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DANZIG

Danzig Sings Elvis

Nach etlichen Jahren der Vorankündigungen, finally. Der erste Etikettenschwindel befindet sich bereits im Titel und es könnte genauso gut „Richard Clayderman plays Liberace“ heißen, denn die Frage müsste eigentlich lauten: Kann man Elvis im eigentlichen Sinn überhaupt covern oder doch nur Lieder singen, die auch Elvis gesungen hat? Elvis hat in seinem ganzen Leben wie viele Songs geschrieben? Richtig, keinen einzigen. Also ist das hier ein wenig wie BONEY M, MILLI VANILLI oder die FISCHER-CHÖRE zu covern. Nun gut, Danzig (alt) singt Elvis (vornehmlich jung). Leider ist die Stimme von Glenn Danzig nicht mehr dieselbe wie in den Neunzigern, da hätte er stimmlich noch einiges reißen können. Hier wird einem nur überdeutlich zu Gehör geführt, dass das Projekt ca. 25 bis 30 Jahre zu spät kommt und rein gesanglich ein ähnliches Hitpotenzial hat, wie das „Clean Your Clock“-Live-Album von MOTÖRHEAD. Neben ein paar Ausreißern wie „Fever“ und „Always on my mind“ gibt es vorwiegend Songs, die nicht schon 50.000 Mal durchgenudelt wurden. Böse Zungen würden sagen „aus gutem Grund“, aber wir wollen nicht zu hart sein. Eine weitere verpasste Chance: Produced by Glenn Danzig. Das könnten wir jetzt einfach mal so stehen lassen, müssen aber hinzufügen, dass mit Tommy Victor und Joey Castillo seine aktuelle Backing-Band nahezu komplett mit an Bord ist und damit Leute, die wissen, wie’s geht. Leider war der Etat für das Studio nach fünfzig Dollar aufgebraucht, oder Glenn kann Dinge hören, die außerhalb der Hörfrequenzen normaler Menschen liegen. Vielleicht reagiert er ja auch auf eine Hundepfeife oder er kann mit Fledermäusen kommunizieren, wer weiß? Wer die Unterproduktion der „Skeletons“ kennt, hat in etwa ein Hörbeispiel zu Hand. Abgerundet wird dieses Rentenaltersspätwerk durch ein K-Tel-Coverartwork (ein Klappcover, ernsthaft?) und der Frage, warum es optisch eigentlich fast nur Doubles aus der fetten Elvis-Phase gibt. Die Adepten, die sowieso jeden Scheiß von Glenn kaufen, sind ohnehin schon in allen Farbvarianten versorgt, den Rest kann man nur aufrichtig warnen, vor allem davor, bei einer Narkolepsieerkrankung diese Platte auf keinen Fall beim Autofahren zu hören. Und die Moral von der Geschichte: Unabhängig davon, was ein Musiker sonst so für einen Stuss von sich gibt, darf man nie vergessen, dass nicht selten auch die Musik als solche einfach scheiße genug ist.