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TUSCOMA

Discourse

Yeah, Nachschlag aus Neuseeland, aufgenommen in Tauranga, was auf der Nordinsel liegt und beweist, dass es auch dort gute Studios gibt, die Soundwände so aufnehmen können, dass sie wie eine Dampfwalze durch den Raum donnern. Eine Doppel-LP mit gerade mal acht Songs, die sich jeweils paarweise wie schwarze Lava aus dem Boxen pressen. Blackened Hardcore mit vielen Black-Metal-Einflüssen, ohne in stumpfes Nähmaschinengeratter zu verfallen. Texte, die ich gerne lesen würde, die aber den Titeln nach nichts mit Wäldern, darin verirrten Wikingern und oder Trollen zu tun haben, ebensowenig wie mit dem Lichtbringer. Der Sänger gurgelt immer noch jeden Morgen mit Domestos und Holzbeize seine Stimmbänder zurecht und würgt jede einzelne Silbe mühsam aus den Kiemen. Die Spannbreite von gemächlich-schleppend über einen langsamen Spannungsbogenaufbau bis hin zur Explosion in schierem Geballer und erneuter Rückkehr zur Ruhe und Gemächlichkeit macht den Unterschied aus, denn die Herren beherrschen einerseits ihr Handwerk exzellent, haben andererseits aber auch noch genug Dreck unter den Nägeln, dass es einen auch wirklich packt. Zeit haben sie ja auf den vier Seiten, die sie sich für die acht Songs auch tatsächlich nehmen, ohne in die üblichen Songstrukturen zu verfallen oder gar zu langweilen. Jeder Song steht auf eigenen Beinen, Füller sind Fehlanzeige. Für alle, denen es bei ZEAL AND ARDOR dann doch zu viel Gospel und Musikalität ist, definitiv eine Hörempfehlung, denn die beiden meinen es offenbar ernst. Das klingt nicht nur gefährlich, das ist gefährlich, auch wenn ich mir absolut sicher bin, dass die Herren zwei supersympathischen und tiefenentspannte Menschen sind, die allen Hass und Ärger in diesem Sound kompensieren. Die Tatsache, dass es sich wie bei MANTAR lediglich um zwei Leute handelt, die dieses Höllenbrett abliefern, macht nachdenklich, ob das mit den klassischen Viererbesetzungen wirklich sein muss, wenn man den einen sowieso nicht leiden kann und der Bassist nur dabei ist, weil er gerne mit Musikern abhängt. Aber wir wollen ehrlich sein, für die Aufnahmen hatten sie einen Bassisten an Bord, der immerhin erwähnt wird, aber wohl nicht zur festen Besetzung gehört. „Discourse“ war ursprünglich geplant als Tourrelease, nur wissen wir leider alle, wie es aktuell mit Konzerten aussieht. Übrigens eines, zu dem ich meine Konzertblase hingeprügelt hätte, denn dieses Gewitter sollte man unbedingt live erlebt haben, hoffen wir auf Nachholtermine, irgendwann. Reinigend wie eine Behandlung mit Elektroschocks, kaltem Wasser und WD-40. Edle Aufmachung in Klappcover, schwerem Vinyl (meine sind rot) und verstörend schönem Coverartwork. Etwas anderes hätte ich von Antena Krzyku aber auch keineswegs erwartet. Für mich stimmt hier einfach alles!