COLDRAIN

Foto© by Jesse

Loud rock

Es ist eine Weile her, dass wir mit Masato von COLDRAIN über seine Band gesprochen haben. Nun erschien „Nonnegative“, das siebte Album der Band aus Nagoya. Wir fragen ihn, warum japanische Musik im Westen immer noch einen Exotenstatus hat und wie es ist, seinen Song in der Anime-Version eines sehr bekannten Mangas zu hören.

Es ist schon etwas her, seit wir uns das letzte Mal unterhalten haben, da sagtest du, dass die Szene in Japan viel kleiner ist und noch ihren eigenen Weg finden müsse. Wie sieht die Szene in Japan jetzt aus, ein paar Jahre später?

Heavy-Musik hat hier mittlerweile definitiv ihren Platz. Die Bands haben größere Auftritte auf Festivals und viele Leute sind mit dem Begriff „Loud Rock“ vertraut, der im Grunde die gesamte Heavy-Szene hier bezeichnet.

Japan hat seine Grenzen aufgrund der Pandemie geschlossen und öffnet sich erst langsam wieder für Außenstehende – wie war das Leben in Japan in den letzten zwei Jahren für euch persönlich und als Band?
Anfangs war es eine notwendige Pause vom ständigen Spielen und Schreiben zwischen den Tourneen, da Sicherheit sowieso immer an erster Stelle steht. Aber es hat uns alle irgendwann getroffen und unser aller Leben beeinflusst. Wir mussten Touren und unsere größte Arena-Show absagen und waren fast zwei Jahre lang nicht in der Lage, in die USA zu fahren, um unser neues Album dort aufzunehmen. Live-Venues und tourende Bands wurden durch die Vorschriften zur Zuschauerkapazität ebenfalls stark beeinträchtigt. Es war ein langer Kampf. Wir spielen immer noch Shows mit Fans, die Masken tragen und nicht bei Liedern mitsingen. Alle hoffen, dass sich das bald ändern wird.

Bands aus Japan werden in westlichen Ländern oft als „exotisch“ angesehen. Es wird irgendwie erwartet, dass sie anders klingen oder aussehen. Ist das etwas, das euch stört? Oder ist deine Erfahrung eine andere?
Ich denke, die V-Rock-Szene und Gruppen wie BABYMETAL­ waren für die westlichen Augen und Ohren so anders, dass es für die Leute einfacher war, sie als japanisch und neu einzuordnen. Wir mussten uns Zeit nehmen und uns langsam einen Weg bahnen, aber ich denke, wir waren noch nicht in der Lage, ­COLDRAIN ausreichend zu promoten und als gleichwertig mit Bands aus Europa oder den USA betrachtet zu werden. Musik sollte aber nie als asiatisch oder westlich gelten, aber weil die japanische Szene so unabhängig ist und sich von der restlichen Welt unterscheidet, haben bis zum Aufkommen des Anime einheimische Labels nie versucht, Platten oder Bands außerhalb Japans zu vermarkten. Das könnte auch ein Teil des Problems sein.

Wo wir gerade von Anime reden: „Blood power fame“ ist auch im Netflix-Anime „Bastard!!“ zu hören. Habt ihr den Song für die Serie geschrieben oder war er schon fertig, bevor du wusstest, dass sie ihn verwenden würden?
Er wurde von der Serie inspiriert. Der Anime schreit geradezu nach Metal und es hat Spaß gemacht, etwas zu den chaotischen Visuals hinzuzufügen, die sie da gemacht haben.

Wie ist es, wenn dein Song in einem Anime vorkommt? Hattet ihr vorher irgendeine Verbindung zum Manga „Bastard!!“?
Wir sind mit so vielen Manga-Comics aufgewachsen und haben als Kinder so viele Songs aus Anime-Serien gehört. Es ist immer eine große Sache für Bands, wenn ein Song darin vorkommt. Wir waren glücklich, dass jemand, der etwas so Detailreiches und Cooles macht, an uns interessiert war und dass wir den Titelsong ­schreiben.

Ich habe gelesen, dass der Autor von „Bastard!!“ auch ein Heavy-Metal-Fan ist – wisst ihr, ob er den Song gehört hat?
Anime-Produzenten arbeiten nicht immer mit den Originalautoren zusammen. In diesem Fall haben wir den Autor nicht getroffen. Aber ich weiß, dass er ein Metal-Fan ist, also hoffe ich, dass er zugestimmt hat! Haha!

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BASTARD!!!
Die Manga-Comicserie von Autor Kazushi Hagiwara erscheint in Japan bereits seit 1988 und umfasst über 4.500 Seiten, in Japan verkauften sich die Sammelbände über 30 Millionen Mal. Vor kurzem erschien bei Netflix eine Animeversion des Titels. Dass COLDRAIN dort einen Song zum Soundtrack beisteuern, ergibt jede Menge Sinn, denn Autor Hagiwara ist bekannt dafür, selbst ein großer Metal-Fan zusein. Es gibt auch viele Verweise auf Metalbands in dem Manga. So ist der Charakter Dark Schneider nach Udo Dirkschneider benannt, Länder heißen Whitesnake, Metallicana oder Iron Maiden und es gibt Zaubersprüche wie „Judas Priest“ und „Deep Purple“. In einigen Ausgaben wurden diese Namen aus Angst vor Klagen aber abgeändert.