REFUSED

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Modern life is war

Es gibt wenige Punk- und Hardcore-Bands mit weltweiter Strahlkraft, die auch jenseits unserer Szene wahrgenommen werden. EXPLOITED mögen weltweit trotz erwiesener Komplettstumpfheit immer noch primär von Erstusern wahrgenommen werden, AGNOSTIC FRONT und SICK OF IT ALL zu Ehrenvorsitzenden der alten Tante Hardcore erkoren worden sein, THE DAMNED auch die Ü60-Punks erreichen, doch unter den „jüngeren“ Bands unterhalb der GREEN DAY-Klasse finden sich da gerade mal ANTI-FLAG – und REFUSED, die wirklich weltweit als politische Stimme aus der Punkszene wahrgenommen werden. Nach langer Pause meldete sich die 1991 gegründete schwedische Band 2012 zurück, 2015 erschien das „Freedom“-Album, und nun legen Dennis Lyxzén und Band „War Music“ nach, ein explizit politisches Werk, über das ich mich mit Dennis im August unterhielt.

Dennis, vor dem Interview habe ich mal die REFUSED-CDs aus den Neunzigern rausgekramt, die damals auf We Bite Records aus Deutschland erschienen sind. 2019 existieren REFUSED immer noch und wieder – und diese CDs fühlen sich an wie Relikte aus einem anderen Zeitalter. Wie geht es dir damit, ist das noch die gleiche Band und gibt es noch eine Verbindung zu dem Dennis, der du damals warst?


Gute Frage ... Als wir uns 2012 wieder zusammenfanden, war genau das die größte Herausforderung für uns: Wie stellst du eine Verbindung zu etwas her, das du vor langer Zeit getan hast? Wie verbindest du dich mit dieser Person, diesem Sound, dieser Musik? Du hast dich ja sehr verändert seit damals, auch dein Blick aufs Leben, die Welt, die Musik. So vieles hat sich geändert. Wenn ich mir manche der Texte auf diesen We Bite-Platten anschaue, dann frage ich mich, wer die geschrieben hat! Der Typ muss verrückt gewesen sein! Letzten Endes ist das aber eben ein Teil von dir, es hat dich zu dem gemacht, was du bist. Und das Coole ist, wenn du dir das neue REFUSED-Album anhörst, dass du viele Spuren findest, die auf die Neunziger verweisen. Diese Sprache, diese Musik begleitet uns ja schon sehr lange. Ich habe mich einst in Punk und Hardcore verliebt und ich habe mich nie davon getrennt. Ich war immer irgendwie damit verbunden. Ich erinnere mich an dieses Gefühl, ich mag es, ich tauche gerne darin ein. Ja, das ist alles schon irgendwie seltsam, etwa wenn jemand auf mich zukommt und mir erzählt, er habe REFUSED vor 25 Jahren in Saarbrücken gesehen, aber es ist eben ein Teil meines Lebens.

Man redet ja gerne über „alte Bands“ und denkt dann an UK SUBS oder GBH, aber wenn man es genauer betrachtet, sind auch REFUSED eine „alte Band“.

Das sagt aber ja vor allem etwas darüber aus, wie alt wir sind, oder? Hahaha. Klar, ich weiß, was du meinst, bei alten Bands denke ich an MINOR THREAT, DEAD KENNEDYS, GORILLA BISCUITS ... Dann triffst du irgendwelche Kids und die reden von Oldschool und meinen GREEN DAY. Das ist eben alles eine Frage der Generation. Ich sehe REFUSED nicht als „alte Band“ an, aber wenn man sich unsere Biografie anschaut, und wann das alles losging, ist das echt schon lange her. Die Welt dreht sich weiter, wir mit ihr, und so versuchen wir als REFUSED relevant zu bleiben und im Hier und Jetzt zu existieren und nicht in der Vergangenheit und über Nostalgie. Klar wissen wir, welche unserer Platten die Leute besonders mögen, aber wir schreiben neue Musik, kreieren neue Kunst. Wir bewegen uns weiter und nicht zurück.

Damit hast du fast schon meine nächste Frage beantwortet. Manche der „alten Bands“ touren quasi nur mit alten Liedern, andere, auch REFUSED, schaffen es, auch noch aus aktueller Sicht relevant zu sein. Wie gelingt einem das als Band?

Ich glaube, viele dieser Bands, die sich dieser Nostalgie-Routine unterworfen haben, versuchen sicher, auch Neues zu machen, ein neues Album und so, aber das kann eben schwierig sein. Wir haben es da leichter, unser Glück ist, dass wir so lange weg waren. Viele konnten uns lange nicht live sehen, andere hatten nie die Chance. Wir sind jetzt zwar auch schon seit sieben Jahren wieder aktiv, aber es ist immer noch irgendwie „frisch“, und das hilft uns. Außerdem machen wir neue Platten, spielen live viele neue Songs, alleine schon um uns selbst zu beweisen, dass wir immer noch eine relevante Band sind. Wenn jemand ankommt und mir sagt, dass unsere ’95er EP ja das Beste sei, was wir je gemacht haben, dann nehme ich das hin, so ist das eben. Wir als Band versuchen aber immer, uns weiterzuentwickeln, mit jeder Platte versuchen wir, etwas anders zu machen. Andere Bands ziehen das Konzept, das sich einmal als für sie funktionierend erwiesen hat, einfach weiter durch, replizieren das für lange Zeit. Das hat uns aber nie interessiert, wir wollen eine aktive und relevante Band sein – schon für unser eigenes Wohlbefinden.

Wenn du von „wir“ sprichst ... auf wen bezieht sich das? Auf dich als personifizierte Band?

Im Falle von REFUSED sprechen wir da definitiv von einem kollektiven Wir, auch wenn ich so was wie der Sprecher der Band bin. Beim letzten Album aber waren es etwa David, der Drummer, und Chris, der Gitarrist, die die Songs geschrieben und das Album produziert haben. Die haben sich schon immer um das Songwriting gekümmert, während ich der Frontmann bin, der für die Texte zuständig ist und in Interviews über Politik redet. REFUSED sind aber mehr oder weniger ein Kollektiv, wir diskutieren gemeinsam über die Ausrichtung, über die Zukunft der Band. Da geht es immer um ein kollektives Wir. Dave, Chris und ich spielen schon seit 1994 zusammen, unser Bassist Magnus war auch schon in den Neunzigern dabei, ist auf jeder Platte zu hören. Wir kennen uns schon ewig, die Besetzung war über die Jahre recht konstant.

Diskutiert ihr Themen wie die eben angesprochenen auch in diesem Rahmen oder sind das Inhalte, mit denen du dich nur beschäftigst, wenn du in Interviews von Journalisten darauf angesprochen wirst?

Nein, über so was reden wir auf jeden Fall auch. Oder darüber, wie wir uns präsentieren wollen, welche Richtung wir einschlagen. Und natürlich muss man darauf vorbereitet sein, was man antwortet, wenn man von Journalisten smarte Fragen gestellt bekommt. Wir haben in all der Zeit wirklich viel über alle Aspekte unserer Band gesprochen – über die Texte, die Musik, das Artwork. Wir sind alle involviert, jeder trägt dazu bei, wie eine Platte wird, die ja wiederum die Basis ist für die Interviews, die geführt werden. Wir verbringen viel Zeit damit, über solche Definitionen zu diskutieren.

In der Zeit, in der du nicht mit REFUSED beschäftigt bist, tourst du mit deiner anderen Band INVSN, bis vor ein paar Jahren auch mit AC4. Die Shows beider Bands sind erheblich kleiner, da kamen und kommen auch mal nur fünfzig oder hundert Leute, was ich nicht verstehe. Denn wenn ich von REFUSED und THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY begeistert bin, interessiert mich doch auch, was dieser Dennis Lyxzén sonst so macht. Aber mit dieser Einstellung gehöre ich wohl zu einer Minderheit. Stört dich das?

Schon ein bisschen. Ich finde es wie du auch etwas seltsam, denn wenn ich mich für eine*n Künstler*in interessiere, versuche ich immer das gesamte Schaffen zu erfassen. Aber okay, ich bin halt auch ein echt supernerdiger Typ. Und mich stört das in meinem Fall etwas, weil ich finde, dass INVSN eine fantastische Band sind – sie ist anders als REFUSED und ganz anders als Noise Conspiracy. Natürlich hängt so was auch vom Label ab und von zig anderen Gründen, aber seltsam ist es schon, wenn nicht mehr Leute wissen wollen, was du sonst noch machst. Aber da kannst du auch nicht viel gegen tun. Und irgendwie mag ich ja auch den Kontrast zwischen Touren mit INVSN wie jetzt im vergangenen Sommer, im Van, in Clubs der Größenordnung 100 bis 250, wo wir alles selbst machen und schleppen. Das ist total DIY und ich bin froh, dass ich diese Erfahrung immer wieder machen kann, das bringt so eine gewisse Energie in mein Leben. Und dann komme ich nach Hause und bereite mich auf eine Tour mit REFUSED vor, mit kompletter Crew und im Nightliner.

Du hattest deine erste Band mit 15, mit 19 hast du REFUSED gegründet. Hattest du jemals ein „normales“ Leben, hat dich das jemals interessiert?

Also in der Frühphase hatten wir die üblichen Aushilfsjobs, aber ansonsten ... nein, ein „normales“ Leben hatte ich nie. Und dabei hatte ich nie Ambitionen, Musiker zu werden, auch in der Anfangszeit von REFUSED nicht. Ich ging davon aus, dass ich das ein paar Jahre mache und dann ja immer noch irgendwas studieren kann, mir dann einen Job suche. Aber dazu kam es nie, ich machte immer weiter Musik. Und irgendwann erkannte ich, dass ich ganz gut darin bin, Frontmann und Sänger zu sein, und machte einfach weiter. Deshalb: Nein, ich hatte nie einen normalen Job, ein regelmäßiges monatliches Gehalt. Diese Form von normaler Stabilität hatte ich nie. Aber das ist okay so, und auch, dass ich hin und wieder eine „Normalitätskrise“ bekomme, wenn ich mich umschaue in meinem sozialen Umfeld und all die Leute meines Alters sehe, die mittlerweile zwei, drei Kinder haben, einen festen Job und ein Haus im Vorort. Mein Leben ist ganz schön anders, doch wenn ich mir das dann mal genauer anschaue, also was ich in musikalischer und kreativer Hinsicht geschaffen habe, und wohin ich schon überall gereist bin, wenn ich an all meine Erlebnisse denke, dann will ich nicht tauschen. Klar, es kann schon stressen, wenn du nicht weißt, wie viel Geld du im nächsten Monat verdienen wirst, aber ich erkenne, dass ich mich in einer sehr privilegierten Position befinde, dass mein ganzes Leben sehr privilegiert ist, mit all den Reisen etwa, die ich machen kann. Und dass es auch dann ein privilegiertes, fantastisches Leben ist, wenn an einem Abend mal nur sechzig Leute kommen, um INVSN zu sehen. Und deshalb weiß ich nicht, wie sich ein „normales“ Leben anfühlt.

Du hast also keinerlei Abschluss, Zertifikat oder so was?

Nein, gar nichts. Ich habe ja nicht mal einen Schulabschluss. Im letzten Schuljahr hatte ich 60% Fehlzeiten und das war es dann. Alles, was ich weiß und was ich gelernt habe, habe ich über die Musik gelernt. Über die Musik, die ich entdeckt habe, habe ich dann auch viel über Politik gelernt. Ich habe mich also selbst fortgebildet. Ich habe ja insgeheim die Hoffnung, wenn ich weiterhin Musik mache und mich politisch betätige, dass mir die Universität von Umeå eines Tages die Ehrendoktorwürde verleiht, hahaha. Eines Tages ...

Wie viel Vorbereitungszeit fließt in ein neues REFUSED-Album? Die Fans bekommen ja kaum mit, dass die Arbeit an so einem Album sich oft über ein, zwei Jahre erstreckt.

Mit „Freedom“ waren wir fast zwei Jahre unterwegs, und dann nahmen wir uns acht Monate frei, sahen uns in dieser Zeit gar nicht. Und dann fingen wir vor zwei Jahren mit der Arbeit an „War Music“ an, haben also fast zwei Jahre an dem Album gearbeitet. Das ist natürlich kein konstantes Arbeiten, jeder von uns hat sein Leben, seine Projekte und Verpflichtungen, aber der kreative Prozess geht ja die ganze Zeit weiter. Wir haben also viel Zeit, Mühe und Ideen investiert in das neue Album. Und ja, es ist manchmal hart, dass alles so lange dauert. Als wir jünger waren, war das einfacher und schneller, REFUSED bestimmten da 365 Tage jedes Jahres und 24 Stunden jedes Tages unser Leben. Heute hat jeder von uns ein anderes Leben, und das führt dazu, dass der Prozess der Entstehung eines neuen Albums jetzt eben fast zwei Jahre gedauert hat – erst dann waren wir alle überzeugt, dass die Songs richtig gut sind, es gab zig Versionen von jedem.

Wenn man sich wie du politisch äußert, wenn die Texte eher direkt sind in ihren Aussagen, dann ist es eine Herausforderung, aktuell zu bleiben, wenn die Lyrics auch mal zwei Jahre vor Veröffentlichung entstanden sind. Wie schafft man diesen Spagat? Ein neues Thema wie etwa „Fridays for Future“ um Greta Thunberg kann man so unmöglich aufgreifen.

Gute Frage! Da kann man zwei Richtungen einschlagen: Man macht es wie einst die DEAD KENNEDYS. Die Themen von deren Texten sind heute eigentlich total überholt, waren zu ihrer Zeit aber extrem relevant, denk nur mal an die Zensurversuche von Tipper Gore in den Achtzigern. Oder man macht es so, wie ich mich entschieden habe: Ich will, dass meine Texte eine zeitlose Bedeutung haben, dass man sie heute lesen und verstehen kann und auch in zwanzig Jahren. Packt man zu aktuelle Referenzen in einen Song, wird man immer erkennen können, dass der 2019 oder so entstanden ist. Und das wollte ich noch nie. Also bemühe ich mich um die Balance zwischen Direktheit und einem klaren Fokus einerseits und einer generellen Aussage. So habe ich das schon immer gehandhabt, ich wollte immer Texte schreiben, auf die man sich auch Jahre später noch berufen kann, und das auch unabhängig davon, in welchem Land du lebst. So was lernt man mit der Zeit.

Man muss also einen Themenkomplex so bearbeiten, dass man den auf eine zeitlose Aussage herunterbrechen kann.

Genau, so geht das. David und ich diskutieren sehr viel über die Texte, über die Themen. Meist fangen wir mit einer vagen Idee an, und dann reden wir da stundenlang darüber. Wir schauen uns an, was in der Welt gerade so vor sich geht, und dann muss man das runterbrechen, damit das in einen Song passt, denn du hast ja nur ein paar Zeilen Platz, um loszuwerden, was du sagen willst. Also muss jeder Satz sitzen, treffen, und das ist nicht leicht. Manchmal schaust du dir an, was du da geschrieben hast, und es funktioniert nicht. Und so stecken hinter jedem Text lange Diskussionen, bis wir die Essenz dessen haben, was wir sagen wollen.

Für jene Menschen, die noch physische Tonträger kaufen, ist im Booklet jeder Text um ergänzende Statements und Zitate angereichert. Wie gehst du dabei vor? Hast du immer ein Notizbuch bei dir, in das du passende Ideen einträgst?

Exakt so läuft das, ich trage immer ein Notizbuch bei mir. Und natürlich mein Smartphone. Wenn mir dann beim Lesen eines Buches oder sonst wie etwas auffällt, schreibe ich das auf, für eine mögliche spätere Verwendung. David und ich haben jeder einen großen Fundus von Referenzen zu Büchern, Zitaten, Artikeln, Autoren, Musik und Filmen. Wir senden uns ständig Nachrichten hin und her in der Art wie: Schau mal, hast du diesen Artikel in Le Monde Diplomatique und den im New Yorker schon gelesen? Und was die ergänzenden Zitate betrifft, so reagieren wir damit auf den beschränkten Platz, den ein Songtext nur zulässt. Und man kann durch Zitate bekannter Denker den Texten auch etwas mehr Tiefgang verleihen. Zudem kann es die Zuhörer dazu anregen, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen, im Alleingang weitere Hintergründe entdecken. Das halte ich für einen fantastischen Aspekt von Kunst, also dieses Referenzieren, das andere aufgreifen und sich so im Selbststudium weiterbilden können. So habe ich das auch immer gemacht. Was ich über Politik weiß, habe ich letztlich über den Zugang durch die Musik erfahren. Das macht Musik zu so einem fantastischen Werkzeug. Wir sind keine Politiker, keine Akademiker, doch wir haben unsere eigenen Mittel.

Als ihr die Band einst gegründet habt, wart ihr ungefähr so alt wie die Menschen, an die ihr euch mit euren Songs gewendet habt. Heute seid ihr alle weit jenseits der vierzig, habt aber immer noch auch Fans, die Anfang zwanzig sind. Es ist was anderes, ob man sich an Menschen in der gleichen Altersgruppe wendet oder an welche, die zwanzig Jahre jünger sind, oder?

Ja, dadurch verändert sich schon was. Der Knackpunkt an Punk und Hardcore ist, dass sie von ihrer ursprünglichen Idee her so jugendorientiert sind. Gleichzeitig sind viele Leute aus der Hardcore- und Punk-Szene keine Kids mehr, sondern viel älter. Und ich denke, rede und schreibe natürlich aus der Position eines Mannes mittleren Alters, bemühe mich aber, etwa von der Bühne aus, nicht zu den Kids herunter zu reden. Und ich denke, das gelingt auch mit den Texten, die ich in ihren Aussagen eher generell gestalte. Sie sind zwar sehr direkt, aber auch recht allgemein gehalten, so dass ich denke, dass auch jüngere Menschen etwas damit anfangen können. Ich sehe schon, dass es auch Bands gibt, die versuchen, das Image der Band zu konservieren, die sie vor zwanzig Jahren mal waren. Aber soll ich heute Texte schreiben darüber, wie die Schule oder die Eltern nerven? Nein, ich will Texte über das Hier und Jetzt schreiben. Und ich will auch nicht mehr in Shorts und Baggypants auf der Bühne stehen. So sind wir nicht. Ich will auch im Bandkontext die Person repräsentieren, die ich heute bin. Und das kommt hoffentlich genau so bei Menschen unseres Alters wie auch bei Jüngeren an. Ich hoffe also, dass ich einen Ton finde, von dem sich alle Menschen im Publikum angesprochen fühlen. Ich denke wirklich viel über all das nach, denn über Politik zu singen und zu reden ist besonders schwer. Viele der Themen, die wir behandeln, beschäftigen uns seit dreißig Jahren – und manche Leute im Publikum stehen da gerade erst am Anfang. Und wenn du so jung bist, hast du eben einen ganz anderen Ansatz und Zugang zu vielen Themen, und auch eine andere Energie. Da können also durchaus mal Welten aufeinander stoßen, aber das ist ja okay. So muss das sogar sein.

Für mich sind Punk und Hardcore immer noch „music of change“. Aber ich frage mich, ob diese Musik innerhalb etwa der „Fridays for Future“- oder „Extinction Rebellion“-Bewegung eine relevante Rolle spielt. Rap ist längst weitaus beliebter in dieser Altersgruppe als Punk.

Ich denke, deine Einschätzung ist zutreffend, und ich glaube, viele junge Punk- und Hardcore-Bands sind auch nicht sonderlich politisch. Rap ist per se eigentlich ein politisches Genre, es gibt da auf jeden Fall auch Künstler*innen, die sich engagiert und politisch äußern. Gitarrenmusik ist in der Tat wohl nicht mehr die Musik, die Kids „automatisch“ hören. Das mag für unsereins bisweilen etwas frustrierend sein, ist aber kein Grund, sich im Rahmen seiner Musik nicht politisch zu äußern. Wenn wir mit REFUSED spielen, sind da viele Menschen im Publikum, die genau wissen, worum es uns geht, die kennen unseren Hintergrund und unsere Geschichte. Aber da sind vielleicht 15%, für die das alles neu ist, und bei denen willst du genau die Position einnehmen wie bei all den anderen Anwesenden. Also wende ich mich auch an die und hoffe, sie zu erreichen. Abgesehen davon verläuft ja vieles in Zyklen, und so hoffe ich, dass auch Zeiten kommen, in denen Gitarrenmusik, Punk und Hardcore bei den ganz Jungen wieder beliebter werden, wenn die die Nase voll haben von DJs und Rappern. Vielleicht wird das dann eine ganz andere Art von Punk und Hardcore sein als der, mit dem du und ich aufgewachsen sind, aber Hauptsache, es ist was anderes. Ich habe also noch Hoffnung, und auf jedem Festival freue ich mich immer ganz besonders über neue, junge Gitarrenbands. Da freue ich mich dann sogar für eine eigentlich echt nicht so tolle Stoner-Rock-Band von ein paar Siebzehnjährigen.

Im neuen Song „Blood red“ taucht die Zeile auf „The last gasp of the 1%“. Ohne dir etwas unterstellen zu wollen und nur, weil ich da etwas sensibilisiert bin: Diese 1%-Metapher für die Superreichen, für jene Menschen, die angeblich alles kontrollieren, wird auch in verschwörungstheoretischen Kreisen verwendet. Was ist deine Intention?

Ich habe nichts übrig für Verschwörungstheorien. Für uns stehen die 1% für die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Habenichtsen und denen, die alles haben. Die 1% stehen dafür, wie viel Geld und Macht ein kleiner Teil der Welt angehäuft hat, was dann dafür genutzt wird, alle anderen zu unterdrücken. Wir leben in einer Welt, in der gerade wir im Westen ständig davon reden, wie demokratisch wir doch sind, und darüber vergessen wir, dass wir in wirtschaftlicher Hinsicht keine Demokratie haben. Dieses 1%-Bild repräsentiert für mich die sehr undemokratischen Struktur des Kapitalismus. Darum geht es mir, nicht um irgendwas mit den Freimaurern oder den Bilderbergern. Es geht mir um die Manifestierung der Position der Reichsten in dieser Welt und deren Unwillen, ihren Reichtum mit uns zu teilen.

Mit THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY habt ihr einst auch mal in China gespielt. Aktuell ist China auf meiner „Watchlist“ repressiver Staaten ganz oben, gerade auch weil das Land mit seiner stark gewachsenen wirtschaftlichen Macht zunehmend weltweit als Investor auftritt, auch in Europa. Und da bekomme ich durchaus Kopfschmerzen, wenn ich höre, dass ein chinesischer Internetkonzern wie Tencent, der ja letztlich wie alle Konzerne dort den Direktiven der diktatorisch herrschenden Kommunistischen Partei unterworfen ist, danach strebt, 10 und später 20% der Firmenanteile am Musikkonzern Universal zu erwerben – jenem Label, bei dessen Sublabel Spinefarm ihr unter Vertrag seid.

Oh, das war mir bislang nicht bekannt. Aber die multinationalen Musikkonzerne waren ja immer schon in irgendwelchen unsauberen Scheiß verwickelt. Da gab es schon alles, von Geschäften mit zwielichtigen Regierungen bis hin zu Waffengeschäften. Ich bin immer schon zögerlich gewesen, mich mit so einem Konzern einzulassen, frage mich, was das für Auswirkungen auf uns hat. Aber letztlich ist es ja auch so, auch wenn China eine repressive Diktatur ist, so würde ich dennoch dorthin fahren, um zu spielen. Denn die Menschen dort brauchen das. Und Russland, puh, das ist ja auch so eine Sache ... aber ich würde jederzeit dort spielen. Das ist eines unserer Prinzipien. Spinefarm sind ein Teil von Universal, aber ich sehe sie als Mittel an, unsere Musik so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Wir können deren Netzwerk nutzen, um unsere Ideen so gut wie möglich zu verbreiten. Und das, obwohl wir wissen, dass diese internationalen Konzerne undurchsichtigen Geschäften nachgehen, aber ich glaube nicht, dass man das vermeiden kann. Andererseits: We Bite Records haben uns damals nie bezahlt, ich habe nie einen Cent für meine Platten gesehen. Schlechtes Geschäftsgebaren gibt es überall. Klar ist es problematisch und beängstigend, wenn so ein Konzern anfängt, mit einem chinesischen Internetgiganten zu dealen, aber so ist die Welt heute eben. Was nicht wie eine Entschuldigung klingen soll.

Wie kompromissbereit muss man als international aktive, aber politisch sehr bewusste Band sein, die weltweit auf großen Festivals spielen will? Das internationale Bookinggeschäft wird ja auch von wenigen großen Firmen beherrscht.

Auch das ist ein Thema, über das wir viel diskutieren. Da hast du dann so Erlebnisse, wie dass du dich auf der Bühne umdrehst und hinter dir prangt das Logo einer Zigarettenmarke. Darüber ist man natürlich nicht begeistert. Aber wie schon gesagt, unser Anspruch ist, so viele Leute wie möglich zu erreichen mit unserer Musik und unseren Ideen. Dabei muss man Kompromisse eingehen und auch mal Sachen machen, mit denen man sich nicht zu 100% wohlfühlt. Aber man kann auch ganz offen über so was reden und damit den Status quo in Frage stellen. Ich sehe es auch als super problematisch an, mit Spotify und iTunes zu arbeiten, aber das sind eben die Netzwerke, mit denen wir kooperieren müssen. Genau wie wir unser Vinyl in Tschechien pressen lassen und ich damit meine Probleme habe. Ja, es gibt viele Probleme innerhalb der Musikindustrie und im Veranstaltungsgeschäft mit Konzernen wie Live Nation und so weiter. Zwischen all diesen Widrigkeiten musst du als Band deinen Weg gehen und dich bei jeder Entscheidung fragen, ob sie das wert ist. Wir haben schon viele Angebote abgelehnt, ob nun Festivals oder die Verwendung unserer Musik in der Werbung. Und man kann nur versuchen, immer eine gute Entscheidung zu treffen. Dann spielt man auf einem Festival und erfährt erst vor Ort im Gespräch, dass der Veranstalter eine problematische Firma oder Person ist. All das diskutieren wir bandintern ständig.

Schweden gilt als eines der in digitaler Hinsicht fortschrittlichsten Länder. Musik wird quasi nur noch per Streaming gehört, Bargeldzahlungen sind die absolute Ausnahme, und die Menschen dort gehören deshalb wohl zu den in ihrem Verhalten am besten trackbaren in der Welt. Wie empfindest du das?

Es ist verdammt seltsam. Wir sind auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft und irgendwie habe ich dabei das Gefühl, dass irgendwas Finsteres vor sich geht. Die Bankindustrie macht etwas ja nie, um nett zu sein zu den Leuten, die haben ihre eigenen Pläne, und wie du schon sagst, werden wir so zu den am besten trackbaren Menschen auf der Welt. Und wir geben bereitwillig Informationen preis über unsere Telefone und Computer. Letzten Endes werden die Menschen anfangen, sich selbst zu zensieren, weil sie nicht wollen, dass bestimmte Dinge über sie nachverfolgbar sind. Wir leben in seltsamen Zeiten. Wir bewegen uns in Richtung einer Gesellschaft à la „1984“ und wir lassen alles willentlich geschehen. Das Problem ist nur, dass du als Musiker nicht an Social Media vorbei kommst, du ein Profil haben musst. Früher war das mal einfacher, haha, da hast du eine neue Platte gemacht und dann bist du auf Tour gegangen, hast ein paar Interviews gegeben, das war alles. Heute gibt es zig Aspekte, die du beachten musst, wenn du in einer Band bist. Das spiegelt die Gesellschaft wider, in der wir leben.

„War Music“ ist ein mächtiger Albumtitel. Auf welchen Krieg nimmt der Bezug?

Keinen bestimmten. Vielleicht der „Class War“, der Klassenkampf? Womit wir wieder bei der 1%-Thematik wären. Wir waren auf der Suche nach einem Titel, der ein Gefühl von Revolution vermittelt. Der zum Ausdruck bringt, dass etwas geschehen muss. Und dann gibt es da noch einen Aspekt, der wichtig ist, wenn man im Jahr 2019 in einer politischen Band ist: die Erkenntnis, dass Musik nicht mehr der Katalysator für Veränderung ist. Wir sind über den Punkt hinaus, wo wir glaubten, dass eine musikalische Bewegung das Potenzial hat, den Kapitalismus zu besiegen. Also geht es uns heute darum, mit unseren Konzerten die Menschen zu inspirieren. Die Kids kannst du vielleicht noch erreichen mit politischen Themen, aber Leute in unserem Alter nicht. Als Band willst du aber den Soundtrack für die Kämpfe liefern, die andere Menschen ausfechten. Ergibt das Sinn? Wir wollen die Band sein, die dich nach einem harten Tag aufputscht. Wenn ihr einen Protestmarsch organisiert, wollen wir die Band sein, die die Musik dafür liefert.

„War Music“ ist für mich nicht unbedingt positiv besetzt – wenn du ein aus Syrien geflüchteter Mensch bist, klingt das vielleicht nicht gerade „cool“.

Klar, ja, aber Worte haben eben verschiedene Bedeutungsebenen. Das letzte Album hatte den Titel „Freedom“ und keiner hatte eine Idee, was wir damit sagen wollten. „Freiheit“ ist ebenfalls ein Wort mit vielen Ebenen. Das Fehlen von Freiheit etwa, oder das Streben nach Freiheit, ja die liberalen Vorstellungen von Freiheit, mit denen ich überhaupt nicht übereinstimme. „War Music“ ist ein ganz ähnlicher Titel, der die Leute erst mal aufhorchen lässt. „Modern Life is War“ ist ein genialer Bandname, denn auch dieser Spruch ist genial und so ist unsere Platte der Soundtrack zu unserem modernen Leben. Und um auf deinen Einwand zu sprechen zu kommen: Einige Texte auf dem Album haben einen Bezug zum Krieg in Syrien, zu den Geflüchteten, die zu uns gekommen sind, zur Alt. Right-Bewegung, zu Rassismus und Faschismus. Über all das singen wir auf diesem Album. Ich habe selbst nie einen Krieg miterlebt und hoffe, ich muss das auch nie. Aber Krieg ist ein großer Teil des Kapitalismus, und deshalb müssen wir darüber singen und reden.

„The infamous left“ ist anderer Song des Albums, über den ich reden möchte. Siehst du dich als Linker?

Ja, doch, schon.

Nun, es gibt Linke ... und es gibt Linke. So sehr ich etwa BABOON SHOW schätze, ich habe so meine Probleme mit deren recht unkritischer Sicht auf Kuba. Ich halte Kuba für eine beschissene Diktatur, die sehen das ganz anders.

Haha, ja, aber BABOON SHOW, puh, das sind Hardcore-Kommunisten. Ich kenne die ja, die sind ganz schön verrückt, was das betrifft. Ich mag die echt, aber die haben ihre ganz eigene, andere Agenda. Ich finde eine so ausgeprägte Liebe zu Kuba schon etwas seltsam in der heutigen Zeit. Natürlich finde ich Kuba spannend, deren Versuch, eine ideale Gesellschaft aufzubauen. Eine der Aussagen von „The infamous left“ ist die, dass die Linke meiner Meinung nach viel zu lange mit theoretischen Debatten beschäftigt war, darüber aber vergessen hat, den Kampf auf die Straße zu tragen. Stattdessen ist die Alt. Right-Bewegung auf dem Vormarsch, und wozu das führt, sieht man nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern auf der Welt. Der Song dreht sich also um die akademische linke Idee, darum, wie toll wir uns finden, weil wir uns für so aufgeklärte und erleuchtete Liberale halten. Meine linke Weltsicht ist aber mehr die aus einer Position der Arbeiterklasse heraus, mir geht es um die Kämpfe der Arbeitnehmer. Darüber wollte ich mal einen Song schreiben. Wenn du 2019 ein Linker sein willst, ist da kein Platz für orthodoxes Denken, aber der Marxismus ist eben ein Werkzeug, um ökonomische Vorgänge zu analysieren. Gleichzeitig bin ich flexibel in meinem Denken, das geht in dieser Welt gar nicht anders. Deshalb finde ich es auch so spannend und faszinierend, auf Leute wie THE BABOON SHOW zu treffen, die solche orthodoxen Kommunisten sind.

Hast du eigentlich die Log-in-Daten für das Facebook-Profil deines Ny Vag-Labels verloren? Da ist der letzte Eintrag von 2016.

Ich hatte einfach keine Zeit dafür, seit REFUSED wieder aktiv sind und auch INVSN recht viel spielen – ich hatte weder die Zeit noch die Energie. Außerdem gab es in den letzten Jahren hier in der Stadt auch nicht so viele spannende Bands, dass ich das Gefühl hatte, mit denen muss ich was machen. Das Label ist also gerade im Winterschlaf, aber mal sehen, was kommt. Wenn was Interessantes passiert, reaktiviere ich es. In zwölf Jahren habe ich 36 Platten veröffentlicht, das war ein ganz guter Lauf, finde ich.

Darf ich fragen, was sich in Sachen T(I)NC so tut?

Ja, aber leider gibt es da nichts zu berichten. Inge, unser Bassist, arbeitet an einem Rerelease-Projekt und Vinylversionen alter Platten, aber das ist es auch schon. Und ganz ehrlich, ich hätte immer Spaß daran, Konzerte zu spielen, aber ... eines Tages sicher. Wir sind ja alle noch befreundet. Sara und ich machen hin und wieder zusammen Musik, ich sehe Inge hin und wieder. Konzerte sind also nicht unmöglich, aber sicher nicht in nächster Zeit, denn jetzt bin ich erst mal mit REFUSED beschäftigt.

Bei eurer Tour im Herbst spielen PETROL GIRLS mit euch, eine Band mit feministischer Agenda. Und auf YouTube findet man den Mitschnitt eines Festivalauftritts aus der letzten Zeit, wo du mit einer sehr langen Ansage klarmachst, wie wichtig dir das Thema Feminismus ist. Auch wir beim Ox diskutieren dieses Thema, aber jetzt haben wir mit REFUSED doch wieder eine reine Männerband auf dem Cover. Dein Kommentar?

Die Kulturen der extremen Musik, und dazu rechne ich Punk und Hardcore wie auch Metal, sind solche, in denen von jeher Männer besonders präsent sind. Männer werden so erzogen, dass sie immer denken, sie stünden im Mittelpunkt, wir nehmen sehr viel Raum ein, wir machen uns breit, wir sind laut. Das Gegenteil ist bei Frauen der Fall. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir Männer einfach mal einen Schritt zurücktreten und den Frauen zuhören – das ist ein guter Anfang. Und im Weiteren können wir als Band dann eben auch so was tun, wie die PETROL GIRLS mit auf Tour zu nehmen. Sie sind eine feministische Band, sie haben eine starke weibliche Präsenz und zeigen den Leuten, dass und wie das geht. Die Punk- und Hardcore-Kultur wird sich langsam verändern, bis irgendwann in der Zukunft so eine Diskussion wie unsere nicht mehr geführt werden wird, weil es genauso viele Frauen wie Männer in Bands gibt. Aber das ist ein langsamer Prozess. Die Perspektive von Frauen ist typischerweise eine andere als die von Männern, doch um ein umfassendes Bild von der Welt zu bekommen, muss die weibliche Sicht mehr in der Vordergrund rücken. Um das patriarchale System und den Feminismus zu verstehen, brauchen wir mehr weibliche Stimmen, brauchen wir mehr Frauen auf der Bühne – auch um wiederum andere Frauen zu inspirieren. Das ist ein komplexes Thema, an dem auch wir als Männer arbeiten müssen. Also ja, du solltest also öfter eine Band mit Frauen auf das Magazincover bringen. Der Prozess der Veränderung hat ja schon begonnen, und wir müssen den gemeinsam vorantreiben. Es gibt Fortschritte, es gibt Diskussionen, wir denken mehr darüber nach als vor zehn Jahren, da tut sich was – aber es reicht noch nicht, das geht alles zu langsam. Selbst wenn INVSN live mit drei Frauen und zwei Männern auf der Bühne stehen.

 


Diskografie

„Refused“ (MC, Umeå Hardcore, 1992) • „This Just Might Be ... The Truth“ (LP/CD/MC, Startrec, 1994) • „Everlasting“ (12“/CD/EP, Startrec, 1994) • „Songs To Fan The Flames Of Discontent“ (LP/CD/MC, Victory, 1996) • „The Shape Of Punk To Come“ (LP/CD, Burning Heart, 1998) • „Freedom“ (LP/CD, Epitaph, 2015) • „Servants Of Death“ (12“/EP, Epitaph, 2016) • „War Music“ (LP/CD, Search and Destroy, 2019)

 


1991

REFUSED werden von Sänger Dennis Lyxzén (zuvor Frontmann von STEP FORWARD), Schlagzeuger David Sandström, Gitarrist Pär Hansson und Bassist Jonas Lindgren in Umeå, Schweden gegründet. Die Band hat das Ziel, außerhalb ihrer Heimatstadt zu spielen und ihre erste 7“ aufzunehmen.

1992

Release des ersten Demos „Refused“ auf Dennis Lyxzéns Label Umeå Hardcore Records.

1994

Release des ersten Studioalbums „This Just Might Be ... The Truth“ auf Startrec Records im Oktober 1994 mit Magnus Flagge statt Jonas Lindgren am Bass und Henrik Jansson an der zweiten Gitarre. Release der „Everlasting“-EP auf Startrec, einen Monat nach Erscheinen des Albums, mit Kristofer Steen von ABHINANDA statt Henrik Jansson an der zweiten Gitarre.

1995

Jon Brännström von PURUSAM übernimmt die Gitarre an Stelle von Pär Hansson. Häufig wechseln die Bassisten.

1996

Im Juni erscheint auf Victory Records das zweite Studioalbum „Songs To Fan The Flames Of Discontent“ mit Magnus Björklund am Bass.

1998

Auf Burning Heart Records erscheint im Oktober das dritte Studioalbum „The Shape Of Punk To Come“ (unter anderem mit dem Song „New Noise“). Neben dem typischen Hardcore-Sound nutzt die Band ebenfalls Elemente aus Techno und Jazz. Von Fans und Musikjournalisten wird das Album kritisch aufgenommen. Die US-Tour zu „The Shape Of Punk To Come“ wird nach nur acht mäßig besuchten Konzerten abgebrochen, nachdem die letzte Show in Harrisonburg, Virginia nach vier Songs von der Polizei gestürmt wird. Wegen Auseinandersetzungen innerhalb der Band während der Tour lösen sich REFUSED auf. Des weiteren kommt es zu Konflikten zwischen Sänger Dennis Lyxzén und dem Rest der Band. Die Trennung von REFUSED wird durch einen Brief mit dem Titel „Refused are fucking dead“ auf der Website ihres Labels Burning Heart bekanntgegeben.

1999

Die Geschichten um das letzte Konzert von REFUSED und „The Shape Of Punk To Come“ werden so populär, dass die Albumverkäufe in den USA von 1.400 auf 21.000 verkaufte Einheiten steigen. Innerhalb der Szene gewinnt die Band – trotz Auflösung – an Einfluss.

2006

Gitarrist Kristofer Steen dreht eine Dokumentation unter dem Namen „Refused Are Fucking Dead“, die das letzte Jahr des Bestehens von REFUSED beleuchtet. Diese erscheint im April.

2010

Gerüchte über eine Reunion kommen auf, als Epitaph Records die ehemalige REFUSED-Website wieder online nimmt, auf der die Worte „Coming Soon“ zu lesen sind. Allerdings handelt es sich hierbei um eine Promo-Aktion für ein Reissue von „The Shape Of Punk To Come“.

2012

Dennis Lyxzén verkündet auf seiner Facebook-Seite die Reunion von REFUSED, nachdem der Bandname im Line-up des 2012er Coachella Festivals auftaucht. Es werden Auftritte auf diversen anderen Festivals angekündigt. Am 29.02. spielen sie in Umeå ihr erstes Konzert seit 1998. Doch am 23.08. erklärt die Band via Facebook, dass es sich nicht um eine dauerhafte Reunion handelt, sondern lediglich für das Jahr 2012 diverse Shows geplant sind.

2014

Jon Brännström gibt auf der Facebook-Seite der Band seinen Rauswurf bekannt. Ebenfalls wird mitgeteilt, dass REFUSED immer noch aktiv sind und weitere Konzerte in der Zukunft planen. Im November 2014 kündigt die Band Auftritte bei diversen Festivals an.

2015

Im Juni erscheint auf Epitaph das vierte Studioalbum „Freedom“. Hier übernimmt das ehemalige Mitglied Magnus Flagge erneut den Bass.

2016

Release der „Serveants Of Death“-EP, auf der unter anderem ein neuer Song und vier Live-Songs enthalten sind.

2019

Release des Albums „War Music“ am 18.10. auf Spinefarm Records.

 


Track by Track

„REV001“

Die Katalognummer der ersten Veröffentlichung auf Revelation Records, eine 7“ von WARZONE.

„Violent reaction“

Ein ziemlich riffiger Song, bei dem eine Menge passiert.

„I wanna watch the world burn“

Es gibt eine AC4-Platte, die „Burn The World“ heißt, und eine von INVSN namens „The Whole World’s On Fire“. Tja, das scheint bei mir ein sich durchziehendes Thema zu sein.

„Blood red“

Bleib deinen Idealen bis zum Schluss treu.

„Malfire“

Mein Lieblingssong auf dem Album.

„Turn the cross“

Ein Lied über die Alt. Right-Bewegung und ein Aufruf, den Faschismus zu bekämpfen.

„Damaged III“

„Damaged I“ und „Damaged II“ gibt es schon – wir wissen beide, von wem diese Songs sind. Und so liefern wir nun „Damaged III“, hahaha.

„Death in Vännäs“

In Vännäs bin ich aufgewachsen, es ist ein Song darüber, sich wie ein Freak zu fühlen.

„The infamous left“

Klassenkampf.

„Economy of death“

Die „Wirtschaft des Todes“ ist der Kapitalismus, warum also nicht noch ein Song gegen den Kapitalismus? Wir brauchen so viele wie möglich davon, bis der Kapitalismus Vergangenheit ist.

 


Dennis Lyxzén

1989-1991

Dennis Lyxzén, am 19.06.1972 in Umeå geboren, gründet 1989 mit Toft Stade, Jens Norden und Henrik Jansson die Hardcore-Band STEP FORWARD, die bis 1991 existiert.

1991-1998

Lyxzén gründet 1991 mit David Sandström, Pär Hansson und Jonas Lindgren die Hardcore-Band REFUSED, die vorerst bis 1998 existiert (anschließend 2014 bis heute).

1998-2009

Lyxzén gründet 1998 mit Inge Johansson, Lars Strömberg und Ludwig Dahlberg die Indierock/Punkrock-Band THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY, die bis 2009 existiert.

2005

Mit Katalognummer 1 erscheint das Album von REGULATIONS auf Dennis’ Punk-Plattenlabel Ny Våg.

1998-heute

Lyxzén gründet 1998 außerdem die Punkband THE LOST PATROL BAND, die heute unter dem Namen INVSN agiert.

2007

Lyxzén und David Sandström (REFUSED) erwecken 2007 das Nebenprojekt von REFUSED- und ABHINANDA-Musikern mit dem Namen FINAL EXIT wieder zum Leben, das im März ein einmaliges Reunion-Konzert gibt.

2008-2013

Lyxzén und Sandström gründen 2008 die Hardcore-Band AC4, die sich 2013 auflöst.

Joachim Hiller