TOUCHÉ AMORÉ

Foto© by George Clarke

Schluss mit traurig

Wir erreichen Jeremy Bolm, den Sänger der Post-Hardcore-Band TOUCHÉ AMORÉ, bei sich zuhause in Los Angeles. Während sich bei uns ein heißer Sommertag dem Ende zuneigt, fängt seiner erst an. Gut gelaunt holt er sich noch schnell einen riesengroßen Becher Eiskaffee, hält stolz seine etwas mürrische Katze und seine Hündin in die Kamera. Er ist sehr nahbar, lustig und hat so gar nichts von einem schwermütigen, nachdenklichen Menschen, der sich viel mit den dunklen Seiten des Lebens beschäftigt.

Lament“ heißt das fünfte Werk der Band, mit Abstand das positivste ihrer Bandgeschichte. Wobei man das natürlich immer im Kontext der bisherigen Diskografie werten muss. Aber gerade im direkten Vergleich mit dem tragischen Vorgängeralbum „Stage Four“, das sich ausnahmslos dem Krebstod von Bolms Mutter und seinem Umgang damit widmete, scheint das neue Album wirklich auf das Licht am Ende des Tunnels zuzusteuern.

Nun mag es auf den ersten Blick leichter erscheinen, ein Album mit einem positiven Ansatz zu verfassen. War es aber nicht, wie Bolms berichtet: „Mir ging es auch darum, den Leuten in meinem Umfeld etwas zurückzugeben, die für mich da waren. Und natürlich festzuhalten, wie es mir jetzt geht, in den Jahren danach. Ich habe gelernt, dass ich nicht dazu verdammt bin, im Elend zu verharren. Es ist möglich, positive Dinge zu entdecken, wenn man sich bewusst umschaut. ‚Stage Four‘ war für mich aber eigentlich das Album, das am einfachsten zu schreiben war. Ich hätte sicher sechs weitere Alben über dieses Thema schreiben können, weil es noch so viele unterschiedliche Blickwinkel gibt, die ich dazu einnehmen kann. Wie ging es mir, als ich von der Krankheit meiner Mutter erfuhr? Wie ging es mir währenddessen, als ich sie leiden sah, und wie ging es mir in dem Moment, als ich von ihrem Tod erfahren habe? Ich wäre mir aber faul vorgekommen, wenn ich das jetzt weitergeführt hätte.“

Der Musiker hat einen großen Qualitätsanspruch an seine eigene Musik. Es ist ihm wichtig, immer besser zu werden und in seinen Texten echte Gefühle zu transportieren, ganz gleich wie niederschmetternd sie sein werden. Deshalb fiel ihm die Themendefinition dieses Mal schwer, was sollte auf ein Album wie „Stage Four“ folgen? Als er mit Brett Gurewitz von Epitaph Records darüber sprach, gab der ihm den entscheidenden Anstoß: „Du musst kein Album schreiben, das besser ist als das letzte. Du musst nur ein gutes schreiben.“

Im Laufe der Jahre ergab es sich für TOUCHÉ AMORÉ eher zufällig, dass jedes Album ein zentrales Thema verfolgte. „Lament“ bricht jetzt damit und befasst sich mit unterschiedlichen Dingen, die seit „Stage Four“ passiert sind. Die durch die Pandemie bedingten Umstände verschafften TOUCHÉ AMORÉ zumindest etwas mehr Zeit, um an den Feinheiten des Albums zu feilen. „Als der Lockdown sich anbahnte, waren wir aber im Wesentlichen schon fertig mit dem Album. Wir bekamen dann vom Label noch einige Wochen zusätzlich, um Details umsetzen zu können. Uns war natürlich überhaupt nicht bewusst, wie ernst die Situation zu diesem Zeitpunkt wirklich war und was auf uns zukommen würde. Dazu waren die Informationen auch viel zu verwirrend. Wir haben uns zwar gründlich die Hände gewaschen und auf den Abstand geachtet, aber wir hätten wahrscheinlich andere Maßnahmen ergriffen, wenn uns das komplette Ausmaß bewusst gewesen wäre. Zum Glück ist alles gut gegangen“, erinnert sich Jeremy. Das Album auf das nächste Jahr zu schieben, war für TOUCHÉ AMORÉ keine Option: „Wir wollten den Fans – gerade in diesen schweren Zeiten, wenn sie isoliert sind – etwas geben, auf das sich freuen können. Und wir gehen davon aus, dass das Album nicht in drei Monaten komplett vergessen ist und wir dann noch genauso gut damit touren können. Viele Bands werden sich genau anders entscheiden und im nächsten Jahr wird es sicher eine Art Veröffentlichungsboom geben.“

Unterm Strich macht die Band natürlich, wie alle anderen aus der Eventbranche, aktuell nur Verluste. Verluste finanzieller, aber auch emotionaler Art. Denn die Auftritte der Band spülen nicht nur Geld in die Kasse, sie lassen auch Druck aus den eigenen Frustspeichern ab und sorgen für lebensnotwendige Endorphine. Während andere Bands ihre Songs auf Akustik reduzieren, in kleinem Rahmen auf Tour gehen oder Streamingkonzerte spielen können, ist das für eine energetische Band wie TOUCHÉ AMORÉ schlicht unmöglich. Die Band lebt von der Begegnung mit ihren Fans. „Die DIY-Szene, aus der wir kommen, ist dem Mainstream normalerweise immer ein paar Schritte voraus. Dieses Mal aber nicht, weil unser Genre diesen engen Kontakt braucht. Der Schweiß, das Anfassen und das laute Mitsingen, das alles sind essenzielle Bestandteile unserer Musik. Wenn ich Angst vor Viren hätte, würde ich auch kein Konzert von uns besuchen“, lacht Jeremy. „Ich spucke ziemlich viel und suche sehr intensiven Kontakt zu den Fans.“

Halb gefüllte Konzertsäle und Shows, die dann entsprechend der Hygienevorschriften durchgeführt werden können, sind für ihn keine Option. Auch weil sie schlichtweg nicht die Kosten decken würden. Dementsprechend wütend ist Jeremy Bolm auf all diejenigen, die mit dem Tragen der Maske halbherzig umgehen oder sie sogar ganz verweigern und damit den Schrecken verlängern: „Wenn ich Gruppen sehe, die eng zusammenstehen und keine Masken tragen, dann muss ich mich echt zusammenreißen. Am liebsten würde ich auf sie zugehen und ihnen sagen, dass sie der Grund sind, dass ich meinen Job im Moment nicht machen kann. Gleichzeitig fühle ich mich egoistisch bei diesem wütenden Gedanken, weil mir natürlich bewusst ist, dass mein Job im Vergleich mit anderen eher unwichtig ist. Mal ganz abgesehen davon, was auf der Welt generell abgeht. Aber am Ende ist die Musik für mich auch ein Weg, um zu überleben. Nicht nur finanziell, auch emotional. So motiviere ich mich.“ Zur Überbrückung hat Jeremy den Podcast „The First Ever Podcast“ gestartet. Dort spricht er mit Musiker:innen über den Moment, in dem sich ihre Leidenschaft für Musik entfachte.

Noch größer ist seine Wut auf Trump, man merkt ihm sichtlich an, dass er sich dazu zwingen muss, ruhig zu bleiben. Die aktuelle Situation in Amerika frustriert ihn massiv. Die anstehende Präsidentschaftswahl und die Chance, dass Trump nicht wieder- und stattdessen sein Konkurrent Biden gewählt wird, gibt Bolm auch keinen wirklichen Anlass zur Freude: „Niemand in meinem Umfeld hat auf Biden gewartet, wirklich niemand. Er ist so was wie die letzte Chance, das geringere Übel und alles, was irgendwie dazu beiträgt, die aktuelle Scheiße zu verbessern, hilft. Eine gute Sache an Biden ist, dass wir dann zumindest einen Präsidenten hätten, der den Klimawandel nicht leugnet“, lacht Bolm bitter, bevor er wieder ganz ernst wird. „Das wäre zumindest ein guter Anfang. Aber ganz ehrlich, ich vertraue diesem Land nicht mehr und bin mir nicht sicher, ob sie die richtige Entscheidung treffen können. Aber ich weiß, dass ich nicht noch vier weitere Jahre mit Trump überstehen kann. Daran zu denken, macht mir wirklich Angst.“

Wir scherzen noch kurz über Trumps angeblich beeindruckende Ergebnisse bei einem vermeintlichen Intelligenztest und seine damit verbundene Prahlerei. Letztendlich war es der MoCA-Test, ein Standardtest zur Früherkennung von Alzheimer, den er vor kurzem absolviert hatte. Der Moderator Chris Wallace stellte den Präsidenten vor laufender Kamera mit dieser Tatsache bloß und ging im Detail entlarvend auf die simplen Fragen ein. Der Spaß ist bitter, Bolm ist nicht wirklich zum Lachen zumute: „Es ist erschreckend, was für abgrundtiefen Hass man für eine Person empfinden kann, die man nie im Leben selbst getroffen hat. Dieser gewaltvolle Hass, den ich spüre, wenn ich nur seine Stimme höre, der ist wirklich nicht leicht zu ertragen. Wenn er rassistisch und sexistisch palavert, halte ich das kaum aus. Letten Endes ist er einfach nur wirklich richtig dumm und narzisstisch.“

Auch deshalb hat Bolm mit dem Song „Reminders“ bewusst einen kritischen Kommentar verfasst. Mit dem Ziel, die politischen Zustände in den USA anzuklagen, aber mit einem persönlichen Bezug zu versehen. Inspiriert wurde er dazu von Conor Oberst, dessen Texte für BRIGHT EYES eine ähnliche Herangehensweise prägten. Entstanden ist das Lied an dem Tag, als die Amtsenthebung von Trump abgewiesen wurde. Fassungslos saß Bolm auf seiner Couch und stellte sich die Frage, wie er sich jetzt gerade im Moment fühlt. Besiegt und erschöpft, mit der Gewissheit, dass das System massiv beschädigt wurde. Statt seinem Unmut auf Twitter Luft zu machen, entschied er sich gegen die Verpuffung und fing an zu texten. „Wir müssen uns selbst an das Gute in unserem Leben erinnern, immer wieder. Wir können nicht erwarten, dass die Regierung sich darum schert. Wir haben die Liebe von unseren Eltern, unseren Partner oder von unseren Haustieren“, sagt er. „Und nichts davon ist selbstverständlich oder für immer garantiert.“

Trotz seiner inhaltlichen Schlagkraft, ist „Reminders“ der scheinbar fröhlichste Song von „Lament“. Zumindest, wenn man sich auf die Instrumentierung beschränkt. Um diese Leichtigkeit noch zu verstärken, wollte Bolm unbedingt wieder Julien Baker mit dabeihaben: „Ich hatte etwas Bedenken, dass sie denkt, dass ich unsere Freundschaft zu stark beanspruche, da sie ja schon beim letzten Album bei dem Song ‚Skyscraper‘ dabei war. Wir haben schon überlegt, ob das jetzt irgendwie lahm ist. Aber hey, Justin Vernon von BON IVER ist bei gefühlt hunderten Songs von Kanye West dabei, warum also nicht? Und es war schön, eine so tolle und talentierte Frau als Verstärkung mit dabei zu haben.“

Baker ist nicht die einzige Unterstützung, die TOUCHÉ AMORÉ für „Lament“ ins Boot geholt haben. Mit Justice Tripp von TRAPPED UNDER ICE und Andy Hull von MANCHESTER ORCHESTRA sind gleich zwei enge Freunde der Band beeiligt. Gerade im Fall von Hull waren TOUCHÉ AMORÉ schon lange auf der Suche für eine Entschuldigung, um endlich mit ihm arbeiten zu können. Eine Zusammenarbeit oder eine 7“ mit MANCHESTER ORCHESTRA kam bisher nie zustande, da eine der beiden Bands immer unterwegs war: „Wir haben uns vorsichtig herangetastet und erstmal nur nach Uhs und Ohs angefragt. „‚Limelight‘ war der erste Song, den wir für das Album geschrieben haben, und als er mir dann seinen eigenen, ausformulierten Part dafür zugeschickt hat, war ich total beeindruckt. Die Uhs und Ohs hat er natürlich auch mitgeschickt, die finden sich jetzt im instrumentalen Outro, wenn alles zusammenläuft. Das Outro gehört für mich zu besten drei Momenten von TOUCHÉ AMORÉ generell.“
Worum genau es in dem Song geht, möchte er gar nicht im Detail aufdecken, das Lied soll Interpretationsfläche bleiben. Richtig oder falsch verstehen, so etwas gibt es für Bolm nicht.

Um sich in traurigen Momenten zu motivieren, vergräbt Bolm sich gerne in Erinnerungen, türmt Berge von Fotos um sich herum auf und schwelgt in Gedanken an vermeintlich fröhlichere Tage. „Natürlich war früher auch nicht alles besser. Aber ein Foto fängt meistens ein Lachen ein, hält eine schöne Situation fest und suggeriert dir damit, dass es damals alles besser war. Das ist eine ziemlich einfache Möglichkeit, um die Vergangenheit nachträglich neu zu erfinden und sich selbst zu überlisten.“

Der Song „I’ll be your host“ erzählt von dem unfreiwilligen Schicksal, das Bolm zu einem Sprachrohr und zu einer Anlaufstelle für Fans machte, die auch Angehörige verloren haben und nun von ihm Antworten, Beistand und Trost fordern. Dabei ist sein eigener Trauerprozess bei Weitem nicht abgeschlossen und die Menge der Nachrichten, die ihn täglich erreichen, schlichtweg nicht stemmbar: „Letztendlich weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll, dass ein Publikum, dem ich so dankbar bin, mich mit diesen Anfragen betraut. Am meisten hadere ich damit, dass ich sie so gut verstehe und ich mich ganz sicher ganz genauso verhalten hätte. Ich bin selbst so ein großer Fan von Musik und kann mich noch gut erinnern, als ich GLASSJAW mit 18 Jahren zum ersten Mal gesehen habe. Auf dem Parkplatz habe auf den Sänger gewartet, um ihm zu sagen, wie viel mir seine Alben bedeuten, und vor einigen Jahren habe ich das Matt Berninger von THE NATIONAL gesagt. Ich verstehe das komplett. Aber ich bin mit dem Thema nicht durch, habe noch die gleichen Gefühle wie zum Zeitpunkt ihres Todes. Manchmal bin ich auf Tour, hänge mit meinen Bandkollegen ab, wir haben Spaß und holen uns eine Pizza. Dann kommt plötzlich jemand auf mich zu und erzählt mir ohne Umschweife, dass seine Schwester letzte Woche an Krebs gestorben ist. Was ich darauf antworten soll, weiß ich nicht und ich habe ganz sicher auch keinen Ratschlag für ihn. Vielleicht bin ich auf dem Album auch einfach zu persönlich geworden. Manche sagen mir auch, dass sie das Album nicht hören können. Auch das verstehe ich, mir geht es manchmal mit Sufjan Stevens auch so. Gerade wenn die Themen so nah an meiner eigenen Geschichte daran sind. Ich möchte nicht der Sprecher sein für Kids, deren Mutter an Krebs gestorben ist. Aber ich fühle mich auch schuldig und egoistisch, weil ich die Nachrichten größtenteils nicht beantworte. Aber ich muss weitermachen und nach vorne schauen, alles andere würde mich komplett zerstören.“ Zum Zeitpunkt des Interviews steht der Song als nächste Videosingle auf dem Plan und Bolm ist etwas besorgt, von den Fans falsch verstanden zu werden.

Rückblickend bereut Bolm seine Offenheit aber nicht. Er registriert sehr wohl, dass täglich Tonnen von Musik im Internet hochgeladen werden und die Fans TOUCHÉ AMORÉ trotzdem treu bleiben. Sein größter Anspruch ist und bleibt deswegen, im Gegenzug bei seinen Veröffentlichungen so ehrlich wie möglich zu sein. Ehrlichkeit, die live, wenn die Songs und die Emotionen schon einige Jahre auf dem Buckel haben, sicherlich nicht immer ganz einfach zu bewahren ist. Was tut man also, um nicht halbherzig zu werden? „Ganz ehrlich, live bin ich komplett auf Autopilot. Wenn ich mich bei jedem Song detailliert in die damalige Situation fallen lassen würde, wäre das nicht machbar“, gesteht Bolm. „Ich lache ja auch sehr viel auf der Bühne, weil ich mich so über die Reaktionen der Fans freue und froh bin, dort sein zu können. Meine Aufmerksamkeit liegt dann eher beim Publikum und die Setlisten passe ich nicht meinem Gemüt, sondern der Show an, so dass sie so aufregend wie möglich wird.“

Dass Bolm selbst Gitarre spielen kann, ist bei der Erstellung der Songs hilfreich. Auch wenn er sich selbst für den am wenigsten talentiertesten Musiker der Band hält. Bei den Texten hat er allerdings das letzte Wort, er ist auch für die Struktur und das Arrangement zuständig. JIMMY EAT WORLD, CONVERGE, ENVY, RANCID und THE NATIONAL sind die fünf Bands, auf die sich alle einigen können. Ansonsten gehen die Geschmäcker ziemlich auseinander. Jedes Album der Band beinhaltet auch immer einen intern als „Weirdo-Song“ gekennzeichneten Ausreißer, der aus dem Rahmen fällt. Im Fall von „Lament“ ist das „Broadcast“ mit dem Pedal Steel, das eigentlich dem Country vorbehalten ist, aber auch im Kontext von TOUCHÉ AMORÉ gut funktioniert. Doch auch sonst gibt es auf „Lament“ einige Feinheiten zu entdecken.

Aufgenommen wurde „Lament“ mit dem amerikanischen Produzenten Ross Robinson, der in den Neunziger Jahren den Sound des Nu Metal maßgeblich mitprägte, aber auch Alben mit THE CURE oder AT THE DRIVE-IN aufnahm. Da Robinson als harter, unerbittlicher und auch sehr herausfordernder Produzent bekannt ist, war Bolm im Vorfeld auch entsprechend skeptisch. Wenn jemand keine Verstärkung seiner Emotionen braucht, dann doch Bolm, oder? Also entschieden sich TOUCHÉ AMORÉ zu einer Art Probeaufnahme mit dem Song „Deflector“. Gleich beim ersten Treffen kam es prompt zur Konfrontation zwischen Bolm und Robinson. Bolm fühlte sich provoziert, durch Detailfragen nach seiner Mutter, was bei ihm alte Wunden aufriss. Dabei war es ihm doch wichtig, ein positives Album zu schreiben, das Hoffnung schöpft, indem es von der Zeit danach, seiner seelischen Regeneration und seinen Ideen für die Gestaltung der Zukunft handelt. Über die Sprechanlage führten die beiden eine hitzige Debatte zwischen Aufnahmebox und Mischpult. Es dauerte etwas, bis Bolm erkannte, dass Robinson aufrichtiges Interesse daran hatte, das Ehrlichste aus ihm herauszukitzeln, und bereit war, dafür unangenehm tief zu graben. Einerseits ließ er Bolm bis zu dreißig Takes von einem Song machen, andererseits hatte er bei den Aufnahmen Tränen der Rührung in den Augen. Letztendlich endete die Zusammenarbeit mit großem Respekt voreinander und „Lament“ enthält einige Keyboardbeiträge von Ross Robinson. Die beiden sind Freunde geworden und TOUCHÉ AMORÉ würden jederzeit wieder mit ihm aufnehmen.

Mittlerweile bezeichnet Bolm „Lament“ als das beste Album, das die Band bisher geschaffen hat. Keine Besonderheit, wenn ein neues Album ansteht: „Ja, auch wenn das natürlich doof klingt, es ist für mich unser bestes Album bisher. Zum ersten Mal hatte ich wirklich Spaß bei den Aufnahmen. ‚Stage Four‘ war notwendig, um die Trauer zu verarbeiten. Aber ich war damals voll im Tunnel und viele Erinnerungen an die Studioaufnahmen habe ich eigentlich nicht. Dieses Mal hatten wir so viele kreative Situationen und konnten uns alle gegenseitig inspirieren. Es war ein ganz anderer Arbeitsprozess.“