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AUTOMATIC

Excess

Das läuft ja wieder wie bei der ersten Platte, wo auch nur eine schnöde CD ins Haus flatterte und ich mir die LP dann selber kaufen musste. Wird auch diesmal so sein, irgendwo muss man als Label ja schließlich sparen. Was hätte John Peel an dieser Stelle wohl getan? Bei Tim Yohannon weiß ich es, er hätte stoisch sein berüchtigtes Duct Tape drumherum geklebt, fertig. „Excess“ funktioniert ähnlich wie „Signal“, das erste Album von 2019, nur eben noch minimaler und runtergestrippter. Zwei Tage habe ich nicht geschlafen, weil mir nicht einfallen wollte, nach was dieses eine Stück klingt, bis ich „Signal“ noch mal angehört habe und mir beim ersten Track ein Licht aufging. Merker an mich: „Signal“ öfter hören! In identischer Besetzung haben die drei Frauen ihren Sound nochmals reduziert und wirklich auf das Minimalste begrenzt. Gearbeitet wird, bis auf sehr wenige Ausnahmen, lediglich mit einem Bass, einem durchgängigen Schlagzeug (das andere längst durch eine Beatbox ersetzt hätten, wegen Personalkosteneinsparungen oder so), das nahezu durchgehend ohne Breaks und Wechsel auskommt. Die Synthesizerteppiche sind zu Flecken geschrumpft und werden so sparsam eingesetzt, dass sie neben dem Gesang die einzigen melodischen Elemente bilden. Wer hier YOUNG MARBLE GIANTS (minus Gitarre, dafür plus Bass, Schlagzeug und Sexyness) schreit, bekommt einen Fleißpunkt. Auf eine sehr kühle und minimalistische Weise einzigartig und wirklich wundervoll anzuhören. No Wave 2022, ich find’s absolut herrlich.