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LIVE SKULL

Party Zero

Anfang 1989 führte ich in Schorndorf für Ox #2 ein Interview mit einer New Yorker Band namens LIVE SKULL, die ich kurz zuvor entdeckt hatte. Die Band hatte mit „Dusted“ damals gerade ihr drittes Album in drei Jahren veröffentlicht (alle auf Homestead), und als großer SONIC YOUTH-Fan gefiel mir natürlich der ähnlich fiebrige, noisige Sound der Band um die beiden Gitarristen Tom Paine und Mark C. Die hatten die Band 1982 in New York gegründet, man bewegte sich in der gleichen Szene wie SONIC YOUTH und SWANS, spielte zusammen Konzerte, kannte die gleichen Leute. Das Line-up von LIVE SKULL war jenseits von Mark und Tom wechselnd, ab 1987 sang Thalia Zadek, die später mit COME bekannter wurde und heute erfolgreiche Solokünstlerin ist. Die erste Phase von LIVE SKULL endete 1990, doch 2016 belebte Mark C. die Band wieder. 2019 erschien mit „Saturday Night Massacre“ das erste Post-Reunion-Album, „Dangerous Visions“ folgte 2020, und nun hat die aktuell in der Besetzung Mark C. (gt, voc, synth), Richard Hutchins (dr, war auch 1987-1990 dabei), Kent Heine (bs) und Dave Hollinghurst (gt) agierende Band erneut auf dem in Ravenna, Italien ansässigen Label Bronson Recordings mit „Party Zero“ ein weiteres Album veröffentlicht. Und ich bin sehr angetan von diesem zeitlosen Album, das immer noch diesen Geist des New Yorks der späten Achtziger atmet, als die Gitarren-Pionierarbeit von Glenn Branca ein verbindendes Element zwischen eben SONIC YOUTH und LIVE SKULL darstellte – es gab im Line-up von LIVE SKULL sogar mal eine familiäre Verbindung zu Branca. Da ist aber auch eine gewisse Post-Punk-Note, und generell begeistert mich diese zeitlose Direktheit des Albums. Obwohl: Vielleicht ist es auch Nostalgie, die mich das glauben macht. Und die Tatsache, dass keine junge Band heute mehr so klingt ...