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AUTHOR & PUNISHER

Krüller

Lange bevor die Elektronikpioniere Conrad Schnitzler, Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius unter dem Namen KLUSTER den Grundstein für das legten, was in England einige Jahre später vor allem durch THROBBING GRISTLE als Industrial bekannt wurde, sprach bereits 1913 ein gewisser Luigi Russolo in seinem Manifest „Die Kunst der Geräusche“ davon, dass die traditionelle symphonische Musik tot sei und durch „Noisemusik“ ersetzt werden müsse, eine Klangästhetik, bei der es um die Umwandlung von mechanischen Geräuschen in Kunst geht. Von KLUSTER und THROBBING GRISTLE wäre Russolo sicherlich begeistert gewesen, Tristan Shones Ein-Mann-Projekt AUTHOR & PUNISHER hätte er wahrscheinlich skeptischer betrachtet. Denn Shones brachialer Post-Industrial-Doom-Metal, den er mit Hilfe einer grotesk anmutenden, speziell angefertigten Werkbank umsetzt – der Mann ist ausgebildeter Maschinenbauer –, ist noch weitaus songorientierter als die angesprochenen Krach-Künstler und eher mit Industrial Rock wie NINE INCH NAILS, MINISTRY oder GODFLESH verwandt. Seit 2005 nimmt Shone, der vorher in der Sludge/Death/Industrial/Metal-Band FALKIRK Sänger und Gitarrist war, jetzt unter dem Namen AUTHOR & PUNISHER Platten auf. Das neue Album „Krüller“ erscheint wie schon der Vorgänger „Beastland“ von 2018 auf Relapse. „Krüller“ dürfte das bisher melodischste und künstlerisch ausgereifteste AUTHOR & PUNISHER-Album sein, das zwar immer noch ziemlich intensiv und sperrig ist, aber dessen hymnische Songs teilweise auch als Shoegaze oder Synthpop durchgehen könnten, was allerdings immer wieder von heftigen Rhythmus- und Noise-Eruptionen torpediert wird.