DARKEST HOUR

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Kein äußerer Einfluss

Für „Perpetual | Terminal“ nahmen sich DARKEST HOUR längst überfällige Freiheiten, die es der Band aus Washington, D.C. erlaubten, ihre künstlerische Vision endlich uneingeschränkt in ein Album zu gießen. Sänger John Henry erzählt uns, welche Auswirkungen die neue Herangehensweise und Bandzuwachs Nico Santora auf das fertige Produkt hatten.

Nun, wir haben es dieses Mal etwas anders gemacht“, beginnt John Henry seine Reflexion über das neue Album „Perpetual | Terminal“. Er überlegt kurz und führt dann aus: „Wir hatten schon immer eine Menge Einfluss von Labels, Management und Ähnlichem. Aber dieses Mal war es definitiv anders, weil es das erste Mal war, dass wir den Schreibprozess größtenteils selbst gestaltet haben. Weißt du, wir haben ewig gebraucht, um diese Platte zu machen. Wir haben fünf Jahre daran gearbeitet. Aber durch die Pandemie hat sich natürlich alles verlangsamt.“

Er geht kurz in sich und führt dann aus: „Also ja, ich würde sagen, was wirklich den Unterschied zu den anderen Alben ausmachte, war, dass wir keinen Einfluss von außen auf den Sound oder das Songwriting oder irgendetwas anderes hatten. Wir haben einfach eine Vorproduktion in Mikes Keller gemacht und über die Jahre herausgefunden, wie wir die Songs haben wollen. Und dann haben wir die Platte mit Taylor Larson gemacht. Seit unserem selbstbetitelten Album, wussten wir, dass er definitiv fähig ist, den Sound hinzubekommen, den wir wollen.“

Und welcher Sound ist das genau? „Wir wollten eine Art Kombination aus den letzten beiden Platten. Wir wollten also die Rohheit des letzten Albums einfangen, aber auch den ausgefeilten Sound von ‚Darkest Hour‘ haben.“ Schon nach dem ersten Hören kann ich sagen, dass der „neue“ Sound funktioniert. Aber wie entstand dieser Sound? „Es war so, dass sich alles ziemlich organisch entwickelt hat. Wir wussten schon beim Schreiben, dass die Songs ein bisschen mehr Melodie haben würden als bei der letzten Platte, aber nicht so viel wie auf ‚Darkest Hour‘.“
Haben sich DARKEST HOUR schon vor der Pandemie dazu entschieden, zum ersten Mal selbst zu produzieren? „Es war nicht wegen der Pandemie, dass wir das beschlossen haben. Ich glaube, wir wussten schon vorher, dass wir das probieren wollen. Ursprünglich wollten wir das Album selbst rausbringen. Und dann haben wir angefangen, wir haben sozusagen unsere Live- und Lockdown-Platte veröffentlicht. Und wir haben sie selbst gepresst und verschickt. Mike hat das meiste gemacht. Aber wir haben schnell gemerkt, dass wir kein Plattenlabel sein wollen. Also haben wir beschlossen, uns an Profis zu wenden. Deshalb haben wir schließlich einen Deal mit Monarch ausgearbeitet, was großartig ist, weil wir keine Kompromisse eingehen mussten, wenn wir mit ihnen arbeiten. Wir konnten alles tun, was wir tun wollten, und sie konnten das tun, was sie am besten können, nämlich die Platte unter die Leute bringen.“

Hat sich die Entscheidung, das Album in Eigenregie zu gestalten, stark auf den Schreibprozess ausgewirkt? „Indem wir gesagt haben, okay, wir haben das selbst produziert, war von vornherein klar, dass wir keine Erwartungen erfüllen müssen. Ich denke, das gab uns einfach dieses Gefühl der Freiheit. Es gab keinen Produzenten, der sagte: Hey, ich will diesen oder jenen Sound. Wir konnten zu hundert Prozent das machen, was wir wollten, was wirklich etwas Besonderes und Neues für uns als Band ist.“

Gibt es etwas, das es auf „Perpetual | Terminal“ geschafft hat, das ohne diese Freiheiten nicht auf der Platte gelandet wäre? „Ich weiß es nicht wirklich. Aber es war oft so, dass wir in der Vergangenheit ein wenig Druck hatten, radiotauglichere Songs zu machen.“
Hat diese Situation dazu geführt, dass viel mehr experimentiert wurde als sonst? „Ich glaube, wir haben viel mehr Sachen ausprobiert, weil wir einfach mehr Zeit hatten. In der Vergangenheit war es eher so, dass wir permanent Platten rausgebracht haben. Wir arbeiten seit 25 Jahren am Stück, und so standen wir immer unter Druck, ich würde nicht sagen, unter Zeitdruck, aber wir standen immer unter irgendeiner Art von Druck. Wir dachten immer, okay, das Label erwartet dieses Jahr eine neue Veröffentlichung. Daran müssen wir denken. Wir müssen das berücksichtigen. Und jetzt konnten wir uns zurücklehnen und uns das Material anhören, es bearbeiten und ausgiebig daran arbeiten. Vielleicht fast zu lange, ich weiß es nicht. Aber wir sind super glücklich mit allem, was passiert ist.“

Und wollen sich DARKEST HOUR für das nächste Album wieder so viel Zeit nehmen? „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass wir so lange brauchen werden, aber wer weiß, wir werden sehen. Es können Dinge passieren wie eine globale Pandemie, Dinge, die einem die Kontrolle entziehen. Das war etwas, von dem ich glaube, dass es uns erlaubt hat, einen Schritt zurückzutreten und durchzuatmen. Nachdem wir so lange so hart gearbeitet haben, hat es uns wirklich Zeit gegeben, etwas über die Band nachzudenken, über die Karriere, was wir erreichen wollen, also war das eine Art Segen.“ Ein Segen, der dem Sound der Band wirklich gutgetan hat. Das Album strotzt vor roher Kraft und kreativen Ideen. Sicher hat auch der Zuwachs an der Gitarre, Nico Santora, dazu beigetragen. Wo kann man seinen Einfluss am meisten hören? „Ähm, vor allem bei dem dritten Song des Albums: ‚A prayer to the holy death‘. Er hatte eine Menge Riffs darin. Generell kommen eine Menge Riffs auf der Platte von ihm. Man kann seinen Einfluss also überall auf der neuen Platte spüren.“