TRANSPLANTS

Haunted Cities CD

Es war 2002 kein Wunder, dass das Debütalbum der TRANSPLANTS zu einem der am besten verkauftesten Alben auf Hellcat Records wurde. Mit Tim Armstrong von RANCID und Travis Barker, dem Drummer der verblichenen BLINK 182, sind schließlich zwei millionenschwere, einschlägig bekannte Musiker an Bord.

Ihnen zur Seite steht ein gewisser Rob Aston, so dass wenigstens die ersten beiden Namen Grund genug dafür waren, dass dieses Trio mit einem Release in aller Munde war. Nun, drei Jahre nach dem Erscheinen des Debüts steht das zweite Album der TRANSPLANTS in den Startlöchern, und dieses Mal hat sich das Trio Travis Barkers La Salle Records als Labelheimat gesucht und ist in den Majorvertrieb gewechselt.

Und während ich dem Release von "Haunted Cities" eher mit gemischten Gefühlen entgegen sah, so bin ich jetzt, da ich das Album gute zwanzig Mal gehört habe, überrascht. Und das aus mehreren Gründen.

Einerseits fand ich das Gangstergehabe, das die TRANSPLANTS mit dem Video zur ersten Single "Gangsters and thugs" verkörperten, affig. Denn das hat mit Punk nichts mehr zu tun. Andererseits tritt dieses arge Gepose auf "Haunted Cities" doch sehr in den Hintergrund.

Darüber hinaus ist das Album als Ganzes sehr viel vielseitiger, als man es aufgrund des Debüts vermutet hätte. Angefangen mit straighten Punksongs wie dem Opener "Not today" oder dem an melodische RANCID erinnernde "American guns" geht "Haunted Cities" über Calypso-Klänge ("I want it all") hin zu Swinganleihen ("Doomsday") und schließlich zu reinen HipHop-Songs wie "Killafornia" oder "Hit the fence" über.

Und als wäre das nicht genug, so findet sich mittendrin mit "What I can't describe" ein poppiges R'n'B-Stück, das problemlos den Weg ins Mittagsprogramm von MTV finden könnte, und mit "Crash and burn" ein Song, der von südamerikanischen Klängen geprägt ist.

Auf einen Schlag ist das vielleicht etwas viel, und ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass die TRANSPLANTS derart melodisch und teils auch derart glatt ("What i can't describe", "Gangsters and thugs") werden.

Dennoch, "Haunted Cities" gefällt mir, weil die TRANSPLANTS eine wirklich abwechslungsreiche Platte gemacht haben. Rob Aston schreit nicht mehr so, Travis Barker spielt kein aufdringliches Drum'n'Bass-Stress-Schlagzeug mehr und Tim Armstrong säuselt wie gewohnt ins Mikro.

Alles in allem wird "Haunted Cities" dafür sorgen, dass sehr viel mehr Menschen als zuvor Zugang zu den TRANSPLANTS finden werden, denn "Haunted Cities" ist zweifelsohne höchst massenkompatibel.

Und ob die TRANSPLANTS musikalisch nun noch wirklich viel mit Punk zu tun haben, sei mal dahin gestellt. "Haunted Cities" ist jedenfalls ein Album, das mutig ist, eben weil es sehr vielseitig ist.

Und deswegen mag ich es sehr gerne. (40:11) (09/10)