TROPHY EYES

Foto© by Jared_Leibowitz

Der ganz persönliche Traum

Wenn eine Band im Jahr 2018 ihr Album „The American Dream“ tauft und brennende Dollarscheine sowie die Freiheitsstatue auf das Cover packt, sollte sie sich eigentlich im Klaren darüber sein, dass sie den Eindruck erweckt, ein politisches Statement abgeben zu wollen – auch wenn sie gar nicht aus Amerika, sondern aus Australien stammt. John Floreani, Sänger und Songschreiber bei TROPHY EYES, kann diesen Eindruck nicht so richtig nachvollziehen. Für ihn geht es nur um seine eigene Geschichte.

Ich habe für zwei Jahre mit meiner Freundin in Texas gelebt und wurde auf sehr romantische Weise von der natürlichen Schönheit des tiefen Südens inspiriert. Ich habe mich entschlossen, das Album nach diesem Abschnitt in meinem Leben zu benennen, weil es zum größten Teil auch zu dieser Zeit entstanden ist.“ Floreani erklärt noch bereitwillig den Hintergrund des Albumtitels, bei der Frage nach dem Artwork ist er schon kürzer angebunden: „Hinter dem Covermotiv steckt keine wirkliche Message. Es sieht gut aus und passt zum Titel des Albums.“ Es wird deutlich, dass der Frontmann von TROPHY EYES lieber über andere Dinge sprechen möchte als den mehrdeutigen Albumtitel – am besten über sich. Kein Problem, dann erzähl doch einfach mal, was dir beim Schreiben des Albums tatsächlich durch den Kopf gegangen ist? „Ich habe schon immer so ehrlich wie möglich über mein Leben geschrieben. Ich vermute, dass ich heute wesentlich glücklicher bin, als ich es jemals zuvor war. Ich denke, dass diese positivere Sichtweise auf das Leben auch den Sound von TROPHY EYES beeinflusst hat, obwohl sich im Grunde nichts an den Abläufen und Themen geändert hat. Viele meiner Songs beschäftigen sich mit dem Erwachsenwerden, wobei ich mich frage, wann ich mich endlich als Erwachsener fühle und wie unwohl mir in der Rolle des Heranwachsenden ist.“

Zum Glück geht es auf „The American Dream“ aber nicht durchweg so selbstanalytisch und klischeemäßig zu, wie man es aufgrund der Aussagen von Floreani vermuten könnte. Die Single „You can count on me“ persifliert nicht nur vorzüglich das Emo-Genre, sie ist auch ein gelungener Kommentar auf die Sichtweise der Fans, die in Musikern nichts weiter als Dienstleister sehen, die doch bitte möglichst auf den eigenen Geschmack zugeschnittene neue Songs liefern. „Ich glaube, dass wir für eine hohe Prozentzahl von Hörern wirklich nichts anderes sind. ‚You can count on me‘ ist der Versuch zu erklären, dass wir tatsächlich Menschen sind, mit einem richtigen Leben, Familien und Gefühlen. Wir existieren eben nicht nur dafür, Musik zu spielen und sie darzustellen, und deshalb sind wir auch niemandem etwas schuldig“, so Floreani. Aber wie begegnet man Fans, die meinen, aufgrund von Alben und Songs schon alles über einen zu wissen? „Es ist komisch, weil ich diese Leute eben nicht kenne und meistens habe ich sie ja auch nie getroffen. Dann versuche ich so höflich und echt zu bleiben, wie es eben geht. Aber es ist schon komisch, denn ich hätte nie damit gerechnet, jemals so viel Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Ein eher erstaunliches Statement von jemandem, der am liebsten von sich selbst erzählt.