DE’WAYNE

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Kampf gegen die Erwartungen

Mit De’Waynes Debütalbum „Stains“ steht eine weitere Veröffentlichung an, die den aktuellen Trend der Symbiose aus Punkrock und HipHop fortsetzt. Wir reden mit De’Wayne über Kunst und Erwartungshaltung.

Dein Debütalbum erscheint bald, wie gestresst bist?

Ich will nicht sagen, dass ich gestresst bin, aber es ist viel zu tun. Ich bin dankbar, dass die Leute so viel Interesse an mir und meiner Kunst zeigen! Ich habe mich immer als Live-Act gesehen, jetzt muss ich plötzlich den ganzen Tag Interviews geben, zu Fototerminen gehen und vieles mehr. Aber ich liebe es. Morgens versuche ich zu meditieren und laufen zu gehen, um einen Ausgleich zu bekommen. Aber ich würde all dies nicht eintauschen wollen.

Fühlt es sich anders zu wissen, dass die Leute nun deine Musik hören, ohne dich dabei auf der Bühne zu sehen?
Ich denke, der Unterschied liegt darin, dass ich es gewöhnt bin, aufzutreten und direktes Feedback zu bekommen. Nun ist es anders. Aber wenn ich jetzt auf Tour gehen werde, dann kennen die Leute meine Musik, darauf freue ich mich.

Du wirfst ja auch eine ganz schön bunte Mischung in deine Musik. Es gibt Rap-, Pop- und Rock-Elemente, immer mit einer gewissen Punk-Attitüde. Was hat dich musikalisch geprägt?
Als ich aufgewachsen bin, hat mein Vater mir viel HipHop vorgespielt. Mit 19 kam ich nach L.A und kam mit Rockmusik in Berührung, von der ich mich besser repräsentiert gefühlt habe. Schnelle Autos, ein extravaganter Lifestyle und viel Geld waren nicht das, was mich ausmacht. Im Rock gab es ganz andere Themen. RAMONES, Patti Smith, JOY DIVISION, aber auch Powerpop und so vieles mehr, das sprach mich an.

Der Sound von deinem Album kombiniert deine HipHop-Vergangenheit mit den Einflüssen von Gitarrenmusik. Ich stelle es mir schwieg vor, das alles so zu verbinden, dass es organisch klingt. Wie würdest du den kreativen Prozess beschreiben?
Ich fange eigentlich bei meinen Songs immer gleich an. Ich gehe spazieren oder joggen und formuliere in meinem Kopf ein Gedicht. Sobald mich der Text inspiriert, schnappe ich mir eine Gitarre und komponiere Musik dazu. Anschließend schicke ich das Demo meinem Produzenten und wir arbeiten es zusammen aus. Ich bin kein Produzent und will mich auch nicht so bezeichnen. Ich baue Grundgerüste aus Text und Musik, dann schauen wir zusammen weiter – wir sind wie eine Band. Der Sound entsteht einfach.

Gibt es für dich thematisch einen roten Faden auf dem Album?
Für mich gibt es den. Ich möchte den Zuhörenden Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen und nicht das zu tun, was einem von den Eltern oder der Gesellschaft vorgeschrieben wird. Oft kommen Menschen zu mir und sagen, dass ich so inspirierend sei, weil ich meine Träume verfolge, dabei gehe ich nur den Weg, den viele andere vor mir gegangen sind, und ich möchte mit diesem Album zeigen, dass ihr dies auch könnt.

Was ist für dich der wichtigste Song auf dem Album?
Haha, du fragst doch auch Eltern nicht, welches ihr Lieblingskind ist?! Ich würde sagen der Titeltrack „Stains“. Er handelt davon, wie Labels mir keine Chance gaben und mich das noch mehr motiviert hat. Wie Leute zu meinen Shows kamen und meinten, dass sie nicht verstehen können, wie ich als Person of Color Rockmusik machen könnte oder woher meine Punk-Einflüsse kämen. Ich dachte, dass sie mich verarschen wollen. Es gibt so viele tolle Künstler, die mit ihrem Aussehen nicht der Norm entsprechen, und ihr sagt mir trotzdem, dass ich es deshalb nicht tun kann? Witzig ist, dass ein paar dieser Leute nun wieder den Kontakt zu mir suchen.

Die Punk-Szene gibt sich ja gerne sehr tolerant, aber machen wir uns nichts vor. Oft ist es Musik von weißen Mittelschichtskindern für andere weiße Mittelschichtskinder, die sich aber selbst high-fiven, wie weltoffen sie sind. War es für dich als Person of Color schwer, Anschluss in der Szene zu finden?
Wenn ich auf die Bühne gehe und meine Musik spiele, dann ist mein Aussehen den Leuten egal, sie feiern es. Aber wenn ich mir meine Presseartikel anschaue, wo ich als Newcomer oder Ähnliches vorgestellt werde, dann bin ich meist in einer Liste mit neun weißen Männern und lese Kommentare, die mir absprechen, dass ich ein Teil dieser Community sein kann. Aber für mich ist es ein Zeichen, dass ich etwas richtig mache. Es ist 2021, ich bin eine Person Of Color, ich mache Gitarrenmusik und ich bin nicht besser oder schlechter als die anderen neun Musiker in der Liste. Ich musste aber ziemlich hart arbeiten, um dahin zu kommen, wo ich nun bin.

Du kommst ursprünglich aus Texas und bis nach L.A. gezogen. Waren die Leute dort offener?
Der Umzug hat meine Karriere verändert. Ich ging auf eine Schule mit weißen Kids, mein Dad hat Drogen verkauft und meine Mama im Chor gesungen. In L.A. lebte ich nicht mehr in einem Klischee, ich habe so viel Kunst für mich entdeckt und L.A. hat mir erlaubt, mich auszuprobieren, ohne Erwartungen von außen. Dafür bin ich dankbar.

Mit deinem Umzug bis du ja auch bei Hopeless Records gelandet, ein Label, welche vor allem für seine Pop-Punk- und Emo-Bands bekannt ist. Wie haben die Fans auf dich reagiert?
Sie habe mich damals in New York bei einer Show gesehen und an mich geglaubt, ich haben eine Plattform gesucht meine Musik zu verbreiten und sie haben mir diese gegeben. Dafür bin ich ihnen für immer dankbar. Ich weiß, dass sie einen traditionellen Sound haben, also werden immer Fans kritisieren, dass ich nicht wie ALL TIME LOW oder SUM 41 klinge, aber das ist okay, ich höre genau so viel positives Feedback, da Hopeless etwas unerwartetes gesigned haben. Ich denke auch, dass sich alternative Musik in den nächsten Jahren verändert wird. Schau dir Acts wie KENNY HOOPLA an, sie definieren gerade das Genre neu. Besonders für junge Leute.

Wenn du deinen Fans noch etwas mit auf den Weg geben müsstest, was wäre es?
Seid nicht zu streng und glaubt an euch. Es werden euch immer Steine in den Weg gelegt, ihr werdet euch immer selbst in Frage stellen, aber wenn ihr nicht aufgebt, könnt ihr alles schaffen. Das klingt pathetisch, aber es entspricht der Wahrheit und tut ab und an mal gut zu hören.