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KREIDLER

Spells And Daubs

Die 1994 in Düsseldorf von Thomas Klein, Andreas Reihse und Stefan Schneider (der dann ab 1998 TO ROCOCO ROT den Vorzug gab) gegründeten KREIDLER gehören mich auch weiterhin zu besten deutschen Bands, die in einem Spannungsfeld aus Techno- und Krautrock-Einflüssen ein hypnotisches Ambient-Post-Rock-Groove-Ex­trakt produzieren können. Das letzte KREIDLER-Album „Flood“ erschien 2019, und dass einem die Wartezeit gar nicht so lang vorkam, hat sicher damit zu tun, dass deren Schlagzeuger Thomas Klein im letzten Jahr ein weiteres hervorragendes SØLYST-Album veröffentlichte, dessen atmosphärische Rhythmus-Experimente natürlich eng verwandt mit seiner Hauptband sind. Hatten KREIDLER bei den letzten Veröffentlichungen auch immer gewisse Weltmusik-Einflüsse, dominieren auf „Spells And Daubs“ entspannte perkussive Ambient-Teppiche und sehr melodische, dezent funkige Bass/Dub-Strukturen. Das Basspiel erinnert fast an JAPAN Anfang der Achtziger oder die von XTC-Mitglied Barry Andrews gegründeten SHRIEKBACK, hinzu kommen sehr schöne harmonische Synthie-Texturen. KREIDLER klingen hier erstaunlich entspannt, ohne ihr spezielles Rhythmusgefühl zu vernachlässigen. Und wären ihre Kompositionen nicht rein instrumental und eher von abstrakter Natur, könnte man fast schon von Pop sprechen. Beeindruckend, wie sich KREIDLER immer wieder auf subtile Weise neu erfinden können. Das Cover zieren diesmal Schwarzweiß-Zeichnungen des Künstlers Heinz Emigholz, mit dem KREIDLER auch schon bei einigen Videos zusammengearbeitet haben sowie bei dem Film „2+2=22 [The Alphabet]“, der die Arbeit an ihrem Album „ABC“ 2014 in Tiflis dokumentierte.