BLACK TO COMM

Oocyte Oil & Stolen Androgens

Mit seinem ebenfalls bei Thrill Jockey unter dem Namen BLACK TO COMM erschienenen Album „Seven Horses For Seven Kings“ von 2019 hatte mich der deutsche Klangkünstler Marc Richter durchaus begeistern können, der seit 2003 auch auf seinem Label Dekorder sehr eigenwillige Musik veröffentlicht. Denn Richters düstere und abstrakte Aneignung von Ambient, Neo-Klassik und Drone, mit der er sich auch vor klassischen Avantgarde-Komponisten wie György Ligeti oder Krzysztof Penderecki verbeugt, war mit seinen sich ständig verändernden Texturen und Samples ein ästhetischer Hochgenuss, ließ sich letztendlich aber nur schwer einordnen. Seine aktuelle Veröffentlichung „Oocyte Oil & Stolen Androgens“ ist diesmal noch abstrakter und reduzierter ausgefallen (und auch nur halb so lang) und wurde offenbar für bestimmte Kunstinstallationen komponiert. Im Mittelpunkt steht dabei ein deutlich repetitiverer Umgang mit Sprachsamples und Rhythmik, die trotz ihrer Reduziertheit einen erstaunlich hypnotischen Sog erzeugen. Richters Musik anzuhören, ist wie die Betrachtung eines abstrakten Gemäldes, man kapiert zwar nicht so ganz, was es darstellen soll, aber dennoch strahlt das Ganze eine ziemliche Faszination aus. Man fragt sich, wo diese ganzen befremdlichen, aber dann doch wieder beruhigenden Klänge herkommen. Das muss wohl Kunst sein, und die kriegt man selten auf dem Silbertablett serviert, die besondere ästhetische Qualität von Richters elektroakustischen surrealistischen Soundscapes erkennt man dennoch sofort.