Foto

FAUST

The Faust Tapes

Bei „The Faust Tapes“ handelt es sich um das dritte FAUST-Album von 1973, nach dem Debüt von 1971 und „So Far“ von 1972, die beide noch bei Polydor in Deutschland veröffentlicht wurden. Polydor hatte damals absurd viel Geld in die Produktion von zwei völlig unkommerziellen Platten gesteckt, weshalb die Band danach ihr Heil in England suchte, wo man innovativen neuen Klängen aufgeschlossener gegenüber stand. „The Faust Tapes“ erschien dann bei Richard Bransons noch jungem Label Virgin (im selben Jahr wie „Tubular Bells“ von Mike Oldfield). 60.000 Exemplare wurden davon in England verkauft, aber nur wegen eines teuren Marketing-Gags von Virgin, die das Album zum Preis einer Single anboten. Wahrscheinlich war selbst das noch für viele Käufer eine üble Fehlinvestition, denn „The Faust Tapes“ war ein Art Resterampe, die aus Musik bestand, an der FAUST nach „So Far“ gearbeitet hatten, also überwiegend unfertiges Material, wodurch das Album noch kollagenhafter und unzugänglicher als die beiden Vorgänger klang. Dennoch wirkt „The Faust Tapes“ wohl deswegen auch heute noch höchst innovativ und ist erstaunlich gut anhörbar, denn der wilde und kompromisslose Stilmix von FAUST besitzt auch hier viel Selbstironie und kommt ohne die Verkrampftheit vergleichbarer zappaesker avantgardistischer Rockmusik-Experimente aus. Viel Spaß hatte man bei Virgin aber dennoch nicht mit den unbequemen Krauts, die nur noch ein weiteres Album dort veröffentlichten. Richtig rar war „The Faust Tapes“ eigentlich nie und wurde immer mal wieder neu aufgelegt, zuletzt als Teil der vergriffene FAUST-Box von Bureau B mit deren frühem Schaffen. Jetzt gibt es auch noch mal einen Einzelrelease von „The Faust Tapes“ auf CD und LP mit leider abgewandeltem Artwork, denn eigentlich bestand das Cover nur aus Text und kombinierte einen Pressetext zur Platte mit Pressezitaten aus Magazinen wie New Musical Express. Die Raute mit Schraffur, die jetzt auf dem Cover zu sehen ist, war eigentlich auf der Rückseite, zudem fehlen sämtliche Pressezitate.