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PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB

Earthly Powers

Seit seinem 2009er Album „Diamonds Fall“, auf dem der inzwischen verstorbene CAN-Schlagzeuger Jaki Liebezeit zu hören war, habe ich wieder erstaunlich viel Gefallen am Schaffen von Phillip Boa gefunden, das mir in den Neunzigern, als Boa sogar mal richtig angesagt war, irgendwie verlorenging.

Manche Leute bemängeln, dass Boa immer zu sehr Boa ist und seine Posen etwas steif wirken, aber dafür hält er würdevoll eine klassische Form von Indierock am Leben, die irgendwelchen Popkultur-Hipstern zu angestaubt sein mag, aber den man nach über dreißig Jahren im Musikgeschäft auch erst mal so gut hinbekommen muss, ohne komplett anachronistisch zu klingen.

Boa jedenfalls beherrscht das Balancieren auf dem schmalen Grat zwischen kommerziellem Pop und unangepasster Außenseiter-Attitüde perfekt und kann jede Menge Hits schreiben (diesmal teilweise fast in Adrian Borland-Manier), die aber dennoch niemals in den Single-Charts auftauchen werden, dafür gleicht der Massengeschmack inzwischen einfach zu sehr einem Meer aus Gülle.

Zwar macht den VOODOOCLUB nach wie vor eine ausgeprägte treibende Rhythmik aus, insgesamt wirkt Boa songwriterisch deutlich entspannter, er muss schließlich auch niemandem mehr etwas beweisen.

Und so funktioniert auch bei „Earthly Powers“ die von Boa gewohnte Mischung aus irritierender Verschrobenheit und musikalischer Perfektion wieder bestens. Inzwischen bemüht sich Boa sogar darum richtig zu singen, glücklicherweise gelingt ihm das nicht immer, denn ein paar Ecken und Kanten müssen schließlich auch sein.