SUPERBLOOM

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All killer, no filler

Mit „Pollen“ haben die New Yorker Alternative-Rocker SUPERBLOOM ein starkes Debüt abgeliefert. Wir sprechen mit Dave (voc), Matteo (dr) und Brian (bs) über den Entstehungsprozess des Albums und stellen fest, dass tote Ideen wieder ins Leben zurückkehren und wie toll es ist, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können.

Letzten Dienstag habt ihr das erste Mal seit einer langen Zeit ein Konzert gespielt. Wart ihr nervös?

Dave: Sicher, aber das war eine positive Aufregung. Die letzte Show, die wir gespielt hatten, fand im Februar letzten Jahres statt. Ich denke also, dass es ganz normal ist, ein paar Schmetterlinge im Bauch zu haben. Sobald wir aber losgelegt hatten, verflogen diese ziemlich schnell. Es war eine großartige Erfahrung, wieder auf der Bühne zu stehen. Man vergisst sehr schnell, dass das der Grund ist, warum wir mit all dem angefangen haben, warum wir Alben schreiben und uns zum Proben treffen. Wir machen das, um vor Menschen aufzutreten!

Das war dann das erste Mal, dass ihr die neuen Songs vor Publikum gespielt habt. Wie war es?
Matteo: Für uns fühlte es ich großartig an. Ich meine, wir haben die Songs nun ein Jahr für uns gespielt. Überraschenderweise, oder vielleicht gar nicht mal so überraschend, kannten viele Leute die Lieder und sangen die Texte mit. Das war ziemlich cool. Auch ist es so, dass vor der Pandemie zu unseren Konzerten nur unsere Freunde kamen, bis auf eine Person im Publikum vielleicht. Die waren dazu quasi verpflichtet. Jetzt waren auf einmal ganz viele Menschen da, die wir persönlich gar nicht kannten, die aber unser Album gehört hatten. Das fühlte sich wirklich toll an!

Habt ihr das gesamte Album gespielt?
Dave: Sieben Lieder des Albums. Alle neuen Stücke. Keine Akustiksongs und auch nicht die etwas älteren, mit denen wir schon ein bisschen schwanger gingen. „Leash“ zum Beispiel, den haben wir nicht gespielt.
Matteo: Wenn du über einen längeren Zeitraum hinweg Lieder für ein Album schreibst, und dieser dann auch noch durch eine Pandemie verlängert wird, hast du viel Zeit, neue Songs zu schreiben. Es gibt dann immer ältere und neue. Vor dem Album hatten wir schon einige Tracks als unabhängige Singles veröffentlicht. Ein paar davon haben wir mit auf den Langspieler genommen. Diese waren zu dem Zeitpunkt aber schon bis zu zwei Jahre alt. Es gibt auch Lieder, die darauf sind, die es nicht geben würde, wenn wir das Album, wie ursprünglich geplant, schon letztes Jahr veröffentlicht hätten. Einige von den neuen sind unsere Favoriten!
Dave: Bei den neueren hat sich unsere Art zu arbeiten auch ein bisschen geändert. Ich kann diese ja mal aufzählen: „Whatever“, „Mary on a chain“, „Worms“ und all die Akustiknummern. Das sind ganz schön viele. Es gab vorher eine andere Tracklist, die wir so ausdünnen mussten. Wir haben fünf, sechs Nummern gestrichen und dafür neue mit drauf genommen. Darüber bin ich ziemlich froh, auch wenn die Pandemie daran schuld ist. So spiegelt das Album besser wider, wer wir aktuell als Band sind.

Wäre das Album also noch akustischer instrumentiert, wenn es später rausgekommen wäre?
Dave: Das kann ich schwer sagen. Ich mag Abwechslung und Tiefe auf einem Album. Vielleicht wäre es aber so gekommen. Wir saßen alle zu Hause und es ist ziemlich leicht daheim in deinem Zimmer einen Akustiksong zu schreiben.

Gibt es bei euch eine Formel, anhand derer ihr die Lieder schreibt, oder ist die Herangehensweise von Track zu Track unterschiedlich?
Dave: Ich würde sagen, wir beginnen meist mit einem Demo, das entweder jemand rumschickt oder mit zu einer Probe bringt. Dann lernen wir die Nummer und schließlich verändert sich dieser Track von Probe zu Probe. Wenn wir dann die Nummer immer noch mögen, kommt sie in den Ja-Topf, manchmal schießen wir ein Lied aber schon ab, bevor wir es ein paar mal gespielt haben.
Matteo: Manchmal erwachen die Lieder, die wir getötet haben, aber auch nach zwei Jahren zu neuem Leben.
Brian: Das stimmt. Wir sind da ziemlich radikal und werfen sehr schnell Teile oder ganze Lieder über Bord. Dave und Matteo konstruieren oft mit Gitarre und Schlagzeug ein Skelett, bevor wir alle daran weiterarbeiten. Anhand einer schlechten Proberaum-Aufnahme entscheiden wir danach, was wir noch ändern möchten und welche Parts eigentlich schon funktionieren.
Matteo: Manchmal glaube ich, dass wir jetzt noch an den Liedern schreiben würden, wenn wir keine Deadline gehabt hätten. Es gibt Songs, die sich auf dem Album befinden, die wir vor gut einem Jahr aufgenommen haben. Live spielen wir die nun schon ein bisschen anders. Sie entwickeln sich immer weiter, wenn man sie oft spielt. Wenn wir sie nicht aufnehmen müssten, würden wir wahrscheinlich nie die Finger von ihnen lassen. So müssen wir wenigstens ein bisschen diszipliniert sein.

War es schwer zu lernen, dass man auch mal Songs und Idee aussortieren muss?
Dave: Ich arbeite als Video-Editor. Ich bin immer sehr schnell dabei und sortiere aus, sobald mir etwas nicht gefällt. Wir möchten starkes Material beisammen haben. Keiner von uns mag Filler. Alles soll uns in unserer besten Form zeigen. Oft geht mir nicht darum, dass wir einen Song rausnehmen, sondern wann ich es den Jungs sage.
Matteo: Stimmt, du tötest schon vieles, Dave. Aber das ist auch normal, schließlich schreibst du auch das meiste Material. Aber unser Mantra war schon immer: No Filler!
Brian: Aber wir erwecken, wie Frankenstein, oft tote Teile alter Lieder zu neuem Leben. Meist die starken, eingängigen Momente. Einer von Matteos Freunden hat mal gesagt, dass unsere Strophen sich schon anhören wir Refrains.