ITHACA

Foto© by Quinten Quist

Repräsentation

Djamila, Sängerin der in London beheimateten Band, lebt mittlerweile in Berlin. Wir sprechen mit ihr über das neue Album „They Fear Us“, Metalcore und wie wichtig Repräsentation in der Musik ist.

Ich würde sagen, dass Metalcore aktuell wieder im Kommen ist. Was haltet ihr von einer neuen Szene, die jetzt gerade entsteht?

Wir erleben definitiv ein Wiederaufleben des Metalcore, und eine Sache, die ich wirklich interessant finde, ist, dass in den letzten Jahren die Bands, die 7 ANGELS 7 PLAGUES nachgemacht haben, bereits auf der Strecke geblieben sind, während die, die die Szene neu erfunden haben, immer stärker werden. Es ist möglich, einem Genre wieder Energie und Vitalität zu geben, das immer noch seinen Wurzeln huldigt und uns gleichzeitig etwas Neues bietet. Es gibt derzeit so viele coole Bands, die Metalcore spielen, ihm aber ihre eigene Note geben und ihm neues Leben einhauchen, und das finde ich so spannend. Außerdem, warum sollte ich mir zehn neue Bands anhören wollen, die genau wie BOTCH klingen, wenn ich einfach BOTCH hören kann?

Mir gefällt sehr, dass es auf „They Fear Us“ keine Grenzen gibt – würdest du sagen, dass es im Jahr 2022 riskant ist, aus einem Käfig herauszutreten, oder ist es sogar notwendig, um Anerkennung zu bekommen?
Das hängt davon ab, ob Anerkennung das Ziel ist oder nicht. Wenn wir auf Magazincover und Festival-Schlagzeilen abzielen würden, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, etwas zu schreiben, das klanglich näher an unserem letzten Album „The Language Of Injury“ liegt, aber das war nie unsere Motivation. Zumindest wäre es nicht richtig, wenn wir dafür unsere eigene Kreativität opfern müssten. Ich denke auch, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes nicht etwas weniger Umfangreiches als „They Fear Us“ hätten schreiben können, das wäre unmöglich gewesen. Wir schreiben Musik, die in erster Linie uns selbst dient, und wenn die Leute sie mögen, ist das einfach ein schönes Geschenk.

Ich habe kürzlich Rock am Ring besucht, ein Festival, das wegen des Mangels an Musikerinnen in die Kritik geraten ist. Glaubst du, dass wir eine Quote brauchen, um Musikerinnen und Musiker aus der LGBTQIA+-Bewegung sichtbarer zu machen?
Wir müssen nicht tokenisiert werden, aber wir müssen repräsentiert werden. Wie ist das möglich, ohne eine Quote zu haben? Das ist eine interessante Frage. Ich hoffe, wir kommen an einen Punkt, an dem wir das nicht mehr brauchen. Es ist auf jeden Fall ein Weg, eine größere Vielfalt im Line-up zu erreichen, ohne dass es sich abgedroschen oder unecht anfühlt, und wenn einige Leute einen Schubs in die richtige Richtung brauchen, dann ist das eben so.

Was hältst du von Leuten, die die Tatsache hervorheben, dass du eine weibliche Sängerin in einer Heavy-Band bist? Ist es nötig, das zu betonen, oder fühlt es sich sogar verletzend an, da es für dich persönlich ganz normal ist?
Das ist mir egal. In den Anfangstagen der Band hat es mich mehr geärgert, aber jetzt weiß ich, wie wichtig die Repräsentation in einer Szene wie dieser ist. Ich rege mich nicht auf, wenn Leute mein Geschlecht erwähnen, solange es nicht das Einzige ist, das sie interessiert. Dieses Argument habe ich im Laufe der Jahre schon oft gehört. Ja, die Tatsache, dass ich weiblich bin, könnte als reduktionistisch angesehen werden, aber es ist auch wahr. Mein Geschlecht „sollte“ kein Thema sein, aber bis wir wirkliche Gleichberechtigung erreicht haben, ist es auch gut, darüber zu sprechen.