MALASAÑERS

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Ein Leben für die Musik

Vor vier Jahren ist Carlos del Pino nach Deutschland ausgewandert und hat sich im fränkischen Bamberg niedergelassen. Seine Band MALASAÑERS hat er damals aus Madrid mitgebracht und nach einem Umbruch quasi neugegründet. Mit „Footprints“ hat die Celtic-Punk-Band nun schon ihr zweites Album beim Duisburger Label Wolverine Records veröffentlicht und spricht damit vor allem Fans von FLOGGING MOLLY oder DROPKICK MURPHYS an. Wie es dazu kam, dass Frontmann Carlos del Pino als Spanier in Franken irisch geprägte Musik macht, erklärt er im folgenden Interview.

Wie kommt es, dass du als Spanier vor vier Jahren in Bamberg gelandet bist?

Am Anfang haben wir nur in Spanien gespielt. Aber als die Krise dort kam, hat es die Musiker besonders hart getroffen. Viele Clubs haben zugemacht. Wir haben mit den MALASAÑERS unser erstes Album „Spanish Eyes“ aufgenommen und es verschiedenen Labels zugeschickt. Wolverine Records hat sofort zugegriffen. Dann hatten wir ein paar Auftritte in Deutschland und wir haben sofort gemerkt: da läuft es viel besser als in Spanien.

Aber warum Bamberg? Für einen Musiker ist doch eine Stadt wie Berlin viel besser, heißt es immer.
Weil in Berlin schon zu viele Spanier sind, haha. Nein, es war so: Wir haben 2011 mit unserer Punkrock-Band DUSTY TRIP im Rahmen einer kleinen Tour Shows in Berlin und in Bamberg gespielt. Und als die Entscheidung anstand, nach Deutschland zu ziehen, habe ich mir gedacht: entweder Berlin oder Bamberg. Wir haben uns dann für Bamberg entschieden, weil es viel zentraler und damit logistisch günstiger für uns liegt. Man kommt viel einfacher in alle Regionen Deutschlands. Außerdem ist es viel schöner als Berlin. Tut mir leid, liebe Berliner! Und das Bier dort ist das beste Bier der Welt.

Bist du mit deiner kompletten Band nach Deutschland gekommen oder hast du dir in Bamberg einfach neue Musiker gesucht?
Damals hat mich nur die Bassistin Lena nach Deutschland begleitet, sie war gerade fertig mit ihrem Studium. Die anderen wollten auf gar keinen Fall mit. Dann haben wir die Band in Bamberg noch einmal neu gegründet. Vergangenes Jahr ist Lena allerdings ausgestiegen, weil sie einen Job als Ingenieurin in einem anderen Teil von Deutschland bekommen hat. Lustigerweise kommen die anderen in der Band aber nicht aus Bamberg. Einer kommt aus Niedersachsen, einer aus Ansbach und unser neuer Bassist Johann stammt aus Kasachstan.

Und wo probt ihr dann?
Wir haben einen Proberaum in Bamberg, wir proben aber auch in Nürnberg, das ist für unseren Schlagzeuger günstiger. Aber wir sind sehr fleißig. Jeder muss seinen Teil schon zu Hause lernen und üben. Wir treffen uns also nicht zum Proben, trinken Bier und spielen dann eine Stunde oder so. Wir arbeiten bei den Proben hart und jeder muss die Songs gut vorbereitet haben.

Wie kommst du als Spanier dazu, irisch geprägten Punkrock zu machen?
Als ich noch ein Kind war, hatte mein Vater viele schottische und irische Folk-Platten. Sachen wie THE WOLFE TONES oder auch Rory Gallagher. Die habe ich immer gehört. In Berlin haben wir uns dann ein paar CDs von den DUBLINERS gekauft. Und damals entstand die Idee, eine irische Speedfolk-Band zu gründen. Außerdem war das Guinness in spanischen Pubs extrem teuer – fünf oder sechs Euro für eine Pint –, und als Band bekommen wir das Bier umsonst. Deswegen haben wir die Band gegründet. Und wir bekamen sofort viele Auftritte. Es gab auch große Unterstützung von der irischen Community in Madrid. Und am Ende haben wir mit den MALASAÑERS viel mehr gespielt als mit unser Punkband DUSTY TRIP.

In den Texten beschäftigt ihr euch vor allem mit Problemen der Arbeiter und einfachen Leute. Du selbst hast ja studiert und arbeitest in Deutschland nebenbei als Spanischlehrer. Warum die Sache mit der Working Class?
Ich hatte keine besonders leichte Kindheit. Mein Vater ist früh gestorben, ich musste mein kleines Zimmer mit drei Geschwistern teilen. Wir hatten nicht viel Geld und ich musste schon früh arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Außerdem bin ich schon bald in der Gewerkschaft gelandet und habe mich für meine Kollegen eingesetzt. Und später habe ich dann auch als Lehrer in einem Armenviertel in Madrid gearbeitet. Deswegen finde ich, die Arbeiter und Armen müssen zusammenhalten, damit es besser wird.

Die Idee der Solidarität steckt auch im Bandnamen MALASAÑERS, oder?
Der Name der Band geht auf Manuela Malasaña zurück. Malasaña bedeutet frei übersetzt „schlechtes Blut“. Sie war ein 15-jähriges Mädchen, das in der Zeit von Napoleon gelebt hat. Eine Schneiderin aus Madrid. Damals haben die französischen Truppen das ganze Land übernommen. Und bei einem Aufstand gegen die Besatzer aus Paris war sie auf der Straße und wurde von französischen Soldaten erschossen, weil sie dachten, ihre Schere wäre eine Waffe. Und weil sie in ihrem Viertel sehr beliebt war, wurde sie zum Symbol des spanischen Unabhängigkeitskrieges.

Was wollt ihr mit eurer Band erreichen? Ihr habt ja alle noch „normale“ Jobs.
Ich habe eine Ausbildung als Sprachlehrer und habe schon in Madrid als Lehrer gearbeitet. Aber ich bin nur nach Deutschland gekommen, um Musik zu machen. Davon will ich irgendwann leben. Hier wird man gut dafür bezahlt, viel besser als in Spanien. Hier werden die Musiker respektiert und sind überall willkommen. In Spanien machst du entweder Mainstream-Musik oder du zahlst drauf. Du wirst oft von Veranstaltern betrogen oder spielst für nichts. Manchmal musst du sogar dafür bezahlen, dass du spielen darfst. Während der Krise 2008 haben außerdem viele Clubs zugemacht. Überlebt haben nur sehr wenige. Mein Leben ist die Musik und in Spanien geht das nicht.

Habt ihr schon Konzerte in Spanien gespielt? Und wie war das für euch?
Wir haben vor zwei Jahren ein paar Konzerte in Spanien gegeben. Drei aus der Band sind rübergeflogen und wir haben dort mit einem Musiker aus Madrid zusammengespielt. Schon damals hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass MALASAÑERS eine spanische Band sind. Es ist eine deutsche Band oder vielmehr ein internationales Projekt. Fünf Typen, die zusammen Musik machen, Spaß haben und die Leute unterhalten wollen. Das ist das Ziel.