DEEP SHINING HIGH

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Sachsens Streetpunk-Spitze

DEEP SHINING HIGH aus Dresden machen sich seit knapp zehn Jahren einen Namen als politisch engagierte und kompromisslose Band, die man zweifellos als Streetpunk-Speerspitze Ostdeutschlands titulieren kann. Während die vier beim letzten Album 2018 noch als Newcomer gegen PEGIDA angesungen haben, ist die neue Platte „Guided By The Blues“ nicht weniger politisch, dafür aber musikalisch gereifter und greift noch mehr Themen auf wie verstörende Begegnungen in Frankreich oder das wohl nie eintretende Ende des Rock’n’Roll, wie Gitarrist Felix erklärt.

Euer letztes Album „Guilty“ kam 2018 raus. Was ist seitdem passiert?

Seit dem Erscheinen von „Guilty“ haben wir versucht, die Platte so gut es ging live zu präsentieren. Parallel haben wir an neuen Songs gearbeitet und sie etappenweise aufgenommen. Mit der Pandemie wurde uns da erst mal der Wind aus den Segeln genommen.

Das neue Album ist extrem gut produziert. Ich vermute, dass ihr euch das entweder ordentlich was habt kosten lassen oder selbst sehr viel Ahnung vom Produzieren habt. Welche Theorie ist korrekt?
Weder noch. Wir sind wieder in das Studio unseres Vertrauens gegangen – das Hip Gun Studio nahe Dresden. Eine gewisse Vertrautheit, da wir sowohl das Studio als auch den Produzenten Thomas bereits kannten, hat dem Arbeitsprozess gutgetan. Letztlich konnten wir mit einem klareren Kopf und einem offenen Ohr flexibler und gelassener an die Sessions im Studio herangehen. Auf der anderen Seite kannte Thomas uns bereits und hat im Mix genau das gezaubert, was wir wollten und zu uns passte. Das Mastering hat Tom von PESTPOCKEN im Chaos A.D. Studio in Frankfurt gemacht.

Das Album hat auf der einen Seite sehr viele eingängige Melodien, ist aber oft auch sehr „kratzig“ und roh. Ist es schwer, bei der Produktion diese Waage zu halten?
Das zeigt, dass die Band nicht aus einem Guss ist und jeder von uns eigene Themen, Melodien und Vibes in die Entstehung eines Songs mit einbringt. Dieses Spannungsverhältnis wollten wir bewusst nutzen und haben im Songwriting darauf geachtet, dass jeder „seinen“ Track weitestgehend nach eigenen Ideen gestalten kann.

Im letzten Interview habt ihr gesagt, dass Politik eigentlich eine untergeordnete Rolle in eurer Musik spielen soll. Seit es in eurer Heimatstadt jedoch PEGIDA gibt, hat sich das geändert und ihr bezieht klar Stellung gegen Rassismus. Wie wichtig sind politische Texte für euch 2022?
Wir sind keine Polit-Punkband, sondern erzählen von dem, was uns im Alltag beschäftigt. Wenn unser Alltag aber überschattet ist von politischen Skandalen, Totalversagen und Ignoranz, was zur Folge hat, dass einen alles ankotzt, sobald man die Augen aufmacht, sagen wir das auch in unseren Texten und unterstützen Organisationen, die dieses gesellschaftliche Elend versuchen einzudämmen. Wir sind eine Band mit klarer politischer Haltung, die wir auch nach außen tragen. Aber ebenso sind wir eine Band, die von dem erzählt, was sie einfach beschäftigt.

Was beschäftigt euch? „Mademoiselle de Marseille“ etwa scheint eine spannende Geschichte zu sein.
Naumi, unser neuer Bassist, ist mit dem Fahrrad allein nach Marseille gefahren und wurde an der Hafenkante stehend von einer Prostituierten beschimpft und geschlagen, weil er seinen Eistee nicht hergeben wollte.

Im letzten Song „No future“ ist mir direkt eine Anspielung auf „Ace of spades“ aufgefallen. Wie kamt ihr auf die Idee?
Genauer gesagt ist es eine Anspielung auf „Ace of spades“ und „God save the queen“ und soll als Hommage verstanden werden an alle DIY-Strukturen. Denn Rock’n’Roll ist tot und hatte nie eine Zukunft, und trotzdem machen einige Leute kleine Konzerte, gründen Bands und wollen touren, bringen Fanzines herraus, organisieren sich in irgendeiner Form, obwohl es sich nach kapitalistischer Verwertungslogik „nicht lohnt“. Und das lieben wir sehr und haben großen Respekt davor.

Im letzten Interview habt ihr euch für die Zukunft einen Fahrer für die nächste Tour gewünscht. Wurde der Wunsch wahr?
Nein, der ist bislang leider nicht in Erfüllung gegangen.