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LIQUID SKY

Das Schaffen des 1940 in Moskau geborenen Regisseurs Slava Tsukerman, der sich 1976 in New York niederließ, würde kaum jemanden interessieren, wäre darunter nicht „Liquid Sky“, der traditionelle ästhetische und inhaltliche Aspekte des Filmemachens über Bord warf und als Midnight Movie Kultstatus erlangte.

In Deutschland erschien „Liquid Sky“ in den Achtzigern sogar auf Video (allerdings nur untertitelt), diese Fassung ist aber ebenso vergriffen wie eine später erschienene US-DVD. In den Staaten wurde dieses einzigartige, grenzüberschreitende Underground-Meisterwerk jetzt vom aufs Grindhouse-Kino der 1970er und 1980er spezialisierten Label Vinegar Syndrome als ländercodefreie Blu-ray/DVD-Combo veröffentlicht, und das in exzellenter Qualität.

Denn „Liquid Sky“ wurde dafür vom Original-Kameranegativ neu abgetastet. Hinzu kommen zahlreiche Extras, unter anderem Interviews mit dem Regisseur und Hauptdarstellerin Anne Carlisle, Outtakes, eine isolierte Tonspur des großartigen Minimal-Electro-Soundtracks und eine aktuelle Doku über den Film.

Aufgrund seiner primitiven Umsetzung einer Alieninvasion in New York, die sich auf eine Miniatur-Untertasse und psychedelische Bildverfremdungen beschränkt, gilt „Liquid Sky“ auch als „Plan 9 From Outer Space“ für die New Wave-Generation.

Die Außerirdischen haben es dabei auf die bei Rauschzuständen oder einem Orgasmus ausgeschütteten Endorphine abgesehen. Einen ernstzunehmenden Sci-Fi-Beitrag kann man „Liquid Sky“ (ein Slang-Begriff für Heroin) kaum nennen, dafür zeichnet Tsukerman hier vor der Kulisse von Manhattan mit viel Sarkasmus und schwarzem Humor das wenig schmeichelhafte Porträt einer völlig perversen, hedonistischen und oberflächlichen Boheme-Subkultur, bei der sich alles nur um Sex und Drogen dreht.