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CABARET VOLTAIRE

Shadow Of Fear

Stephen Mallinder, Richard H. Kirk und Chris Watson gründeten CABARET VOLTAIRE 1973 im mittelenglischen, seit dem Beginn der Industrialisierung von der Stahlindustrie geprägten Sheffield und widmeten sich in den ersten Jahren experimenteller, von Dadaismus beeinflusster Performance Art, und erst mit dem Aufkommen von Punk wurde ihre Musik, sofern das in diesem Kontext überhaupt eine angemessene Beschreibung ist, etwas zugänglicher. Mit „Mix-Up“ (1979), „The Voice Of America“ (1980), „No. 3“ und „Red Mecca“ (1981) veröffentlichten sie vier klassische Alben, und mit der 1979 auf Mute erschienen „Nag Nag Nag“-7“ sogar eine Hit-Single, die bis heute in keinem Punk/Wave-DJ-Set fehlen darf. Ende 1982 wandten sich CABARET VOLTAIRE bewusst von den harschen Sounds ihrer Frühphase ab, begannen kommerzielleren, zugänglicheren Pop zu spielen, was auf „The Crackdown“ (1983) erstmals dokumentiert wurde. Bis zum (inoffiziellen) Ende der Band 1994 erschienen diverse weitere Alben, zuletzt „The Conversation“. Erst 2014 gab es wieder einen Auftritt von Kirk und CABARET VOLTAIRE auf einem Festival in Berlin, von neuen Aufnahmen war aber keine Rede – bis zum August 2020, als Kirk „Shadow Of Fear“ ankündigte, das erste neue CV-Album seit 16 Jahren. Was freilich als Information an mir vorbeiging, so dass ich „Shadow Of Fear“ erst einige Male nebenbei hörte und mich fragte, welche Art von Rerelease das denn sei – was für Songs, von wann? Nun, Richard Kirk – er hat alle Tracks geschrieben, arrangiert und produziert – ist sich selbst im besten Sinne treu geblieben, hat sich selbst in traditionellem (Pop-)Soundgewand neu erfunden und wird damit sicher alte Fans zufrieden stellen, kann man doch beim besten Willen nicht sagen, ob diese Nummern nun von 2020 oder aus den frühen Neunzigern sind – zeitloser Synthpop, der schon da und so war, bevor alle anderen so klangen. Innovativ ist das freilich nicht (mehr), aber ich behaupte, das war und ist hier auch nicht der Punkt.