SCHEISSE GEFÄHRLICH

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Eine neue heiße Band in Town

Hier gibt es beschissene Musik für beschissene Menschen. Kann man nicht ganz so stehen lassen, denn der grobe DIY-Punk ist weitaus mehr, weshalb wir bei Mastermind Aaron nachgefragt haben, was er sich dabei gedacht hat und wie es passieren konnte, dass da so viel von Liebe die Rede ist.

Wie ging es mit SCHEISSE GEFÄHRLICH los?

Ich habe 2016 angefangen und wollte Bierschinken foppen, denen weismachen, dass eine neue heiße Band in Town ist. Hat funktioniert. Aber „der Schlagzeuger“, Torpedo Knarxs, wohnt nur in meinem Kopf.

Wie viel Zeit investierst du in Musik?
Am Anfang haben wir das nur so hingeschlonzt. Zehn Minuten Musik, zehn Minuten Text, one take aufnehmen, stehenlassen und das erste Album, „Warum ist mein Leben eigentlich so krass“, war nach einem Monat fertig. Ich mache auch mit echten Menschen Musik und SG läuft einfach so nebenher, je nachdem wie viel Zeit wir haben. Bis jetzt hat es für drei Alben gereicht.

Zuletzt erschien im Dezember „Aaron Maiden“. Wie viele Songs hast du insgesamt schon geschrieben?
Ich schreibe schon seit über zwanzig Jahren Songs und habe wohl Hunderte geschrieben. Bei SG habe ich mit der Zeit immer mehr Ausschuss produziert und dafür schon ungefähr fünfzig Songs geschrieben. Die ganzen B-Seiten, die nicht super unterirdisch sind, wollte ich mal als Mixtape raushauen. Ich hebe jeden Schmierzettel und jede musikalische Skizze auf.

Was ist besonders scheiße im Leben?
Allem voran die Knechtung durch das Kapital und das Patriarchat. Ersteres haben viele schon gecheckt. Aber die meisten Cis-Männer scheinen nicht zu verstehen, wenn von Männern gesprochen wird, dass sie nicht als individueller Cis-Mann gemeint sind, sondern eine Machtposition innerhalb der Gesellschaft, die man innehat. In der aktuell wieder größeren Debatte um Sexismus im Punk, ist das Sich-angegriffen-Fühlen, neben dem Scheitern, die Gesellschaft mal aus nicht-männlicher Sicht zu begreifen, vermutlich eine der größten Hürden auf Männerseite. Ich kenne dieses Gefühl auch und wie es den Trotz in dir entwickelt. Es hilft aber ungemein, mal davon auszugehen, dass nicht nur die anderen die Schweine sind, sondern du selbst. Erst dann fängst du an, wirklich zu versuchen, nicht das Schwein zu sein.

Punk, Pop, Indie ... ist das nicht alles das Gleiche?
Es baut alles aufeinander auf und befindet sich im Wechselspiel, ich könnte stundenlang über so was abnerden. Früher war mir die Abgrenzung zum Pop immer sehr wichtig. Heute ist mir das egal und ich schätze die Überschneidungen, Hauptsache, nicht Indie! Das war ja immer schon mehr eine Beleidigung als ein Genre. Diejenigen, die die Peinlichkeit darin erkannt haben, nennen sich heute ja auch lieber Post-Punk, haha.

In „Punksnob“ singst du davon, dass man im Punk leider kein Geld mehr verdienen kann. Gut oder wirklich schlecht?
Es gibt wohl nichts Schlimmeres, als wenn aus der Musik, die du machst, ein Job wird. So fürs Gefühl, meine ich. Diesen Druck zu verspüren, abliefern zu müssen. Ich mache Musik, weil es eben aus mir rauskommt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich keine Musik mache, aber wenn es rauskommen müsste, wüsste ich nicht, ob ich das könnte.

Mal angenommen, du wirst Millionär, was machst du mit der Kohle?
Ich habe super viele Instrumente hier rumstehen, die alle irgendeine Macke haben, und ich habe in meinem Leben erst für ein einziges Instrument Geld ausgegeben. Wenn ich mal Geld machen sollte, würde ich mir eine Gitarre kaufen, die heile ist oder bundrein. Dafür brauche ich aber keine Million.

Du hast „Toxic“ von Britney Spears gecovert, warum und ist das Punk?
Ich finde den Move, „Toxic“ zu covern, deutlich mehr Punk als den obligatorischen Bullen-Song auf der Platte.

Gibt es zu wenige Punksongs über Liebe?
Punk und Liebe sind für mich kaum voneinander zu trennen, haha. Realtalk! Es gibt doch haufenweise Punksongs über Liebe. Wenn es wer liebt, Bullen zu hassen, ist das doch voll okay, haha. Aber ich würde sagen, es geht viel öfter um Liebe, als es den Anschein hat.

Im Hinblick auf den Song „No feature“, mit wem würdest du gerne mal eins machen?
Ganz klar Haiyti. Ich habe auf dem letzten Album eine Zeile von ihr abgewandelt und benutzt. Jan Delay hat gesagt: Trap ist der Punk des HipHop und deswegen Haiyti. Die ist einfach so Punk.