PARKPUNK

Foto© by Laura Guppenberger

Regensburger Doomspatzen

Auf einmal waren PARKPUNK da. Mit dem Song „Arbeitenix“ haben sie sich in die Herzen der Deutschpunk-Fans gespielt, aber wo kommt diese Band aus dem Nichts her? Wieso veröffentlichen sie ihr erstes Album gleich auf Aggropunk, einem der größten Deutschpunk-Labels? Wo gehen Doom und Deutschpunk gleiche Wege und was hat Regensburg mehr zu bieten als den Do(o)m? Wir haben nachgefragt – auch wenn es am Anfang nicht so scheint.

Was ist weiß und springt von Baum zu Baum?

Alle: ... (ratloses Schweigen)

Tarzipan. Und was ist grün und guckt durchs Schlüsselloch?
Jan: Oh Gott, keine Ahnung!

Ein Spionat.
Jan: Guter Icebreaker, aber was soll das?

Wenn sich eine Band schon PARKPUNK nennt, hätte ich eine Vorliebe für Flachwitze und Wortspiele erwartet. Oder woher kommt der Name?
Jan: Na ja, aus der Not: PUNKWART gab’s schon, haha!

Punk musste aber schon in den Namen?
Sami: Irgendwie schon. Das war dann so gesetzt.

Und wenn ein Name einmal da ist, steht er auch da.
Sami: Ja, huift jo nix.

Ich wage zu behaupten, dass ich mich im Deutschpunk-Geschehen einigermaßen auskenne. Ihr seid mir aber erst jetzt vor die Nase gekommen. Wo kommt ihr auf einmal her?
Sami: Wir haben schon mal ein Album aufgenommen und DIY rausgebracht, und ziemlich viele Gigs in und um Regensburg gespielt. Aus Bayern sind wir aber nicht rausgekommen. Vielleicht hast du uns deswegen nicht wahrgenommen. Wir wussten auch nicht wirklich, wie wir uns bekannter machen können, außer über Konzerte. Wir waren aber zu blöd, an Konzerte außerhalb Bayerns zu kommen. Dann haben wir das neue Album aufgenommen und es an zwei, drei Labels geschickt. Ein halbes Jahr später hat sich Matze von Aggropunk gemeldet und fand’s gut. Und hier sind wir jetzt.

Und auch das, bitte versteht mich nicht falsch, finde ich eine starke Geschichte. Eine so junge, frische Band, die gerade mal ein DIY-Album veröffentlicht hat, ist plötzlich auf einem der größten Deutschpunk-Labels. Wie geht das?
Jan: Das wissen wir auch nicht so genau, haha!

Kanntet ihr da wen oder sind da Pfandgelder geflossen?
Sami: Nee, ich habe echt nur die Mail geschrieben. Wir waren auch schon kurz davor, das wieder selbst ins Presswerk zu schicken und das Ding eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen. Ich weiß nicht, ob da wer wen kannte. Wir waren selbst auch super überrascht.

Apropos kennen: Stellt euch doch erst mal vor!
Jan: Ich bin Jan und spiele Schlagzeug.
Sami: Ich spiele Bass und singe.
Andi: Ich spiele Gitarre und singe auch manchmal.

Von wem kommen Musik und Texte?
Sami: Die Songs des neuen Albums kommen alle von Jan und mir, unser alter Bassist und Gitarrist haben vorher auch etwas beigesteuert. Das neue Album haben wir komplett im Lockdown erstellt.

Kennt man euch aus anderen Projekten?
Jan: Vermutlich nur, wenn man in Regensburg unterwegs ist. Dann könnte man mich von KISSY SUZUKI oder dem AFFENORCHESTER kennen. Sami ist noch bei AGE OF RATS.
Andi: Ich darf Erfahrung bei den HOLY KINGS beisteuern, davon sind Leute jetzt bei ERECTION oder IRISH HANDCUFFS. WOLVES gab’s noch und Doom- und Sludge-Projekte wie CARRION MOTHER in ganz anderen Sphären, und dann helfe ich noch bei einem Kumpel und seinem Singer/Songwriter-Projekt aus.

Ich beobachte immer häufiger, dass Menschen sowohl den typischen „Assel-Deutschpunk“ als auch düsteren Doom, Sludge und Black Metal hören. Das scheint, bei dir auch der Fall zu sein. Wie passt das zusammen?
Andi: Die Szene in Regensburg ist relativ eng verbandelt. Man kennt sich, läuft sich über den Weg und macht etwas zusammen. Und jetzt pass auf: Für die Doom-Band wurde ich von jemandem gefragt, der wiederum in einer Synthpop-Band gespielt hat. So habe ich auch PARKPUNK kennen gelernt.

Ergibt also die Stadt, die Umgebung „dein“ Genre?
Andi: Ja, in Regensburg gibt es nur Doom, Sludge und Punk, haha! Nein Quatsch, die Regensburger Szene ist einfach sehr offen und doch sehr in sich verbunden. Das öffnet viele musikalische Türen. Man kann vieles ausprobieren und dafür Leute finden.

Ihr klingt sehr begeistert von der Stadt. Was geht in Regensburg?
Sami: Es ist alles super überschaubar. Es gibt fünfzig Bands mit dreißig verschiedenen Leuten, haha! Aber ernsthaft, es gibt nur so drei Clubs, in denen du aber immer dieselben Leute triffst.
Jan: Und die Clubs unterstützen sich gegenseitig, machen auch mal Projekte zusammen, das ist cool.

Dann gebt uns doch mal ein paar Punkrock-Reisetipps für Regensburg.
Sami: Um die Alte Mälzerei kommt man nicht drumherum, das Tiki Beat ist offen für Punk, Rock’n’Roll und Ska-Geschichten und dann gibt’s noch so zwei, drei Kneipen und ein Hausprojekt.

Und wen aus der Regensburger Szene sollte man auf keinen Fall verpassen?
Sami: ERECTION gehen gerade ziemlich steil, mit denen teilen wir uns den Proberaum.

Und wer von euch spielt da mit?
Andi: Haha, nein zufälligerweise niemand.
Jan: IRISH HANDCUFFS haben wir gerade schon genannt, die kommen auch aus Regensburg und JOHNNY FIREBIRD, die aus USE TO ABUSE hervorgegangen sind.

Wen hat Regensburg noch hervorgebracht? Edmund Stoiber ...
Andi: Den Papst! Ratzinger! Also den Ex-Papst. Benedikt. Ich weiß nicht, der wievielte das ist, aber der kam auch aus Regensburg.
Sami: Als der zu Besuch kam, war hier die Hölle los. Oder der Himmel, haha!

Es wird was mit den Wortwitzen, Chapeau! Lasst uns noch mal zur Frage kommen, wie sich Doom und Deutschpunk verstehen. Wie passen die Freiheit und Losgelöstheit der Deutschpunk-Szene, die sich ja oft auch in den Texten ausdrückt, zur düsteren und ernsten Doom-Musik und -Szene?
Andi: Beide Sounds und Einstellungen treffen sich in ihrem Nihilismus. Beim Doom sind es meist wenige Lyrics und beim Punk gibt es welche, die besagen, dass man sich selbst nicht so ernst nimmt. Und doch sind beide vereint in einer Haltung und darin, Dinge anzusprechen.
Sami: Und wer Doom spielen kann, kann auch Punk spielen und andersherum. Beide haben nur drei Akkorde, nur Doom braucht da mehr Zeit für.
Jan: Ich glaube, Metal macht man, wenn man als Punk sein Instrument beherrscht.
Andi: Außerdem ist der Regensburger Doom ein ganz besonderer. Zieh dir mal CARRION MOTHER rein, da wird einem nicht langweilig, auch wenn die Songs teilweise 15 Minuten dauern, haha!

Dann habt ihr nicht nur den Regensburger Dom, sondern auch den Regensburger ... Doom! Es ist echt anstrengend, ich schäme mich etwas.
Sami: Den „Witz“ gab’s auch schon.

Auf eurem neuen Album „Arbeitenix“ gibt’s elf Songs in zwanzig Minuten. Habt ihr da die Punkrock-Stoppuhr gestellt?
Jan: Nee, das war uns echt scheißegal. Wir haben unsere Songs einfach nur so gespielt, wie sie sich gut anfühlen. Da gab’s kein Konzept, ob hier noch eine Bridge gefehlt oder da noch ein Refrain rein musste.

Der Titeltrack geht ja mal absolut ins Ohr. Worum aber geht’s in „Klorier“?
Sami: Manch eine:r mag in dem Titel den Namen Fürstin Gloria von Thurn und Taxis heraushören. Das ist eine weitere bekannte Person, die aus Regensburg kommt. Sie ist allerdings mit fragwürdigen Aussagen berühmt geworden: Sehr christlich konservativ, Abtreibungsgegnerin, xenophob, rassistisch sowieso und vieles mehr. Sie hat auch mal gesagt, dass an Schulen keine Kondom-Automaten aufgehängt werden sollten, dann könnte man ja direkt Cannabis-Automaten aufstellen. Das sind viele Gründe, weshalb wir ihr mal an den Karren pissen wollten.
Jan: In dem Text sind viele Zitate von ihr. In einer alten Version hatten wir auch das N-Wort von ihr als Zitat übernommen, das haben wir aber inzwischen rausgestrichen.

Den Song „Das hat sich gelohnt“ kann man mehrdeutig verstehen: Ist er eine Warnung vor oder eine Glorifizierung von Alkohol? Wo sind bei euch die Grenzen zwischen Fun und Ernst?
Sami: Darin geht’s darum, wie ich mir mal alleine einen halben Kasten Bier reingezogen habe. War jetzt nicht geil, dachte ich im Nachhinein. Die Erfahrung kann und darf aber jede Person für sich machen.
Jan: Wir sind keine Zeigefinger-Band.
Sami: Und den Text kann man ja ironisch verstehen. Das muss jede Person für sich selbst entscheiden, wie sie ihn nehmen will.

Spielen wir zum Abschluss noch eine runde „Beste Deutschpunk-Band“!
Jan: AKNE KID JOE.
Andi: Durch das Label bedingt KOTZREIZ, ansonsten TERRORGRUPPE.
Sami: Ich nehm WTZ.

Dann hätten wir ein Line-up für ein PARKPUNK-Festival zusammen. Wie geht’s mit euch weiter?
Sami: Konzerte, Konzerte, Konzerte – hoffentlich.