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LOVETONES

Myriad

Mit verhuschten Harmoniumklängen und richtungslosem Pianogeklimper mogeln sich die LOVETONES ganz unscheinbar in „The circle turns“, dem Opener des neuen Albums, bevor mit „About the girl“ eine völlig unpathetische, kleine Indiepop-Hymne startet, die mehr als nur ein kleines bisschen OASIS zitiert, ohne dabei in Peinlichkeiten abzudriften. Matthew J. Tow, Gründer und Generalmusikdirektor der Down-Under-Britpop-Adepten zeigt sich mit „Myriad“, dem ersten Album seit 2010 in beachtlicher Form. Der ehemalige BRIAN JONESTOWN MASSACRE-Gitarrist legt hier wieder Wert auf handwerklich erstklassiges Songwriting, zaubert in spielerischer Leichtigkeit Songdiamanten jenseits der abgedroschenen Britpop-Pfade aus dem Hut. Dass die meisten der acht Nummern mit mehr als nur einer kleinen Portion Schmalzigkeit, nicht nur durch die schwelgerische Streicherarrangements, auch durch den leicht überkandidelten Gesang (nicht unähnlich zu Edwyn Collins’ überdrehtesten Crooner-Nummern) dekoriert sind, stört in keinem Fall. So werden die manchmal etwas gleichförmigen Arrangements elegant kaschiert, ohne dass es wie ein Produktionsgimmick wirkt, und „Myriad“ kann, auch bei manchmal ein wenig reduzierter Bandbreite dennoch als starker Beitrag zum Pop-Sommer 2020 gewertet werden.