HIPPIE TRIM

Foto© by Simon Veith

Tu’, worauf du Bock hast

Die fünfköpfige Band HIPPIE TRIM aus dem Rhein-Ruhrgebiet hat schon bei ihrem Debüt-Album „Cult“ 2019 bewiesen, dass sie eine musikalische Wundertüte ist. Nun haben sie mit „What Consumes Me“ eine neue Platte nachgelegt, mit Einflüssen von Punk und Rock über Indie und Pop bis hin zu Shoegaze. Mit ihrem eigenständigen Auftreten überraschen und überzeugen HIPPIE TRIM Fans und Kritiker und können auch im internationalen Vergleich mithalten. Sänger Malte, Gitarrist Moritz und Schlagzeuger Luc berichten von dem anstrengenden Entstehungsprozess des zweiten Albums und helfen uns, ihren eigenwilligen Musikstil besser einordnen zu können.

Im September ist euer zweites Album „What Consumes Me“ erschienen. Was hat sich im Vergleich zu eurem Debüt „Cult“ verändert?

Malte: In den fast drei Jahren hat sich vor allem bei uns extrem viel getan. Alle haben sich emotional wie beruflich weiterentwickelt. Letzteres macht es oft gar nicht so einfach, der Band zeitlich gerecht zu werden. Trotzdem sind wir in den vergangenen Monaten noch enger zusammengewachsen, was sich vor allem dadurch äußert, dass wir den Faktor Freundschaft stark in den Vordergrund gerückt haben. Wir funktionieren als Band von Freunden besser denn je, und es steckt viel von jedem von uns in der neuen Platte. Dazu kommt, dass wir zu Supervillain gewechselt sind und damit auch endlich auf Label-Seite mit jemandem zusammenarbeiten, der uns als Menschen und Freunde versteht und nicht als reines Produkt. Das tut gut und gibt uns Antrieb.

Wie gut oder schlecht lief der Songwriting- und Aufnahme-Prozess des neuen Albums während der Pandemie?
Luc: Ein Album mitten im Lockdown aufzunehmen, war eine riesige Herausforderung und kein Vergleich zum üblichen Aufnahmeprozess. Wir konnten uns kaum treffen, sodass quasi alles auf einem alten Computer von Moritz entstanden ist. Wir nennen das Ding im Scherz den „Heiligen Gral“. Der PC ist von 2005 und läuft mit einer Demoversion von Ableton, der Sound kommt über billige Logitech-Boxen. Für das Recording haben wir dann aber voll auf High Quality gesetzt und mit Patrick Bayer und Lukas Rauterberg mit zwei Experten zusammengearbeitet. Dass wir mit fünf Haushalten im Auto unterwegs nach Frankfurt waren, war seinerzeit schon illegal, da man sich nur zu zweit treffen durfte. Wir sind den Freunden von der Polizei aber zum Glück von der Schippe gesprungen.

Welcher Song hat euch am meisten Energie abverlangt, ob emotional oder durch einen langwierigen Entstehungsprozess?
Moritz: Die Songs „Reef blower“ und „Faze“ haben mich am meisten Energie gekostet. Aus dem einfachen Grund, weil sie sich im Entstehungsprozess wie Kaugummi gezogen haben und gefühlt nie wirklich fertig wurden. Außerdem war es schwer, die beiden Tracks an die Sound-Idee hinter HIPPIE TRIM anzupassen. Emotional hat mir „Steady dreaming“ am meisten abverlangt, als psychisch bei mir gar nichts mehr ging. Der Song hat mir aber Auftrieb verliehen, ist an nur einem Tag entstanden und hat mir das Gefühl gegeben, alles zu packen.

Hand aufs Herz: Fiel es euch beim Videodreh zu „Hooked on u“ schwer, bei den „Boyband-Tanzeinlagen“ ernst zu bleiben?
Luc: Um ehrlich zu sein, fiel es uns weniger schwer, als wir anfangs dachten. Wir waren so konzentriert darauf, ansatzweise synchron zu tanzen, dass wir vergessen haben, wie bescheuert wir eigentlich gerade aussehen. Das war auf jeden Fall unser – bis dato – anstrengendster, aber irgendwie auch erfüllendster Videodreh, da es eine Familienproduktion war. Unser Freund Hendrik Dyga hat gefilmt und ich habe am Ende alles zusammengeschnitten.

Wie ist der Name HIPPIE TRIM und euer Auftreten zu verstehen – Hommage an die „guten alten Zeiten“?
Malte: Nein, nicht direkt. Es geht uns in erste Linie darum, uns nicht zu ernst zu nehmen und das zu tun, worauf wir Bock haben. Das kann ich allen Menschen nur empfehlen.

Moritz: Namen sind Schall und Rauch, und so lange es hängen bleibt und Leute sich fragen, was der Name soll, erfüllt er für mich seinen Zweck.

Auch wenn Kategorien häufig überflüssig sind, was für eine Musikstil-Einordnung würdet ihr euch, zum Beispiel auf eurer zukünftigen Wikipedia-Seite, wünschen?
Malte: Heavy Metal! Nein, natürlich nicht. Am ehesten Indie-Punk, da wir gerne als Wundertüte aus Punk, Hardcore, Indie, Grunge, Rock und Pop beschrieben werden. Wir freuen uns immer, wenn Leute unsere verschiedenen Einflüsse einordnen können.

Könnt ihr euch vorstellen, mehrere Songs oder ein ganzes Album komplett instrumental zu gestalten? Oder siegt da der Wunsch nach Gesang und eindeutigen Lyrics?
Luc: Witzigerweise werden wir das häufiger gefragt, aber wir haben nicht vor, eines unserer kommenden Releases rein instrumental zu gestalten. Malte und seine Vocals sind für uns ein zentraler Punkt im Projekt, und auf der Bühne wollen wir seine Energie nicht missen. Außerdem kann er kein Instrument spielen.

Dürfen wir uns auf Konzerte von euch im Herbst/Winter freuen?
Luc: Definitiv. Wir haben uns gerade mit einer Booking-Agentur zusammengeschlossen, die schon eifrig dabei ist, Konzerte für den Winter und das kommende Frühjahr zu buchen. Haltet also gerne die Augen offen! Unsere Shows sind schnell, schwitzig und laut, und wir freuen uns immer, neue Gesichter im Publikum zu sehen.