HEWHOCANNOTBENAMED

Foto© by Peter Konicek

Wer bin ich eigentlich?

HeWhoCannotBeNamed, vielen vermutlich als der maskierte (und bisweilen auch nackte) Gitarrist der DWARVES bekannt, hat bereits einige Soloalben veröffentlicht. Sein neuester Wurf, „Impostor“, erschien Anfang April. Per Mail tauschen wir ein paar Worte aus über das Album, seinen Umzug, Elton John und Kindertheater.

Alles Gute nachträglich! Du hattest am 7. April Geburtstag ...

Danke! Ich habe dieses Jahr nicht wirklich gefeiert, weil meine Frau und ich umgezogen sind. Es war ein großer Umzug von der San Francisco Bay Area, wo ich seit 1986 gelebt habe, als die DWARVES aus Chicago dorthin gezogen sind. Wir haben es aber geschafft und leben jetzt in der Wüste von Nord-Arizona.

Die meisten Leute kennen dich vermutlich als Gitarrist der DWARVES, aber wissen nicht, dass du seit über zehn Jahren auch Solo-Sachen veröffentlichst. Was ist der größte Unterschied zwischen den DWARVES und deiner eigenen Musik?
Der Unterschied ist hauptsächlich inhaltlicher Natur. Ich versuche, diesen „Get high and fuck sluts“-Kram zu vermeiden.

Ich habe gelesen, dass du als Kind sehr viel klassische Musik gehört hast, wie kamst du von dort zum Punkrock?
Wie die meisten Sänger/Songwriter höre ich viel Musik, die mich natürlich beeinflusst. Ich habe mich tatsächlich früh für klassische Musik interessiert, weil ich Klavierspielen gelernt habe. Mein Vater hat Klavier gespielt und ich wollte wie er sein. Er spielte klassische Musik, aber auch Lieder aus berühmten Theaterstücken und Filmen der Sechziger und Siebziger Jahre wie „My Fair Lady“ und „Camelot“. Als ich dann Rockmusik entdeckte, war ich von den BEATLES besessen. Ich mochte auch Elton John sehr gerne. Also kaufte ich mir ein Buch mit den Noten seiner Songs und spielte sie, sehr zum Leidwesen meiner Eltern. Sie haben mein wildes Gehacke auf dem Klavier aber gut ausgehalten. Meine erste Gitarre habe ich mit 16 bekommen, weil ich in der Kirche im Gitarrenchor spielen wollte. Ich habe es schnell gelernt und konnte bald sowohl Radiohits als auch christliche Lieder spielen. Das war so 1976, erst später habe ich erfahren, dass es zu der Zeit in London und New York mit Punkrock losging. Ich habe in einer kleinen Stadt in Wisconsin gelebt, wir haben davon wirklich nichts mitbekommen. So um 1980 haben mein Bruder und ich angefangen, mehr alternative Bands zu hören, wir mochten DEVO und TALKING HEADS. Als ich denjenigen traf, der sich später Blag Dahlia nannte, lernte ich auch psychedelischen Sechziger-Jahre-Punk wie die 13TH FLOOR ELEVATORS und SEEDS kennen. Ich habe dann irgendeinem Typen eine elektronische Orgel abgekauft. Ein sehr cooles Instrument. Eine Band namens SUBURBAN NIGHTMARE brauchte einen Keyboarder und ich war dabei. Sie waren vermutlich eher von meiner Farfisa als von mir begeistert.

Wo findest du Anregungen abseits von Musik? Gibt es Autoren, die du magst?
Ich schätze und mag in erster Linie gute Musik. Ich durfte zum Glück mit einigen großartigen Songwritern zusammenarbeiten, die mich geprägt haben. Blag Dahlia und Saltpeter stehen ganz oben auf der Liste. In letzter Zeit höre ich auch gerne Country-Musik, Kris Kristofferson, Townes Van Zandt, Steve Earle, David Allan Coe und Willie Nelson mag ich besonders.

Du wirst auf deinen Platten immer durch unterschiedliche Personen unterstützt, wie kommt das zustande? Suchst du die Leute gezielt aus oder findet ihr euch einfach?
Meine ersten Alben waren Projekte mit speziellen Leuten, die ich kannte und mit denen ich zu der Zeit zu tun hatte. Als ich zum Beispiel „Sunday School Massacre“ veröffentlicht habe, war ich sehr viel mit den DWARVES unterwegs, deshalb besteht das Line-up hauptsächlich aus DWARVES-Mitgliedern. In letzter Zeit habe ich eine etwas festere Gruppe von Leuten, das hat auf jeden Fall Vorteile. Das sind großartige Musiker, die alle bei den letzten drei Alben mitgemacht haben, Krazy Keith Mueller an der Gitarre, Bobby Ramone am Bass und Eric „Diablo“ Borst am Schlagzeug. Das ist auch die Besetzung für die Live-Auftrittes.

Hast du die Songs für „Impostor“ komplett allein geschrieben oder ist das Album eher das Ergebnis eurer Zusammenarbeit, wie bei einer Band?
Der Großteil stammt von mir, Texte und Musik. Bei „Happy unhappy“, „Please kill yourself“ und „Me me me“ hat Dustin Umberger von GRIM DEEDS mitgeschrieben, „Proud girl“ ist von Saltpeter.

Einer der Gastsänger auf dem Album ist James Konicek. Da ihr den Nachnamen teilt, vermute ich, ihr seid verwandt? Hatte er Lust mitzumachen oder benutzt du ihn als billige Arbeitskraft?
Ja, das ist einer meiner Brüder. Er hat schon oft bei meinen Alben mitgemacht, beispielsweise hat er bei zwei Songs auf meinem Kinderalbum „Fibulous Fabber And Friends“ gesungen, das 2021 rausgekommen ist. Ja, ich brauche ihn als billige Arbeitskraft. Nein, Quatsch, James ist Schauspieler und hat eine tolle Stimme.

Das Album heißt „Impostor“, warum? Bist du der Impostor, also der Hochstapler?
Nein, aber es gibt angeblich viele Leute, die sich für mich ausgeben, einige von ihnen habe ich getroffen. Ich weiß, dass sie Hochstapler sind, aber ich bin mir nicht sicher, ob andere Leute das auch wissen. Das hat dazu geführt, dass ich meine eigene Identität hinterfragt habe. Wer bin ich eigentlich? Manchmal spiele ich einfach nur eine Rolle, es kann sehr verwirrend sein.

Was tust du, wenn du keine Musik machst?
Ich lese viel und verbringe Zeit mit meiner Frau Jennifer. Ich habe angefangen, Musik für Kindertheaterstücke zu schreiben. Ich habe vor einigen Jahren auch ein Theaterstück mit meiner Schwester geschrieben und arbeite an einem weiteren.