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AERONAUTEN

Neun Extraleben

Im Januar 2020 verstarb Oliver Maurmann alias Olifr M. Guz, Sänger, Songwriter, charismatischer Frontmann und Mastermind der Schweizer AERONAUTEN. Obwohl Olifr lange schwer krank war, arbeitete die Band bis zuletzt an einem neuen Album. Bis zu seinem Tod war ungefähr die Hälfte der Songs eingespielt, die restlichen Stücke existierten nur in Skizzen und Fragmenten, in Einzelspuren mit Gesang und Gitarre, von „Stauseegrund“ gab es sogar nur den Text. Für die Bandmitglieder stand fest, dass sie es Olifr und der gesamten Band schuldig sind, das Album zum Abschluss zu bringen. Jetzt liegt das Ergebnis vor und es präsentiert DIE AERONAUTEN in Höchstform. „Neun Extraleben“ vereinigt alle Eigenschaften, für die die Band geliebt wird: die AERONAUTEN sind und bleiben einzigartig, unberechenbar, intelligent, witzig, tanzbar, frisch, sympathisch, ehrlich und zeitlos gut. Mit der gewohnt bunten Stilvielfalt zwischen tanzbaren Soul-Stompern, schiebenden Bläsersätzen, Sixties-Garagen-Blues , Rock’n’Roll und Punkrock. Zusammengehalten von der markanten, sonoren Stimme von Olifr, der man regelrecht das verschmitzte Grinsen anhört, wenn er solche schönen Sentenzen singt wie „denn all meine Verflossenen sind heut’ in der Geschlossenen“. Präsentiert mit einer kraftvollen Produktion und einem dichten, kompakten Sound. Mit den kleinen textfixierten Geschichten aus dem Alltag. Olifr hat sich bis zuletzt seine Fähigkeiten als grandioser Beobachter und Geschichtenerzähler bewahrt. Er wusste um seine Krankheit, umso erstaunlicher ist, dass die neuen Songs trotzdem so viel positive Energie, Kraft und Lebens- und Spielfreude ausdrücken. Keine Spur von Resignation oder Verbitterung, kein Jammern und kein Hadern mit dem Schicksal. Die neuen Songs machen einfach nur Spaß. Man freut sich mit, wenn Olifr davon singt, dass es ihm gut geht, wenn er Hatemails an Arschlöcher schreibt. Und man gibt ihm recht, wenn er im Song „Du kotzt mich an jetzt“ die Königsdisziplin „unpeinlicher Protestsong“ gekonnt kultiviert. Absolute Highlights sind „Irgendwann wird alles gut“ und „Junger Mann Gedichte schreibend“, die zum Besten zählen, was die Band je aufgenommen hat. Zwei tolle Coverversionen, die Billy Childish-Nummer „Goldfish murder“ mit von Olifr großartig eingedeutschtem Text und der Song „Ching ching wong“ von Bernie Turner, die zwei Instrumentalstücke „Gletscher“ und „Lamento“ sowie das von Roger gesungene „Stauseegrund“ runden das Album ab. In die Begeisterung über ein grandioses Album mischt sich eine tiefe Wehmut aufgrund der bitteren Erkenntnis, dass dies das letzte neue AERONAUTEN-Album mit ihrem Frontmann Olifr ist. DIE AERONAUTEN hinterlassen eine große Lücke. Mach’s gut, Olifr!