BAD VIBES

Luke Haines

Luke Haines, ehemals Kopf der britischen Band THE AUTEURS, rechnet in „Bad Vibes“ auf herrlich zynische Weise mit der englischen Musikszene im Allgemeinen und dem Phänomen „Britpop“ (er hasst den Ausdruck) im Besonderen ab.

Er beschreibt den Aufstieg seiner Band, ungefähr zeitgleich mit SUEDE, die das erste Britpop-Titelcover des Musikmagazins Select zierten, und den unvermeidlichen Absturz. Auf ehrliche und selbstironische Art entblößt er die Mechanismen der Musikindustrie, eben von einer anderen Seite wie das John Niven in „Kill Your Friends“ tat.

Gleich bleiben die Drogenexzesse, Neid, Machtkämpfe, windige Manager und Stiefel leckende Journalisten. Er macht keinen Hehl daraus, dass er die meisten Bands seiner Zeit abgrundtief hasst.

OASIS nennt er z.B. liebevoll „die nordenglischen Bauern“. Ich möchte stellvertretend ein paar der schönsten Passagen zitieren: „Russell [der PULP-Gitarrist] war gekleidet wie ein italienischer Second-Hand-Faschist.

(Schon bald sollte mich ... als Adolf Hitler des Britpop bezeichnen. Obwohl dieser Vergleich eigentlich besser auf Damon Albarn [BLUR] gepasst hätte. Wenn überhaupt, war ich wohl Albert Speer.)“.

„Albini [ja, genau der] war auch überrascht von dem ganzen Britpopping das im malerischen, alten England außerhalb des Studios dominierte.“ „Welche Band war das noch, die wie HERMAN’S HERMITS aussehen?“, fragte der Amerikaner mitten im lästigen BLUR-OASIS-Wirbel.“ „Abgesehen von OASIS hatte die Öffentlichkeit im Sommer 1996 das Interesse an Musik fast völlig verloren.

Der beste Beweis dafür war die üble Three Lions-Hymne…als England aus der Endrunde der Europameisterschaft flog. Was Fußball-Songs betrifft, kann „Football’s coming home“ einfach nicht mit dem Chelsea-Hooligans-Mantra aus den frühen Siebzigern „We hate humans“ mithalten.“.

Im Original liest sich das ganz sicher noch eine Nuance unterhaltender, ich hatte trotzdem drei Tage großen Spaß.