VITJA

Foto© by Lukas Richter

Inside the business

David Beule singt und mixt nicht nur bei VITJA, er steckt auch noch tiefer im Musikbusiness und arbeitet bei den Pitchback-Studios in Köln. Dort produziert er auch gerade meine Band, PAINKILLER PARTY, woraus sich dieses Gespräch ergeben hat.

Wie bist du eigentlich an diesen Job gekommen?

Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie ein Album entsteht und war fasziniert davon, wie das nachher alles so zusammen klingt, mit den Effekten und all den Sachen, die noch im Hintergrund so passieren, die man erst beim vierten Mal hören oder so wahrnimmt. Deshalb habe ich eigentlich damit angefangen. Irgendwann haben wir dann mit VITJA unser erstes Album „Echoes“ aufgenommen, nein, ich glaube, es war die „Your Kingdom“-EP. Und dabei ist Aljoscha, der Gründer der Pitchback-Studios, auf meine Arbeit aufmerksam geworden und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das auch bei anderen Produktionen zu machen. Ich habe direkt eingeschlagen. Er wusste ja nicht, dass das mein heimlicher Wunsch war, haha! Ich konnte gar nicht erwarten, dass es losgeht. Fünf oder sechs Jahre ist es nun her und geiler könnte es nicht sein. Ich liebe es!

Wenn neue, junge Bands zu dir kommen, um ihr Album bei dir aufzunehmen, welche Schwierigkeiten kann es da geben?
Schwierigkeiten klingt so negativ. Sagen wir einfach, es ist beim ersten Album ganz viel Troubleshooting dabei. Es gibt einfach Sachen, zum Beispiel in der Vorproduktion und auch beim Songwriting, die muss man erst mal falsch machen. Wahrscheinlich sogar zweimal hintereinander, haha. Wenn man das erste Mal richtig im Studio ist, findet man als Band einige Sachen raus, muss sich auf ein paar Änderungen einstellen, wächst aber sehr daran und erfährt viel über sich selbst und die Musik, die man macht.

Was rätst du Newcomern, wenn bei ihnen einige Mitglieder extrem motiviert und engagiert sind, andere aber vielleicht bei der Arbeit eingespannt sind und nicht immer hundert Prozent geben können? Wie kann man mit diesem Problem umgehen, um als Band richtig zu funktionieren?
Oh. Das finde ich ist eine schwierige Frage. Sicherlich zerbrechen viele Bands genau daran, wahrscheinlich sogar schon, bevor sie überhaupt etwas Richtiges auf die Beine stellen konnten. Ich kenne das leider selber auch von Freunden. In vielen Bands ist es oft so, dass es ein Arbeitspferd oder zwei gibt. Ich glaube, man kann nicht immer das Glück haben, dass alle Mitglieder den gleichen Antrieb haben. Das ist immer schwierig, weil für jeden sind die Sachen, die man so im Leben machen muss, ja unterschiedlich schwer, und wenn man es zum Beispiel nicht kann, oder merkt, okay, da macht jemand mehr, sagt ihm, wie es um euch steht, redet mit ihm oder ihr, sagt danke und zieht euch die Sachen rein, die derjenige macht und gebt ihm Feedback. Das ist oft schon genug. Im besten Fall stellt sich diese Frage natürlich gar nicht, weil es ja auch einfach so was wie die engsten Freunde sind und da sollte es jedem wichtig sein, dass nichts unausgesprochen bleibt.

Wenn du an die Anfänge von VITJA denkst: Wie war es für euch, als ihr euer erstes Album ausgearbeitet habt, die ersten Gigs hattet, langsam immer größer wurdet? Magst du mal ein bisschen in Erinnerungen schwelgen?
Ich muss kurz überlegen. Um ganz ehrlich zu sein, ich weiß es nicht mehr so richtig. Ich weiß sicherlich, dass es aufregend war und eine verdammt coole Zeit. Es ist allerdings so wie bei allem, während man dabei ist, bekommt man am wenigsten mit. Jeder hat ja auch seine eigene Definitionen und Vorstellungen von Dingen. Und ich bin da wohl, glaube ich, das schlechteste Beispiel der Welt.

Kommen wir zu eurem neuen Album, „Mistaken“. Ihr haltet dort den Stil, der auf eurem letzten Album „Digital Love“ neu war, konstant. Würdest du sagen, ihr habt euren endgültigen Stil nun gefunden?
Hmm, ich habe darauf irgendwie keine Antwort. Weil das für mich irgendwie anders ist. Vielleicht weil ich es weniger von außen betrachten kann? Ehrlich gesagt mache ich mir aber auch nie Gedanken darüber, auch nicht beim Schreiben der Texte oder Melodien. Ich mache das einfach irgendwie so, wie es aus mir rauskommt. Oft auch einfach direkt beim Einsingen. Ich glaube, da die Grundstimmung in mir meist dieselbe ist – leider, haha –, wirkt es natürlich irgendwie wie ein bestimmter Stil. Wir klingen aber auf „Mistaken“ teilweise deutlich härter und irgendwie rougher als auf „Digital Love“. Ich wäre cool damit, wenn das hier unser Stil ist, haha. Mal gucken, was da noch kommt.

In vielen Liedern stimmen deine Lyrics schon ziemlich nachdenklich und manchmal auch etwas verzweifelt, aber die Message ist am Ende immer: Gib niemals auf! Ist das auch eine Art Lebensphilosophie für dich?
Lebensphilosophie wäre zu viel gesagt. Das würde ja suggerieren, dass ich einen Plan hätte, haha! Ich schätze oder fürchte, das ist einfach die einzige Wahl. Aus irgendeinem Grund ist man ja da. Auch wenn ich finde, dass jeder selber entscheiden darf und sollte, welchen Weg er sozusagen wählt. Und ich finde da auch nichts Verwerfliches dran. Man muss nicht immer aushalten oder ertragen. Für manche ist es einfach nichts, das Ganze hier. Für jemanden, der das nicht kennt, ist das sicher unverständlich, und es klingt stumpf und irgendwie, als wollte man, dass es so ist. Aber glaube mir, es ist genau das Gegenteil.

Bei einem Track werdet ihr von Andy Dörner von CALIBAN unterstützt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?Yes. Der Song „Overdose“ ist mit Andy. Na ja, ich habe gefragt und er hatte Bock auf den Song, haha. Die CALIBAN-Jungs haben uns auch vor einiger Zeit mal eingeladen, mit ihnen mitzufahren für ein paar Dates, und dabei haben wir uns irgendwie auch wirklich angefreundet. Ich bin ich super stolz darauf, dass Andy Lust darauf hatte, mitzumachen. Ich glaube, jeder von uns, der aus dieser Musik kommt, ist irgendwann zumindest eine Zeit lang bei CALIBAN kleben geblieben und hat es hart gefeiert. Sie sind einfach Pioniere!