DEATHRITE

Foto

Kein Verpflichtungen

Mit rotzig-rohem Oldschool-Schwermetall haben sich die Dresdner in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf in der Szene erspielt – und mittlerweile auch einen Deal bei einer der wichtigsten Plattenfirmen. Warum sich am Bandalltag dadurch aber nicht viel geändert hat und warum die Sachsen mit ihrer neuen Platte „Nightmares Reign“ durchaus auch etwas riskieren, erklärt uns Frontmann Tony im Interview.

Ihr geltet als eines der heißen Eisen im Oldschool-Bereich. Wie schwer ist es, sich in diesem Genre neu zu erfinden und seiner Musik eine eigene Note zu verpassen?

Wir haben uns ja nicht einfach hingesetzt und beschlossen, eine Oldschool-Band zu gründen, nur weil es gerade hip ist. Wir waren vorher schon oldschool, und wir haben alle auch unsere Idole in dieser Zeit, die wir feiern. Wir machen das, worauf wir Bock haben, und spüren da keine Verpflichtung. Und es gibt natürlich immer Wege, sich weiterzuentwickeln.

Du spielst darauf an, dass „Nightmares Reign“ ein wenig wärmer und aufgeräumter klingt als der Vorgänger?
„Where Evil Arises“, die EP, die wir vergangenes Jahr veröffentlicht haben, führte ja schon ein wenig in diese Richtung. Wir wollten uns nicht mehr auf das Death-Metal-Genre limitieren, wollten da ein wenig ausbrechen. Und wir sind selbstbewusst genug, um auch mal etwas zu riskieren. Früher haben wir viel aus dem Bauch heraus gemacht, mittlerweile sind wir als Musiker aber gereift. Gut möglich, dass wir den Die-hard-Leuten da draußen mit dem neuen Sound vor den Kopf stoßen. Aber dann ist es eben so.

Dennoch: Registriert ihr nicht auch eine gewisse Erwartungshaltung?
Um ehrlich zu sein, überhaupt nicht. Wir haben in erster Linie eine Erwartung an uns selbst. Und diese wollen wir erfüllen. Wir wollen das machen, was uns Spaß macht und uns kreativ voranbringt. Ob das am Ende jemandem gefällt oder nicht, können wir nicht beeinflussen. Wir selbst sind mit der aktuellen Entwicklung zufrieden. Und wenn es die Leute da draußen auch sind, umso besser.

Ihr habt in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum den Sprung aus dem Underground hin zu einem großen Label geschafft. Was war der Schlüssel dafür?
Für uns war es von Beginn an wichtig, viel unterwegs zu sein. Wir sind viel herumgekommen, haben wirklich überall gespielt. Und wir haben dabei auch genug Scheiße gefressen. Jedenfalls haben wir so wohl einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht und hier und da einen Fuß in die Tür gekriegt.

Stimmt es, dass du einen Teilzeitjob als Bestatter hast? Und wenn du dich auf Arbeit und musikalisch mit morbiden Dingen auseinandersetzt – hast du dann noch einen anderen Zufluchtsort?
Nein, den Job habe ich nicht mehr. Ich habe das zwei Jahre gemacht, aber die Bezahlung war einfach zu schlecht. Wir haben alle nach wie vor Teilzeitjobs, anders würde es mit der Band auch nicht funktionieren. Mein Zufluchtsort ist natürlich vor allem die Musik. Eine Zuflucht ist ja immer eine Nische, in der man sich sicher und wohlfühlt und tun und lassen kann, was man will und einen interessiert. Na ja, ab und zu gehe ich aber auch mal mit dem Hund im Wald spazieren, haha.