DEEP SHINING HIGH

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100% D.I.Y. from PEGIDA-City

Gute, engagierte Punkbands aus Dresden – davon kennt man irgendwie nicht so viele. DEEP SHINING HIGH stehen aber genau dafür: in der Stadt von PEGIDA und AfD-Rekordprozentsatz das Maul aufmachen und sagen, was schiefläuft. Die junge vierköpfige Band macht dazu aber noch richtig gute Musik und liefert, komplett D.I.Y., mit „Guilty“ jetzt ihr erstes richtiges Album ab. Ich sprach mit den vier Bandmitgliedern – Kenny, Drums; Willi, Gesang; Felix, Gitarre; Manni, Bass – über das neue Album und die Punk-Szene in Dresden.

Nach zwei EPs kam jetzt euer erstes richtiges Album. Wie fühlt sich das an?
Kenny:
Es fühlt sich verdammt gut an. Wenn man bedenkt, dass es uns seit fünf Jahren gibt, wurde es auch höchste Zeit. Die Platte ist genauso geworden, wie wir es uns erhofft hatten, und darauf kommt es an.
Felix: Da kann ich Kenny nur zustimmen. Ich bin seit 2014 dabei und habe nur teilweise an den Songs der „Victim Of Time“-7“ mitgewirkt. Manni kam erst nach dieser Platte zu uns. Somit hat sich unsere Musik auch in einigen Bereichen verändert und ist vielfältiger geworden.

Musikalisch erinnert mich das Album ein bisschen an THE UNSEEN, teilweise ist es aber auch etwas streetpunkiger.
Kenny:
In unseren Songs finden sich immer wieder die unterschiedlichen Einflüsse unserer Lieblingsbands. Unsere Musikgeschmäcker gehen an manchen Stellen auch weit auseinander, was sich allerdings in der Vielseitigkeit der neuen Platte widerspiegelt.
Willi: Jeder möchte hier und da seine musikalischen Vorlieben einbringen. Dabei gilt es dann, Kompromisse zu finden. Was der eine mag, müssen die anderen nicht automatisch auch cool finden. Aber zum Schluss werden wir uns eigentlich immer einig.
Manni: Wenn dich das Album ab und zu an THE UNSEEN erinnert, können wir damit aber sehr gut leben!

Ihr seid ständig auf Tour, spielt quasi überall, wo es eine Steckdose gibt. Dabei schwingt viel D.I.Y.-Charakter mit, was bedeutet euch das?
Kenny:
Wir haben keinen Fahrer, keinen Manager und niemanden, der unsere Instrumente schleppt. Die Band ist unser Baby. Wir kümmern uns darum und haben jegliche Entscheidungsgewalt. Das bedeutet viel Arbeit, aber auch Freiheit. Wir sind weder an irgendwelche Verträge gebunden noch müssen wir irgendjemandem gerecht werden. Bei den Live-Shows bekommen wir Unterstützung von unserem guten Freund Steffen, der für uns eine Menge Gigs an Land zieht und uns somit sehr unter die Arme greift.
Felix: D.I.Y. gehört für uns einfach zum Punkrock dazu. Ein fairer Umgang zwischen allen Beteiligten macht die Sache so interessant und lebendig. Ohne selbstlose D.I.Y.-Aktivitäten wäre Punkrock gänzlich ausgestorben.

Schon der erste Song zeigt, dass ihr auch klare politische Ansagen macht, wie wichtig ist das für euch?
Kenny:
Politik spielt in unseren Songs eine eher untergeordnete Rolle. Doch in einer Zeit, in der Flüchtlingsheime brennen, eine rechte Partei in den Bundestag einzieht und eine Bewegung wie PEGIDA wöchentlich mehrere tausend Menschen auf die Straße bringt, konnten wir nicht stillschweigend ein Album aufnehmen und uns nicht klar zu diesem Thema äußern. Der Titelsong „Guilty“ ist eine unmissverständliche Ansage an alle Wutbürger und Nazis im Land.
Manni: Auch wenn man sich häufig in einer subkulturellen „Wohlfühlblase“ befindet, trifft man auch da immer wieder auf Idioten, mit denen man sich nicht auf die einfachsten gesellschaftlichen Grundsätze einigen kann. Ja, auch in der Punk-Szene soll es AfD-Wähler geben. Seinen Standpunkt hier nicht klar darzulegen ist feige und dumm.

Ihr seid aus der PEGIDA-City Dresden. Wie viel bekommt ihr selbst davon mit?
Kenny:
Dresden hat sich im Umgang mit Neonazis ja noch nie mit Ruhm bekleckert und das fällt der Stadt nun mehr und mehr auf die Füße. Die Wahlergebnisse zeigen deutlich, dass ausländerfeindliche und nationalistische Ideen Anklang finden. Hier und da bekommt man so was auf der Arbeit und auch in der Uni mit. Selbst vor unseren Familien machen diese Auswüchse nicht halt, was zeigt, wie brisant das Thema ist.

Glaubt ihr, ihr wäret ähnlich politisch, wenn ihr aus einer anderen Gegend kommen würdet?
Kenny:
Schwer zu sagen. Zu PEGIDA und den wöchentlichen Demonstrationen haben wir natürlich einen direkten Bezug, da es direkt vor unserer Haustür passiert. Stellung würden wir zu diesem Thema allerdings auch beziehen, wenn wir aus Berlin oder Frankfurt kämen. Am Ende sitzen wir ja alle im selben Boot.

Wie ist die Punkrock-Szene in Dresden?
Kenny:
Die Szene in Dresden ist überschaubar, aber sehr engagiert. Es gibt eine Menge Leute, die sich regelrecht den Arsch aufreißen, um die Subkultur am Leben zu erhalten. Die Konzerte in der Chemiefabrik sind stets gut besucht, doch leider mangelt es, wie überall, an Nachwuchs.
Felix: Dafür dass Dresden so ein verschlafenes Kaff ist, kann man schon gut ausgehen. Tatsächlich gibt es einige engagierte Leute und Crews, allerdings ist die Vernetzung untereinander nicht so stabil, wie ich mir es manchmal wünschen würde.
Manni: Zum Thema engagierte Leute und Crews: Im Dezember ist der Sampler „The Clock Strikes 44“ herausgekommen. Ein wirklich gelungenes Tape mit 17 Dresdner Bands, auf dem wir mit zwei Songs vertreten sind.

Was habt ihr noch für „Träume“ mit DEEP SHINING HIGH?
Kenny:
Ich glaube, einen unserer größten Träume haben wir uns mit der Platte erfüllt und sind überglücklich. Die Liste der Bands, mit denen wir uns gerne mal die Bühne teilen würden, ist extrem lang, aber das kann nur heißen, dass wir noch ein Weilchen dabei sein werden.
Manni: Einen Fahrer für die nächste Tour!