Foto

BRACKET

Too Old To Die Young

Die Neunziger, Sie erinnern sich? Bands auf Labels wie Epitaph, Fat Wreck und Burning Heart waren verpflichtend für Jungs der gymnasialen Oberstufe, ohne NOFX-Kapu galt man als asozial, auf Konzerten der Bands jener Labels bildeten sich Schlangen vor den Merchständen.

Häme ist freilich unangebracht, die heutige Alternative lautet schließlich Deutschrap. Mit dabei in dem ganzen Bandgemisch damals: BRACKET aus dem 100 km nördlich von San Francisco gelegenen 3.000-Einwohner-Örtchen Forestville.

Aus dessen Namen und dem des legendären 924 Gilman St. Club in Berkeley mischten sie den Titel ihres Debüts „924 Forestville St.“ (1994), dem „4-Wheel Vibe“ (1995) folgte. Das dritte Album „Like You Know“ wurde seinerzeit wegen Businessquerelen von ihrem Label Caroline nicht veröffentlicht, erschien erst 2013.

Mit „Novelty Forever“ (1997) und „When All Else Fails“ (2000) wechselten BRACKET dann zu Fat Wreck Chords, aber irgendwie gerieten sie dann, zumindest in Europa, in Vergessenheit, die Alben „Requiem“ (2006, Takeover Records) „Hold Your Applause“ (2014) und „The Last Page“ (2016) wurden wohl maximal von den alten Fans wahrgenommen.

Mit ihrem neunten (Mini-)Album „Too Old To Die Young“ sind Marty Gregori, Zack Charlos und Ray Castro, alle drei Gründungsmitglieder, und der 1998 dazugestoßen Angelo Celli zu Fat Wreck zurückgekehrt und lassen nostalgische Gefühle aufkommen: So, wie sich bei Fat Wreck in vielerlei Hinsicht musikalisch wenig geändert hat, ist auch bei BRACKET die Zeit stehengeblieben.

Zwar hatte man vor zwanzig Jahren irgendwann genug von dem ganzen melodiösen EpiFat-Sound, es gab einfach zu viele Bands, vor allem zweit- und drittklassige, aber jetzt ist dieser hypermelodiöse Punkrock mit dem mehrstimmigen Gesang und BEACH BOYS-Harmonien schon wieder eine Randerscheinung.

Für Nostalgiker sind BRACKET jedenfalls auch 2019 noch eine sichere Bank. Mit elf Songs in knapp 25 Minuten ist der Longplayer freilich eher short. Kommt mit Textblatt – ganz schön düster und frustriert klingt man hier.