INTO IT. OVER IT.

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My comeback

Evan Weiss aus Chicago alias INTO IT. OVER IT. hat 2017, nach über zehn Jahren Musikerdasein im Spannungsfeld zwischen Studio und Tour, die Notbremse gezogen, nachdem er sich eingestehen musste, dass in seinem Leben so einiges falsch lief. Auf dem neuen Album „Figure“ geht er mit sich selbst hart ins Gericht, denn niemand anderes hat seine Fehler zu verantworten.

Warum hast du deinen Job als Musiker noch nicht an den Nagel gehängt?

Ich denke nicht, dass es der Job des Musikers ist, der Menschen dazu bringt, schlechte Entscheidungen zu treffen. Dem Job selbst ist es nicht anzulasten, dass man schlechte Angewohnheiten entwickelt oder seine Fähigkeit zu kommunizieren vernachlässigt. Ich war zehn Jahre nonstop unterwegs. Schreiben, aufnehmen, touren und wieder von vorne. Eine Pause gab es eigentlich nie. Schließlich brauchte ich Zeit zum Durchatmen, damit ich mein Leben und meine Ziele neu bewerten konnte – nicht nur auf die Musik bezogen. Ich musste ein gesünderes Verhältnis zu meinem Dasein als Künstler entwickeln und herausfinden, wie etwas, das mir so wichtig ist, ins größere Bild passt. Ein bedeutender Teil davon, wahrscheinlich 98 Prozent, war es, einfach mal von der Straße zu kommen. Hätte ich so weitergemacht, wäre meine Liebe zur Musik wohl in Verbitterung umgeschlagen. Fast wäre es passiert. Meine Fehler waren aber nicht die der Musik, es waren meine eigenen.

Wie ist es dir gelungen, mit dir selbst wieder ins Reine zu kommen?
Ich habe mir einen anderen Job gesucht. Es ging viel darum, im Team zu arbeiten sowie fair und verantwortungsvoll zu kommunizieren. Vorher hatte ich praktisch noch nie in meinem Leben in einem professionellen Umfeld gearbeitet.

Wie hat diese neue Sichtweise ihren Weg in deine Musik gefunden?
Ich hatte damals meinen Labelvertrag erfüllt und keine weiteren Touren geplant. Also war es der beste Zeitpunkt, einfach mal innezuhalten. Vorher hieß es immer: Go! Go! Go! Es war immer darum gegangen, irgendwas zu herauszubringen, sonst wäre ja Leerlauf entstanden. Leerlauf zahlt keine Miete. Genau das ist die bittere Realität für viele Musiker und sorgt oftmals für Verzweiflung, was wiederum zu mittelmäßigen und gehetzten Ergebnissen führt. Druck kann einen dazu bringen, dass man ja zu Dingen sagt, die sich eigentlich nicht gut anfühlen. Und es kann letztendlich bedeuten, dass Musiker ausbrennen. Adam Beck, der derzeitige Schlagzeuger bei INTO IT. OVER IT., und ich haben uns Zeit genommen. Wir haben fast zweieinhalb Jahre geschrieben und dann über sieben Monate aufgenommen. Es fühlte sich wieder an wie zu den Anfängen von INTO IT. OVER IT. Ich denke, das ist ein Gefühl, das nicht viele Bands replizieren können, während sie sich durch ihre Karrieren arbeiten.