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DUESENJAEGER

Die Gespenster und der Schnee

Mit Gespenstern im Schnee entwerfen DUESENJAEGER ein äußerst kühles Bild als Leitmotiv für ihr neues Album. Zugegeben, positive Vibes waren nie das, wofür wir die Band lieben. Nicht ohne Grund ist das traurige „Schimmern“ der Liebling vieler Fans. Wenn der Song beklommen macht und einem beinahe die Pipi in die Augen treibt, dann sind das die besten Momente eines DUESENJAEGER-Albums. Auf „Treibsand“ allerdings kam es 2016 zu einer Art Stimmungstief. Es gab kein Entkommen aus der Düsternis, kein Licht am Ende des Tunnels. Beklommenheit galore. Was ihre neue Platte „Die Gespenster und der Schnee“ betrifft, so lässt sich keinesfalls sagen, dass die Misanthropie und Hoffnungslosigkeit einer locker-flockigen Partylaune gewichen sind. Nein, wie könnten DUESENJAEGER gut drauf sein, wenn alles in rasanter Geschwindigkeit bergab geht? Leugnen ist nicht ihr Ding. Und doch erkunden sie auf ihrem vierten Langspieler wieder andere Wege, der Scheiße zu begegnen. Facettenreichtum kehrt ein und spiegelt sich schon gleich im von roten Sprenklern durchzogenen, knallblauen Cover wider. Der „Treibsand“ lässt sie nicht los und doch entscheiden sich DUESENJAEGER auch mal gegen das Versinken und für das befreiende Kaputtschlagen. Musikalisch wie auch inhaltlich. Sei es der eigene beklemmende Krempel in „Brandmelder“, der sich in Asche verwandelt, oder auch die Zerschlagung der verdammten tickenden Zeit wie in „Stundenglas“. Und während der Song „Stundenglas“ als gutes Beispiel für die düster tragenden Momenten von DUESENJAEGER dienen kann, ist „Brandmelder“ ein großartiger Hit, der an „Everyday is like monday“ von 2006 erinnert. Das Gleiche gilt für den herrlichen Song „Drahtseilakt“. Mit Krachern wie „Hurra Hurra Dystopia“ hingegen verpasst uns die neue Platte zur Abwechslung eine Punk-Klatsche, die sich gewaschen hat. Für bedrückende Moment und Weltuntergangsstimmung bleibt selbstverständlich noch viel Raum auf „Die Gespenster und der Schnee“. So zum Beispiel im beinahe schon gruseligen „Herbstmanöver“ oder auch im großartigen Albumfinale „Ein Tag im Grauen“. Ohne Endzeitszenario geht es eben nicht. DUESENJAEGER finden mit die „Die Gespenster und der Schnee“ allerdings einen Weg, der im Strudel versinkenden Welt zu begegnen, ohne mit ihr unterzugehen. Sie veröffentlichen stattdessen ihre wohl abwechslungsreichste, spannendste Platte seit Jahren. Ein Album wie ein wundervoller Pool, in den DUESENJAEGER mit allem hineinspringen, was das Beste an der Band ist. Das Talent der kunstvollen Bildsprache, die großen Gefühle, das Hitpotenzial, der so eindringliche Gesang von Tobias Neumann. „Die Gespenster und der Schnee“ hat das Zeug dazu, die beste DUESENJAEGER-Platte zu werden.