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BUSH TETRAS

They Live In My Head

Im Interview im aktuellen Ox äußert sich Simon Bonney von der australischen Bandlegende CRIME & THE CITY SOLUTION sehr anerkennend über die New Yorker Punk-Szene der Siebziger und deren Fähigkeit, äußerst diverse Genres und Annäherungen an die Idee Punk unter einen Hut zu bekommen. Eine der seltsamen Blüten in jener damals so verrotteten Stadt waren die 1979 gegründeten BUSH TETRAS. Leadgitarristin Pat Place war vor der Gründung der seit Anfang der Achtziger in New York aktiven Band bei James Chance’ CONTORTIONS, und wie diese wurden/werden BUSH TETRAS der damaligen No-Wave-Szene zugerechnet, jenem Genre, das sich aus der bunten Musiker- und Künstlerszene im Gefolge von Punkrock in New York City entwickelt hatte. Mit den drei Akkorden der RAMONES hatte der rhythmisch-monotone, seltsame funky Distortion-Sound der BUSH TETRAS nur eine ganz entfernte Verwandtschaft, SLITS, PERE UBU und GANG OF FOUR lagen näher. Die Achtziger überlebten die BUSH TETRAS nicht, erst von 1995 bis 1998 gab es eine Neuauflage inklusive des „Beauty Lies“-Albums (1997) und dann eine weitere 2005. Seitdem spielen Pat Place und Sängerin Cynthia Sley nebst Begleitung wieder Konzerte. Aktuell ist Steve Shelley (ex-SONIC YOUTH) der Drummer, hier auf dem Album zu hören, wie auch R. B. Korbet als Bassistin, doch Stand Frühjahr 2023 ist die Besetzung schon wieder anders, nun spielt Cait „Rocky“ O’Riordan Bass. „They Live In My Head“ ist kein kompliziertes Album. Früher waren sie mir bisweilen zu sperrig, aber ich beobachte vielfach, dass Bands, wenn ich das so sagen darf, auf ihre alten Tage zugänglicher, ja, konventioneller werden – zuletzt beobachtet bei diversen Anarchopunk-Bands aus den Achtzigern. Sehr präsent ist hier der klare (Sprech-)Gesang von Sley, der mich immer wieder mal an Patti Smith erinnert, und darunter gibt Vollprofi Shelley den Takt vor und Pat Place zieht als Ausnahmegitarristin große Distortionschleifen darüber. Die Rhythmik ist tricky, aber was früher herausforderte, ist jetzt schon fast eingängig. Ein exzellentes, komplexes Spätwerk, für dessen Produktion Shelley verantwortlich ist.