RATINGER HOF

Ralf Zeigermann (Hrsg.)

Kommt man heute nach Düsseldorf und sucht den Ratinger Hof auf, der sich jetzt „Stone“ nennt, so befindet man sich in einem ganz normalen Rock-Club, der außer der Adresse nichts mehr gemeinsam hat mit jenem Club, der ab Ende der Siebziger die Brutstätte der Düsseldorfer Punkszene war und in dieser Form bis 1989 existierte.

Nun muss man irgendwelche Locations nicht unbedingt glorifizieren (jeder, der die dreckigen Toilettenlöcher des CBGB’s mal gesehen hat oder sich im Winter im ungeheizten Düsseldorfer AK47 eine Erkältung holte, weiß, wovon ich rede), aber die Strahlwirkung des Ladens am Rande der Altstadt auf die Kunst- und Musik-Szene war eben doch beträchtlich – für andere Städte in Deutschland wie Köln, Frankfurt oder München fällt einem auf Anhieb kein Äquivalent ein, Berlin hat das S.O.

36, Hamburg hatte einst den Star Club. Später bekannt gewordene oder damals schon semi-bekannte Künstler wie A. R. Penck, Markus Oehlen, Jörg Immendorff, Imi Knoebel und Joseph Beuys verkehrten im Ratinger Hof, lokale Bands wie ZK, FEHLFARBEN, MALE, DAF entstanden hier und in seinem Umfeld – in Jürgen Teipels Buch „Verschwende deine Jugend“ kann man das im Detail nachlesen.

Ralf Zeigermann hat nun ein Fotobuch veröffentlicht, das mittels oft grobkörniger, verschwommener Schwarzweißaufnahmen die „goldenen“ Jahre des Ratinger Hofs dokumentiert. Das Buch kommt mit Softcover im A4-Querformat, hat aber dennoch einen härteren Umschlag als jedes Hardcover-Werk: Verpackt ist es in eine Metalbox, die mit dem Negativ des Titelfotos bedruckt wurde.

Das erinnert an die legendäre, längst zum gesuchten, teuren Sammlerstück avancierte „Guter Abzug“-Blechbox, die seinerzeit vom Fotografen Richard „ar/gee“ Gleim mit Fotos bestückt verkauft wurde.

Gleims Foto sind hier natürlich auch zu sehen, ebenso welche aus dem Archiv von Carmen Knoebel, damals Pächterin des Etablissements. Dazu kommen Texte von Leuten, die damals im Ratinger Hof als Band oder Gast verkehrten, so hat Colin Newman von WIRE seine Erinnerungen aufgeschrieben, ebenso Jürgen Engler, Richard Gleim, Harry Rag, Thomas Schwebel und Peter Hein.

Ein wirklich unterhaltsames, beeindruckendes Dokument – verblüffend, dass sich nach 20, 30 Jahren noch so viel Material auftreiben ließ. Als Bonus gibt’s für die Wand einen Druck des Coverfotos sowie einen fast originalen Bierdeckel, wie er am 9.11.78 als Eintrittskarte für das WIRE-Konzert diente.