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SUEDE

Autofiction

Mut zur Lücke ist in musikalischer Hinsicht immer wieder mal gefragt. Die 1989 in London gegründeten SUEDE gehörten einst zu den Hauptprotagonisten des Britpop, zusammen mit OASIS, BLUR und PULP. Die gesamten Neunziger über hielt ihr erster Sommer an, erst 2003 war Schluss. Nun ging es mir in den Neunzigern so, dass da in Sachen Punk und Hardcore unglaublich viel neue, spannende Musik passierte, mit der man sich auch musikjournalistisch ausgiebig beschäftigen konnte. Britpop? Gab es auch, aber war mir keine weitere Beschäftigung wert, etwas OASIS hier und da und „Disco 2000“ von PULP reichten mir. SUEDE? Egal. Erst später lernte ich sie zu schätzen, aber nicht so, dass mich die Reunion ab 2010 ernsthaft interessiert hätte. Mit „Bloodsports“ (2013), „Night Thoughts“ (2016) und „The Blue Hour“ (2018) gab es ein paar neue Alben, aber egal. Und nun also „Autofiction“ (2022), ihr neuntes Album, das mich meine Indifferenz der letzten Jahre bedauern lässt. Was für eine wunderschöne Platte! Ein elegisches, schwelgerisches Werk, mit Pomp und Pathos, aber auch Dramatik, mit gleich mehreren potenziellen Hits, wie etwa „She still leads me on“, „Personality disorder“, „15 again“, „Black ice“ oder „It’s always the quiet ones“. Eine Platte, losgelöst von allen Trends und Hypes der Pop-Gegenwart, die mich einfach nur genießen lässt. Kein Versuch, sich an IDLES und Co. anzuhängen, sondern einfach nur die konsequente Fortschreibung dessen, was die Band einst groß machte. Hinreißend!