verlassen den Hyperraum.

Kannst du uns einen kurzen Abriss der „Vaxis“-Saga bisher geben?

Wir sind gerade im zweiten Teil der Geschichte angekommen. Die Charaktere wurden vorgestellt und auch ihre Motivation und Hintergrundgeschichten. Man weiß nun auch, wer die Antagonisten sind und in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Das ist aber nur der eine Teil des Ganzen. Ich wurde ja vor kurzem Vater und so habe ich die charmante Möglichkeit, meine Erfahrungen, Freuden, aber auch Ängste in so einer Geschichte unterzubringen. Es macht mir großen Spaß, viele kleine Aspekte von mir selbst in die Charaktere einfließen zu lassen. Die letzten beiden Jahre waren nicht immer einfach. Verluste, aber auch große Freude haben die Zeit geprägt und das alles konnte ich in der Entstehung von „Vaxis II: A Window Of The Waking Mind“ integrieren und somit auch Dinge verarbeiten.

Wie schafft man es, auch bei dem neunten Album in einem Science-Fiction-Setting noch immer so frisch zu klingen?
Ich glaube es ist immer wichtig, sich selbst zu hinterfragen und sich selbst keine Grenzen aufzuerlegen. Man sollte sich selbst den Raum geben, sich musikalisch immer wieder neu zu erfinden. Wir sind in der glücklichen Situation, dass unser Sound und die Geschichte, die wir erzählen, eigentlich kaum Beschränkungen zulassen und wir eben auch Songfragmente, Sounds und Stilmittel nutzen können, die in einem anderen musikalischen Kontext überhaupt nicht machbar wären. Vieles davon hat aber auch mit Zakk Cervini zu tun, mit dem ich das Album produziert habe. Er hat einen ganz eigenen Ansatz und war wirklich extrem wichtig für den Sound und den Fortschritt des Albums. Er hat sofort verstanden, welche Vision ich dafür hatte, und konnte mit mir zusammen diese Vorstellungen umsetzen.

Ihr habt mit COHEED AND CAMBRIA etwas geschafft, das nur den wenigsten gelingt. Ihr habt quasi ein eigenes Genre kreiert. Wie sieht es da mit Druck aus?
Du willst immer das beste Ergebnis erreichen, da du natürlich willst, dass den Leuten da draußen das Album gefällt. Davon einmal abgesehen, kannst du aber, glaube ich, nicht oft im Leben den Punkt erreichen, dass es eben allen gefällt. Das löst auch so ein wenig den Druck auf. Du schreibst ein Album und freust dich, wenn es vielen Menschen etwas gibt. Sei es nun emotional, musikalisch oder eben beides. In unserem Fall gibt es dann ja auch die beiden Aspekte. Musik und Story. Es gibt sicherlich auch Leute, die mit unserer Musik wenig anfangen können, aber als Science-Fiction-Fans die Story faszinierend finden. Umgekehrt gibt es sicherlich viele Leute, die keinen Zugang zur Geschichte finden, aber die Songs abfeiern. Beides ist legitim und freut uns riesig.

Euer neues Album wurde leider um einen Monat verschoben, was waren die Hintergründe hierfür?
Wir sind eine Band, die eben gerne das Gesamtpaket liefert. Story und Musik, Aufmachung und Fanservice. Wir haben viel Zeit und Liebe in unsere Bundles und Boxsets gesteckt und wollen eben auch, dass alles lieferbar ist, wenn das Album rauskommt. Aufgrund der anhaltenden Vinylkrise und der bescheidenen Situation, was Lieferketten angeht, mussten wir schweren Herzens das Releasedatum um einen Monat verschieben. Nur so können wir aber dafür Sorge tragen, dass alle Leute das Album in der Form bekommen und wahrnehmen, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Dieses Jahr spielt ihr eine große Stadiontour zusammen mit DANCE GAVIN DANCE und MOTHICA. Wie fühlt sich das nach so langer Zeit an? Was, glaubt ihr, wird euch da erwarten?
Wir konnten zwar in den letzten anderthalb Jahren bereits touren und haben entsprechend Open Airs mit Beschränkungen gespielt und auch eine Bootstour mit vielen Bands gemacht, aber die kommenden Termine sind noch mal etwas Besonderes. Es sind zum Teil riesige Locations und wir freuen uns total. Wir arbeiten momentan daran, die Shows auch visuell anders zu gestalten. Der „Vaxis“-Vibe soll auf das Publikum überspringen. Und bei größeren Locations hast du eben auch mehr Möglichkeiten, solche Dinge umzusetzen.

Wie sehen eure weiteren Tourpläne aus? Wann kommt ihr zurück nach Deutschland?
Ich darf das leider heute noch nicht so wirklich verraten, aber ich kann sagen, dass wir sehr sehr bald etwas ankündigen können, was unseren Fans in Europa und in Deutschland sehr gut gefallen wird. Die Planung ist bereits sehr weit fortgeschritten.

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, „The Armory Wars“ zu verfilmen oder verfilmen zu lassen, und wenn ja, Realverfilmung oder Animationsfilm?
Tatsächlich werden wir das mittlerweile so oft gefragt, dass wir uns seit einiger Zeit damit auseinandersetzen, wie so etwas umsetzbar wäre. Viele Fans, aber auch die Medien stellen diese Frage. Und natürlich wäre eine filmische Umsetzung logisch und die absolute Krönung.

Gibt es aus dem Science-Fiction-Genre besondere Einflüsse für dich und hast du momentan einen Lieblings-SciFi-Film und/oder -Serie?
Ich glaube da ist neben „Star Wars“ wohl vor allem „Krull“ zu nennen. Als Kind hast du immer gewartet, bis endlich wieder „Star Wars“ im Fernseher lief, und bei mir war es eben so, dass andauernd „Krull“ gezeig wurde. Also habe ich mich so ein wenig in den Film verliebt und er ist noch heute ein riesiger Einfluss. Zusätzlich hat mich „Dune“ extrem geprägt. Hier aber vor allem der Roman. Ich fand beide Filmadaptionen super, aber das Buch hatte für mich einfach mehr Intensität. Hinzu kommen dann noch die klassischen Samstagmorgens-Cartoons wie „He-Man“ oder „Transformers“. Das alles waren essentielle Einflüsse.