EVANESCENCE

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Happy birthday

Das Debüt „Fallen“ der Band um Sängerin Amy Lee wurde zwanzig Jahre alt, nun steht ein Rerelease des Albums als Anniversary-Deluxe-Version an. Blicken wir einmal zurück auf das Jahr 2003, als plötzlich überall „Bring me to life“ lief.
Will man 2003 popkulturell einordnen, so sollte man erst mal einen Rahmen mit dem schaffen, was in dem Jahr alles so geschehen ist: „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“, „Findet Nemo“ und „Kill Bill: Volume 1“ laufen im Kino, im Fernsehen gibt es zum ersten Mal das Dschungelcamp, und die letzte Staffel von „Friends“ startet. Der Nu-Metal Hype läuft auch Hochtouren, LIMP BIZKIT veröffentlichen „Results May Vary“, von LINKIN PARK kommt „Meteora“ und KORN bringen „Take A Look In The Mirror“ raus. Ein Jahr später erscheint „Vol. 3: The Subliminal Verses“ von SLIPKNOT. Neben Nu-Metal gibt es es auch viele Alben im Emo-Genre, außer „Tell All Your Friends“ und „Three Cheers For Sweet Revenge“ von TAKING BACK SUNDAY auch „War All The Time“ von THURSDAY und THE ATARIS landen mit ihrer Coverversion von „The boys of summer“ ihren wohl erfolgreichsten Song. Und dann war da eben noch „Bring me to life“ von EVANESCENCE.

Die Debütsingle der Band aus Arkansas kletterte weltweit in die Top Ten, was damals noch mehr zu bedeuten hatte als heute, und erreichte Platz zwei der deutschen Singlecharts. Auf Platz eins damals übrigens das russische Duo t.A.T.u. mit „All the things she said“. Der Erfolg von EVANESCENCE kam jedoch nicht über Nacht: Die Band gründete sich bereits 1995 und auch „Bring me to life“ hatte so einige Hürden zu nehmen. Wie Amy Lee bereits mehrfach erzählt hat, wollten sie den männlichen Part in dem Song eigentlich gar nicht haben. Nachdem das Label sie ursprünglich sogar dazu drängen wollte, einen weiteren, männlichen Sänger in die Band mit aufzunehmen, da man nicht überzeugt war, dass eine Rockband mit Sängerin erfolgreich sein könne, ist das Feature mit dem 12 STONES-Sänger Paul McCoy ein Kompromiss, den die Band eingehen musste. Bis heute vertritt Lee die Meinung, dass der Song ohne das Feature besser sei. Auch wurde die Band in den USA stark bei christlichen Radiostationen und Vertrieben promotet, obwohl sich die Musiker:innen damals schon deutlich davon distanzierten. Alles eigentlich kein vielversprechender Start der Band in eine internationale Karriere.

Neben den eingangs erwähnten Streifen erschien 2003 außerdem noch ein Film, der es wohl kaum auf viele Bestenlisten des Jahres schaffen würde: „Daredevil“. Die Comicverfilmung mit Ben Affleck, Colin Farrell, Jennifer Garner und Jon Favreau ist nicht gerade da s, was man von den heutigen Blockbuster-Produktionen kennt. Nur die „Director’s Cut“-Version (mit „Coolio“, mehr 2003 wird es nicht mehr ...) rettet die IMDb-Wertung auf immer noch katastrophale 5,3. Allerdings waren neben NICKELBACK, HOUSE OF PAIN und ONE REPUBLIC eben auch EVANESCENCE mit auf dem Soundtrack des Films, was ihnen durchaus internationale Aufmerksamkeit brachte, auch wenn der Film sogar von seinen Darstellern bis heute eher gehasst als geliebt wird.

Dass sich „Bring me to life“ dennoch durchgesetzt hat und man die Band nicht als One-Hit-Wonder nur noch in „Weißt du noch damals?“-Listen wiederfindet, wird dadurch bewiesen, dass gleich mehrere Songs des Debüts inzwischen einige hundert Millionen Plays erreicht haben. Der Song und „Fallen“ werden immer wieder im Kontext der damaligen Nu-Metal-, aber auch der Emo-Szene erwähnt, auch wenn letzteres nicht nur rückblickend eher unpassend wirkt. So oder so ist es Amy Lee und ihrer Band gelungen, ein Stück Rockmusik-Geschichte für die Zweitausender zu schreiben. Herzlichen Glückwunsch zum zwanzigsten Geburtstag!