DER MIT DEM WOLF TANZT

Als „Der mit dem Wolf tanzt“ (Originaltitel: „Dances with Wolves“) Anfang 1991 in den deutschen Kinos lief, betrug die Laufzeit bereits drei Stunden. Das war selbst in Zeiten vor Internet und Smartphones ein kommerzielles Wagnis, als die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums noch über Twitter-Nachrichten-Länge hinausging, denn für die Kinobetreiber bedeutete das eine abendliche Doppelvorstellung, aber nicht unbedingt doppelte Einnahmen.

Zudem war der klassische Western zwar nicht völlig vom Aussterben betreibt, aber auch nicht gerade der heiße Scheiß. Außerdem war man gezwungen, Untertitel zu lesen, da viele Dialoge im Original-Indianer-Dialekt gesprochen wurden.

Und Hauptdarsteller und Regiedebütant Kevin Costner hatte man eher als blonden Sonnyboy auf dem Schirm. Aber „Der mit dem Wolf tanzt“ war ein Riesenerfolg, wurde mit sieben Oscars ausgezeichnet und machte das Western-Genre wieder schick.

Bereits ein Jahr nach der Erstaufführung von „Der mit dem Wolf tanzt“ erschien eine neue vierstündigen Fassung dieses verdienten Meisterwerks, die das Verhältnis der von Costner gespielten Hauptfigur, dem Nordstaaten-Lieutenant John Dunbar, zu seinen indianischen Freunden noch vertieft und hierzulande bereits auf DVD und Blu-ray mit umfangreichen Bonusmaterial erschien.

Konnte man damals Kinofassung und Extended Cut noch zusammen erwerben, muss man sich jetzt für eine der beiden Fassungen entscheiden, die getrennt auf DVD und Blu-ray wiederveröffentlicht wurden.

Beeindruckend an „Der mit dem Wolf tanzt“ ist – der trotz seiner epischen Laufzeit kaum wirkliche Längen besitzt –, ähnlich wie in Elliot Silversteins „Ein Mann, den sie Pferd nannten“ von 1970, die klischeefreie, ambivalente Darstellung des Indianerlebens, verbunden mit einer manchmal fast schon zu naiven humanistischen Völkerverständigungs-Botschaft.