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Martin Schulla

Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden einige davon vorgestellt. Diesmal: Martin Schulla aus Sonthofen.

Bitte stell dich vor.

Ich bin Martin Schulla, 51 Jahre alt, und wohne im beschaulichen Allgäu, in Sonthofen. Ich arbeite als Industriemechaniker und bin leidenschaftlicher Müßiggänger und Amateur-Brauer.

Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?
Ich musste meine CD-Sammlung bemühen, um das rauszufinden, die Ox-CDs hab ich nämlich noch alle. Die älteste ist von 1995. Ich hab das Ox immer an unserem Provinzbahnhof gekauft, und mich damals schon gewundert, dass es das da überhaupt gab. Ich war mir relativ sicher, dass ich der Einzige in unserem Kaff war, der das gekauft hat.

Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute? Und was hatte/hat das Ox damit zu tun?
Ich war damals wie heute ein großer Fan, von den rauh-melodischen UK-Bands wie SNUFF und LEATHERFACE sowie den „etwas schlaueren“ deutschen Punkbands wie BOXHAMSTERS und EA80. Und da hatte ich schon das Gefühl, dass so was im Ox etwas mehr gewürdigt wird als in meinem Umfeld, wo es auch gerne mal etwas platter sein durfte.

Was denkst du, warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis jetzt treu geblieben? Was bedeutet sie dir heute?
Ich hatte bis jetzt ganz einfach keinen Grund, mich von dieser Philosophie, denn das ist es für mich, zu verabschieden. Ich dachte nie ernsthaft, ich müsste jetzt mal erwachsen werden. Vielleicht kommt das ja noch, aber bis dahin habe ich noch Spaß. Und, ja, ich denke schon, dass durch Punk auch eine gewisse Art zu denken bei mir entstanden ist, die ich jetzt auch nicht einfach so abstellen könnte.

Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.
Ich lasse ständig meinen „Gute neue Mucke“-Radar rotieren, und um gute Bands kennen lernen zu können, ist das Ox schon sehr gut, darum ist die Ox-CD für mich trotz der vielen heutigen digitalen Möglichkeiten schon noch wichtig.

Was liest du als Erstes im Ox, was eher selten?
Ich überfliege das erst mal und schaue, wo ich so hängenbleibe, dann brav von vorne nach hinten, wobei ich auch nicht alles lese, wenn es zum Beispiel um Metal-lastigen Hardcore geht, bin ich raus, und ich muss auch nicht unbedingt jede Kolumne lesen.

Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet, jedoch ist der Fokus auf Punk und Hardcore geblieben. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?
Bei mir ist das etwas widersprüchlich, einerseits werde ich auch immer offener und neugieriger, was alle möglichen Arten von „schräger“ Musik betrifft, oder elektronische Musik. Ich bin auch zu einem großen Post-Rock-Fan geworden und sogar Deutschpunk, den ich früher zu platt fand, mag ich heute. Aber andererseits merke ich, dass ich immer intoleranter werde, was Classic Rock, Metal oder Grauzonen-Deutschrock angeht. Ich fühle mich echt zunehmend genervt, wenn das irgendwo läuft.
Gibt es ein besonderes Erlebnis, das du mit dem Ox verbindest?
Ich glaube, ich habe Joachim Hiller beim letztem Ruhrpott-Rodeo versehentlich angerempelt, ’tschuldigung übrigens.

Was findest du gut am Ox?
Für einen Punkrock-Nerd ist das schon die wichtigste nicht-digitale Informationsquelle und mit dem Ox hat man halt gleich ein ziemlich kompaktes Gesamtpaket. Und außerdem ist man halt immer noch ein Fanboy und freut sich natürlich über ein Interview, mit seinen Helden, die unter dem Radar der größeren Magazine fliegen.

... und was sollten wir endlich mal ändern – abgesehen von der kleinen Schrift?
Was man ändern sollte? Den zweiten Teil der Frage sollte man streichen. Ich besitze tatsächlich eine extra Ox-Lesebrille, die 0,5 Dioptrien stärker ist als meine übliche.

Und was wolltest du uns schon immer mal sagen?
Schade, dass Peter Pucks Rudi-Comics nicht mehr im Ox erscheinen, die waren super.