ALL

Mass Nerder

Unglaublich, aber wahr: die Herren Stevenson und Egerton haben es tatsächlich geschafft, nach ihrem letztjährigen DESCENDENTS-Triumph noch einen draufzusetzen und die etwas dröge gewordenen ALL zu neuen Höchstleistungen zu treiben. Seit langem hat mir kein ALL-Album mehr so gut gefallen wie „Mass Nerder“, das über die Distanz von sechzehn Tracks kein Stück nachlässt, ja vielmehr zu den Grundwerten zurückkehrt, Frickelrockexperimente völlig bleiben lässt und so eine Sammlung von brillanten, fröhlich-melancholischen Pop-Punk-Songs darstellt, die in dieser Form nur die beiden Masterminds dieses Sounds hinbekommen konnten. Im Gegensatz zum DESCENDENTS-Album dominieren hier aber nicht die hektisch-schnellen Nummern, sondern eher bedächtiges Songwriting – was nicht heißen soll, dass ALL irgendwie lahmarschig kommen. Nein, unabhängig von mir äußerten drei(!) Personen nach dem Hören von „Mass Nerder“, dass sie sich von einem Teil der Songs – etwa „I’ll get there“ und „Fairweather friends“ – massiv an HÜSKER DÜ erinnert fühlten – und es ist wahr! Ganz klar: das Team Alvarez/Price/Stevenson/Egerton hat mit diesem, natürlich im Blasting Room-Studio aufgenommen Album sämtliche Schwächeleien der frühen Neunziger sowie den nicht gerade glorreichen Ausflug zum Majorlabel hinter sich gelassen und einen zukünftigen Klassiker geschaffen.