GHOST

Foto© by Mikael Eriksson

Verfeinert mit Pop

Erst ein Album über eine mittelalterliche Seuche, dann eines über den Aufstieg und Fall von Imperien – GHOST scheinen ihrer Zeit immer voraus zu sein, leider. Tobias Forge steht uns zu „Impera“, dem aktuellen fünften Album der schwedischen Band, Rede und Antwort.

Tobias, wie sehr tut es dir leid, eine weltweite Pandemie ausgelöst zu haben?

Ich möchte das eigentlich nicht aus diesem Blickwinkel betrachten, wenn man es aber tut, nun, dann war es unglücklich. Ich hatte gehofft, dass mein neues Album nicht so vorausschauend sein würde. Jetzt muss ich aber mit Erschrecken feststellen, dass dies scheinbar doch der Fall. Das ist nicht gut.

Klang das letzte Album „Prequelle“ noch sehr schwer und teilweise sehr aggressiv, wirkt „Impera“ teilweise schon fast fröhlich. Wie kommt’s?
Das war zu der damaligen Zeit meine Gefühlslage. Das Album kam sehr gut an und es waren auch einige großartige Songs darauf. In dieser Hinsicht war die Mission erfüllt. Ich denke jedoch, dass der Kontrast zwischen den Alben deshalb so groß ist, weil ich sie in zwei ganz verschiedenen Gemütszuständen geschrieben habe. Als „Prequelle“ entstanden ist, war ich innerlich aufgewühlt, fühlte mich persönlich nicht wohl. Die Welt um mich herum wirkte jedoch recht stabil. Nun bei „Impera“ ist es fast schon das komplette Gegenteil. Ich ruhte in mir und fühlte mich mental sehr gut, die Welt befindet sich aber immer mehr in Aufruhr. Die Platten basieren daher auf zwei unterschiedlichen Ansätzen. Das eine war ein Survivalist-Album, das neue ist vielleicht noch ein Stück wütender, soll aber positiv klingen. Es geht um den Aufstieg und Fall von Imperien. Wenn ein Imperium niedergeht, dann profitieren davon andere. Auch wenn die aktuell zu beobachtenden Gräueltaten schrecklich sind, bin ich der Meinung, dass es ein Imperium geben wird, das untergehen wird.

Mit Salem Al Fakir, Joakim Berg oder Klas Åhlund hast du auch dieses Mal wieder mit etlichen Pop-Songwritern zusammengearbeitet. Was war deren Beitrag zur Musik?
Es geht mir darum, meine Werkzeuge zu verfeinern. Sie bringen mich dazu Dinge zu hinterfragen, die ich mache oder eben nicht mache. Als Schreiber benötigst du auch jemanden, der das Niedergeschriebene noch einmal anschaut. Der mit objektiven Augen schaut, ob es wirklich das vermittelt, was es soll. Dasselbe macht man auch beim Film, da werden Test-Screenings veranstaltet. Man schaut, wie die Menschen reagieren. So ähnlich mache ich das auch. Zum Beispiel der Song „Twenties“, die ursprüngliche Demoversion davon enthält quasi alle Elemente, die nun auch in der finalen Fassung zu finden sind. Die Riffs und Ideen kommen alle von mir. Das Demo war, mit grobem Text, innerhalb einer Stunde fertig. Ich habe dann die Nummer zu Salem und Vincent gebracht, die haben wesentlich mehr Erfahrung mit urbaner Musik als ich. Meine entsprechenden Erfahrungen enden mit Neunziger-Rap. Ich bin mit MTV groß geworden. Der HipHop, den ich mag, fokussiert sich auf die frühen Neunziger. Salem und Vincent sind da viel zeitgemäßer unterwegs. Sie sind am Puls der Zeit. Als ich ihnen das Lied also vorgespielt habe, wollte ich von ihnen wissen, ob sie diese Idee auch mögen. Sie hatten so was noch nie gehört. Dann haben noch neue Elemente ergänzt, wie zum Beispiel den Orchesterpart, der an einen feierlichen Trauermarsch aus New Orleans erinnern sollte. So funktioniert das eigentlich immer. Ich stelle Leuten meine Musik vor und profitiere dann wieder von deren Reaktion. Wenn ich deren Enthusiasmus wahrnehme, generiert das auch bei mir wieder neue Ideen und die probieren wir dann aus.