EPOXIES

Stop The Future CD

Ich habe ganz ehrlich Angst. Angst davor, wohin uns die Retro-Welle noch tragen wird. Wenn die Punkers sogar die SCORPIONS für sich entdecken, dann scheint ab jetzt wirklich alles möglich. Erst ist da die Berliner Band STROM, die in einem ihrer Songs den SCORPIONS-Gitarristen Rudolf Schenker auffordert, ihnen eine seiner Flying Vs zu schenken - und der Mann macht das Spiel auch noch mit! - und beim Hören des neuen EPOXIES-Albums falle ich fast vom Stuhl, als mir bewusst wird, dass die Portlander mit "Robot man" einen Song der Hannoveraner gecovert haben.

Okay, der stammt von 1975, also aus einer Zeit, als die SCORPIONS noch eine ganz ordentliche Hardrockband waren, aber trotzdem: es gibt eine Grenze. Allerdings muss ich zugeben, dass die EPOXIES-Interpretation von "Robot man" schon ihren Reiz hat, und sich gut zwischen den restlichen zwölf Songs auf "Stop The Future" einfügt.

Also doch alles richtig gemacht? Ja. Die EPOXIES bleiben auf ihrem zweiten Album - und dem ersten für ihr neues Label Fat Wreck - ihrem Stil treu und gehen, mal abgesehen von "Robot Man" keine Experimente ein.

Immer noch ist der EPOXIES-Sound stark synthiedominiert, pendeln die Songs zwischen 77er Punkrock und New Wave, sind die Einflüsse von Bands wie DEVO und BLONDIE unüberhörbar. Die logische Weiterführung ihres selbstbetitelten 2002 auf Dirtnap erschienenen Debütalbums also.

Das mag manchen vielleicht etwas wenig erscheinen, aber mir sind ein Dutzend großartige neue Songs - wobei "Synthesized" von der gleichnamigen Single von 2002 stammt - im bewährten Stil lieber, als eine Band, die sich in albernen Selbstfindungs-Abenteuern verliert.

Und die EPOXIES können mit "Stop The Future" ihre Vormachtstellung in Sachen Retro-Punkrock locker behaupten, sind zusammen mit den BRIEFS - auch wenn deren Musik in eine andere Richtung geht - einfach die Besten in diesem Genre.

Allerdings hat "Stop The Future" bei mir ein paar Durchläufe gebraucht, um zu zünden, dann aber gehen Songs wie die Überhits "Radiation", "This day" und "Everything looks beautiful on video" nicht mehr aus dem Kopf.

Also doch ein kleiner Unterschied zum sich sofort ins Hirn fressenden Debüt. Aber meistens sind die Platten, bei denen es etwas länger dauert bis man sie liebt, ja diejenigen mit dem Hält-lange-an-Effekt.

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