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Es war nicht alles schlecht

Frankreichs Modern-Frickler melden sich mit einer neuen Platte zurück. Warum die Pandemie-Jahre für die Band durchaus auch positive Effekte hatten und wie es um die Live-Planung in herausfordernden Zeiten steht, erklärt uns Frontmann Tobias Rische.

Im September wird „Déjà Vu“ erscheinen. Was schätzt du am meisten an eurer neuen Platte? Und wie, denkst du, wird sie bei den Fans ankommen?

Was schätze ich am meisten? Die Antwort ist ganz klar: die Diversität der Scheibe. „Déjà Vu“ zeigt einerseits eine viel rohere Seite unserer Band. Aber wir haben auch ausgiebig mit verschiedenen Stilen herumexperimentiert, was eine Menge Spaß gemacht hat. Hier und da scheint natürlich auch noch einiges der früheren Sachen durch, aber eben auf eine ganz andere, neue Art und Weise.

Gab es ernsthafte Probleme oder Herausforderungen, die ihr im Zuge des Produktionsprozesses meistern musstet?
Ich würde jetzt gern was total Dramatisches erzählen. Aber nein, haha. Es gab eigentlich gar keine Probleme. Alles in allem verlief das Schreiben dieses Albums reibungslos. Es hat einfach nur riesigen Spaß gemacht.

Das Artwork unterscheidet sich schon sehr deutlich von dem, was ihr in der Vergangenheit gemacht habt. Das ist ja fast schon eine Art Neunziger-Hommage. Wie ist die Idee entstanden?
Wir wollten einfach mal was anderes machen. Die Platte ist für uns alle eine recht persönliche Angelegenheit gewesen, jeder war irgendwie in alles involviert. Dadurch erschien am Ende einfach naheliegend, dass die Band auch selbst auf dem Cover zu sehen ist.

Bislang habt ihr noch keine Tourdates rund ums neue Album veröffentlicht. Gibt es schon Pläne?
Es wird natürlich eine Headliner-Tour zur neuen Scheibe geben, klar. Und die Vorbereitungen laufen natürlich. Leider können wir aber noch nichts ankündigen. Tatsächlich arbeiten wir aktuell auch schon wieder an neuem Material. Wir alle in der Band sind diesen „Alle zwei Jahre ein Album“-Zyklus ohnehin ein bisschen leid. Da wollen wir künftig einfach mal ein bisschen anders vorgehen. Vor allem wollen wir einfach mehr Musik zusammen machen und sie auch veröffentlichen. Ich sage mal so: Seid einfach gespannt, haha.

Vor einigen Monaten schien gefühlt das Schlimmste in Sachen Pandemie hinter uns zu liegen, es haben wieder Konzerte stattgefunden, die ganze Industrie ist wieder hochgefahren. Nun scheint sich die Lage wieder zu verschlimmern. Wie schwierig ist es, angesichts dieser Situation die nächsten Monate zu planen?
Ich denke, wir müssen von nun an einfach mit dem Virus leben. Wir alle müssen uns darauf einstellen und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Wenn es neue Lockdowns oder Einschränkungen geben wird, dann muss es eben sein. Unser aller Gesundheit ist das Wichtigste. Wenn Regeln also dazu beitragen können, das Schlimmste zu verhindern, sollten wir sie alle respektieren.

Im Zuge der Pandemie haben sich womöglich auch die Hörgewohnheiten vieler Menschen verändert. War das bei dir auch der Fall?
Ach, wir alle hören ständig Musik, den ganzen Tag. Ich selber auch: Ob im Proberaum, wenn wir aufräumen, beim Kochen, beim Duschen, was auch immer, haha. Die Pandemie hat da auch nicht wirklich weitergeholfen, wenn ich das so salopp sagen darf. Weil keine Band so richtig touren konnte und dafür aber unfassbar viel Musik entstanden ist. Für den Hörer da draußen also eigentlich ein absoluter Glücksfall. Weil es so viel an großartiger neuer Musik zu entdecken gibt.

Dennoch war die Pandemie natürlich ein riesiger Downbreak für alle Musiker. Was hat euch die Kraft gegeben, dennoch weiterzumachen?
Am meisten hatten wir damit zu kämpfen, nicht auf Tour gehen zu können. Shows zu spielen, bei denen die Leute im Publikum deine Lyrics voller Inbrunst mitschreien und dir diese Energie geben, das ist das Beste, was du als Musiker bekommen kannst. Darauf verzichten zu müssen, war verdammt hart. Andererseits, und das ist das Ironische daran, hatte das tatsächlich auch positive Effekte. So konnten wir uns nämlich ohne Druck mit dem neuen Material beschäftigen und weitere Inspirationsquellen finden.

Hat sich deine Wahrnehmung vom Leben und der Musik im Zuge der Pandemie verändert?
Seien wir mal ehrlich: Was in den vergangenen beiden Jahren passiert ist, davon hätten wir nie gedacht, dass es möglich ist. Also hat das natürlich irgendwas mit uns gemacht. Ich muss offen sagen, dass ich nicht glaube, dass es etwas Schlechtes war. Ich habe schon gelernt, dass ich nicht alles als selbstverständlich nehmen sollte, dass ich gewisse Dinge mehr wertschätzen muss. Vor allem aber habe ich realisiert: Die Zeit, die wir haben, sollten wir unbedingt nutzen, um Live-Musik zu genießen und uns lebendig zu fühlen.

Hast du im Zuge der Pandemie-Jahre neue Erkenntnisse über die Gesellschaft und die Welt gewonnen?
Ja. Verschwörungstheoretiker sind verdammte Idioten!