GORDON SHUMWAY

Foto© by Jacob Callsen

Zwei Kids in Wut

Neues Album bei Gunner Records – bei GORDON SHUMWAY aus Kiel bleibt zum Glück ansonsten alles gewohnt anti. Ein kurzer Austausch über Wut als Lebensphilosophie.

Zwei Kidz retten Punkrock“ ist eure erste Veröffentlichung auf einem Label. Wie kam es dazu und merkt ihr einen Unterschied? Außer dass es eure Platte jetzt auch bei Saturn gibt ...

Nils: Für unser Album waren mächtig viele Labels im Gespräch. Wir haben lange überlegt, wo wir diesen Release sehen und mit wem wir zusammenarbeiten wollen. Wir haben das ausführlich mit unserem Manager Marco Kock von DIE BULLEN und NIGHT TRAP diskutiert und letztendlich wurde klar, dass wir gerade so viele Flanellhemden im Schrank haben, dass nur Gunner Records zu uns passt. Gunnars Deal konnten wir einfach nicht ablehnen. Kommerziell gesehen hat sich einiges verändert.

Was hat sich konkret geändert? Nightliner?
Jören: Leider haben die LEONIDEN alle Nightliner der Welt für alle Zeit vorreserviert, das wird also nichts. Aber ihr Gitarrist Lennart grüßt uns jetzt.

Wie bei allen Vinyl-Pressungen musstet auch ihr Ewigkeiten auf die Lieferung warten und dann auch noch das Releasekonzert verschieben. Entsprechend sind die Songs schon vor langer Zeit entstanden. Seid ihr im Kopf schon bei der nächsten Platte oder macht es noch Spaß, die Songs zu spielen?
Nils: Es hat noch nie Spaß gemacht, diese Songs zu spielen. Es geht um Wut, verdammte Scheiße. Und natürlich ums Geld.

Abseits von Wut, was sind die schönen Dinge im Leben?
Jören: Wenn du genau so viel getrunken hast, dass du einen schönen Glimmer hast, es dir aber am nächsten Tag nicht schlecht geht. Und Geschirrtücher, die wirklich abtrocknen.

Inhaltlich habt ihr das breite Feld des Hassenswerten mit den Themen „Slacklinen“, „St. Pauli-Fans“ und „Konkurrenzkampf beim Containern“ angenehm aktualisiert. Worüber sollten unbedingt noch Songs geschrieben werden?
Nils: So lange es hängengebliebene Punk-Opas mit Mackerattitüde gibt, die Fanzines lesen, wird es Songs mit Wut von uns geben.

Was werdet ihr tun, wenn ihr in naher Zukunft die Punk-Opas seid? Fanzines lesen? Abmackern?
Jören: Nein. Endlich normalen Hobbys nachgehen. Nicht aus Verzweiflung mit den immer drei gleichen Leuten neue beschissene Bands gründen, die viel ankündigen und dann im Sande verlaufen. Und den Platz für junge Leute freimachen.

Was war das Absurdeste, das ihr bisher über euch irgendwo gelesen habt?
Nils: Wir lesen nichts, aber hören alles. Kleingeistigkeit wird großgeschrieben. Auf concert-news.de haben sie geschrieben, dass wir zusammen mit TEAM SCHEISSE den Punkrock retten. Wir hoffen, dass das niemand macht. Es ist eindeutig Zeit für etwas Neues.

Und was könnte das sein?
Nils: Das solltest du nicht uns, sondern jüngere Menschen fragen, am besten im Internet. Subkultur lebt von jungen Menschen und nicht davon, dass man den alten Zeiten hinterhertrauert.

In meiner Wahrnehmung kratzt ihr inhaltlich zum Teil an einer „Meta-Ironie“, die nicht alle Teile des Publikums verstehen, die euch dann auf so einer Fun-Punk-Ebene abfeiern, wie beim letzten Kieler-Woche-Konzert. Stört euch das oder ist es euch egal?
Jören: Du musst es den Leuten ins Gesicht rotzen, egal ob im AJZ oder bei der KiWo. Uns ist alles egal.

Songwriting geht ja ziemlich flott bei euch ... Gibt es schon neue Songs?
Nils: Ja. Aber Gunnar von Gunner Records hat uns gesagt, wir sollen erst mal warten, bis die aktuellen Platten verkauft wurden.

Videos, Aufnahmen, Fotos – ihr macht den größten Teil in Eigenregie. Könntet ihr euch vorstellen, mehr davon in fremde Hände zu geben?
Jören: Nein. Jedes kleine Teilchen wird von uns geplant, vorbereitet und arrangiert. Nur so setzt sich das Puzzle der Konzeptkunst zu unserer Zufriedenheit zusammen. Irgendwann demnächst kommt unser neues Musikvideo zu „Bier Kaufen Dicht Saufen“, das hat Nicola von den MUTANT REAVERS gemacht.

Was ist das Beste am Interviews geben?
Jören: Interviews sind gemütlich. Irgendwie besser als Konzerte zu machen. Man muss sich zwar auch viel Mühe geben für etwas, das keinen interessiert. Aber man muss nichts schleppen und kann dabei zu Hause bleiben.