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NIRVANA

In Utero

Wetten, dass anno 2023 mehr NIRVANA-T-Shirts verkauft werden als NIRVANA-CDs? Mit dem Unterschied, dass die CD-Verkäufe von Menschen getätigt werden, die wissen, dass NIRVANA eine Band waren, was ich bei einem Großteil jener, die einem mit deren Logo auf einem Shirt begegnen, ausschließe. Wie ja auch der Großteil der Menschen mit einem Thrasher-T-Shirt nie das Skate-Magazin in den Händen gehalten haben dürfte. Aber ... egal, so geht Popkultur und kapitalistische Verwertungslogik. Anlässlich des zwanzigsten Releasegeburtstags schrieb ich in Ox #111: „‚In Utero‘ ist Musikgeschichte, doch in meiner Reihenfolge der NIRVANA-Alben steht es an dritter Stelle, hinter ‚Nevermind‘ und ‚Bleach‘.“ An dieser Einschätzung meinerseits hat sich nichts geändert, und jede Menge Menschen, die es besser wissen (...) ,haben sich seit 1993 über NIRVANA ausgelassen und sehen das anders, aber wie später bei GREEN DAY oder OFFSPRING oder oder oder ist es eben der Fluch von „early adopters“ aus und in einer Subkultur, immer wieder miterleben zu müssen, wie Bands aus ihrem Kontext durch seltsame Umstände von einer ganz normalen Punkband zu Megastars werden. Was man an den frühen Releases schätzte, verschwindet mit jedem weiteren zunehmend, und so ist man eben „raus“. Als „In Utero“ im September 1993 erschien, reviewten wir das Album im Ox gar nicht erst – weniger Boykott als „egal“. Trotz Produktion von Steve Albini holt mich „In Utero“ bis heute nicht ab, mal abgesehen vom brachialen „Rape me“, wo NIRVANA „wie früher“ klangen. Die Doppel-CD-Neuauflage anno 2023 wird als (erneut) „newly remastered“ beworben und ergänzt um eine zweite CD mit „previously unreleased“ Live-Songs von diversen Shows der Jahre 1993/94.