MINUS YOUTH

Foto© by Patrick Stotz

Track by track

Die neue EP der Band aus Stuttgart steht in den Startlöchern, also haben wir Sänger Denis und Gitarrist Dom mal gebeten, uns ein wenig über die vier Songs zu erzählen.

„Not now / Not ever“
Dieser Track klingt nach dem Lärm, der durch das Lesen der Nachrichten seit dem 24. Februar 2022 wie eine Sirene in Herz und Kopf ertönt. News über einen Krieg, so nah wie schon lange nicht mehr. „Not now, not ever, will I see the side of the oppressor. I’ll fight, I’ll scream. No justice. No peace.“ Gelernte Worte und klare Kante im Intro, danach stampft das erste Riff los. Dann wieder demoesque Parolen im Refrain. Als Kroate, aufgewachsen mit Geschichten vom Krieg und geflohenen Verwandten, hört man in Denis’ Lyrics dann das letzte bisschen Optimismus sterben. Damit es jetzt aber nicht zu ernst wird, ein paar Fun Facts: Wir wollten unbedingt mal eine Trap Hi-Hat in einem Song. Check!

„Sun“
Arbeitstitel: „Fuck carbs all day“. Fragt bitte nicht warum. „Sun“ ist eine Hommage an unsere Söhne und Töchter, die in den letzten paar Jahren das Licht der Welt erblickten, und an die, die noch kommen werden. Nichts als Liebe für diese kleinen Punks. „Sun“ ist der einzige Song der EP mit einer hundertprozentig positiven Message und auch fast der einzige, der auf einer Punkrock-Schiene rollt. Schnell, melodisch, etwas chaotisch, aber vor allem lebendig! Wir lieben den Refrain und den Moshpart, durch die alle mit den Lyrics verbundenen Emotionen rausgeschüttelt werden. Für „Sun“ gibt es eigentlich auch ein Musikvideo, das werden wir aber nie releasen. Warum? Vielleicht haben wir im Talk mit dem Videoteam zu oft „skaten“ gesagt und jetzt haben wir zwar ein ultra genial gemachtes Skatevideo –kein Scheiß, 1A-THPS-Skate-Tape – aber keines, das unsere Message und Werte so ganz trifft. Egal. Wir leben es trotzdem. So wie unsere Sonnen.

„Y.O.D.“
„Y.O.D.“ steht für „Years Of Depression“. Und als wir den Song in Unterhosen bei digitalen Songwriting-Sessions während des Lockdowns geschrieben haben, hieß es eigentlich noch „Year Of Depression“. Singular. Gedacht war „Y.O.D.“ als Disstrack über die Verschwurbelung und Dummheit einiger. Jetzt ist es ein Lied darüber, wie die Pandemie einen von uns verändert hat. Ein Tritt in den Rücken und der Sturz in die weit geöffneten Arme einer Depression. Nach unserer Definition ein relativ typischer MINUS YOUTH Song im besten Sinne. Eine Mischung aus Mosh, Groove und ein bisschen Punk mit verzweifelt keifendem Gesang. So verzweifelt, dass wir es gleich zweimal aufgenommen haben, weil Denis seine erste Performance kacke fand. Passend dazu haben wir von GUILT TRIP folgenden Tipp bekommen: „You just gotta believe in the music.“ Versprochen, irgendwann nehmen sich das alle aus der Band zu Herzen.

„Tens to thirties“
Melopunk. Der Song hieß wirklich bis zum Tag vor den Vocal-Recordings „Melopunk“ weil er „etwas punkig und melodisch war“. Smart. Und das trotz des erbarmungslosen Moshparts mittendrin und einer kurzen „Hardcore LINKIN PARK Ver(w)irrung“ beim Gesang. Denis ist überzeugt davon, dass der Track ein Hit ist. Einfach nur, weil es durch den gnadenlosen und brutalen Gastbeitrag von Jess von SWOON seiner Meinung nach endlich mal hörbare Vocals in einem MINUS YOUTH-Song gibt. Inhaltlich geht es darum bei „Tens to thirties“: Das Verarbeiten von riesigem Selbsthass. Kostenlose Therapie. Angefangen in den Teens und mitgeschleppt bis in die dreckigen Dreißiger. An der Stelle muss einfach ein Shoutout und Dankeschön an Jess von SWOON für dieses Feature gehen. Deshalb klare Empfehlung: Unsere EP „Sun“ und die Tracks von SWOON in Dauerschleife laufen lassen.